"Rote Maschine Reloaded": Das ist Deutschlands Goldgegner
"Rote Maschine Reloaded": Das ist Deutschlands Goldgegner
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat mit dem Finaleinzug bei Olympia ein weiteres Wunder-Kapitel geschrieben. Wird jetzt sogar der große Goldtraum wahr? Im Finale geht es am Sonntagmorgen um 5.10 Uhr MEZ gegen den großen Favoriten. ran.de stellt Russland, oder besser gesagt Olympische Athleten aus Russland, näher vor.
Blockbildung
Wegen des Dopingskandals darf auch das russische Eishockey-Team nur unter olympischer Flagge und unter dem etwas sperrigen Namen Olympische Athleten aus Russland (OAR) antreten. 23 der 25 Spieler des Kaders stehen in St. Petersburg (15) oder bei ZSKA Moskau (8) unter Vertrag, die anderen beiden bei Metallurg Magnitogorsk. Die sportliche Rivalität merkt man dem Team, das tatsächlich eines ist, nicht an. Alle haben ein Ziel: Endlich wieder Gold holen.
Rote Maschine
Mehr als 1000 russische Fans unterstützen ihre Mannschaft bei den Spielen. Ein Teil trägt T-Shirts mit der Aufschrift "Red Machine Reloaded", eine Erinnerung an die einst so glorreichen Zeiten der UdSSR, als die sowjetische Nationalmannschaft bei zehn Olympia-Teilnahmen acht Mal Gold holte, bei 34 Weltmeisterschaften 22 Mal den Titel. Nach der Auflösung der Sowjetunion konnte die russische Auswahl die Dominanz nicht fortführen. Seit 1994 gab es nur noch zwei Medaillen: Silber 1998 und Bronze 2002. Dass das letzte Gold vor 26 Jahren als GUS geholt wurde, unter olympischer Flagge, sehen viele Fans als gutes Omen.
KHL
Die NHL weigerte sich, zu pausieren, damit Stars wie Alexander Owetschkin zu Olympia können. Damit müssen auch andere Nationen klar kommen. Für die Russen ist das jedoch ein Vorteil, denn die heimische Kontinental Hockey League (KHL) hat sich durchaus zu einer Alternative zur NHL gemausert. Vor allem durch die Gehälter. In Russland kann man gutes Geld verdienen, weshalb Talente nicht unbedingt flüchten und Altstars auf hohem Niveau in ihrer Heimat weitermachen. Für Olympia macht die Liga eine vierwöchige Pause.
Oleg Snarok
Das bittere Viertelfinal-Aus in Sotschi 2014 führte zu einem Wechsel: Oleg Snarok wurde neuer Nationaltrainer. Snarok, der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, spielte einst in Deutschland für den EV Landsberg, den EHC Freiburg und den Heilbronner EC, ist zeitgleich auch Trainer in St. Petersburg. Er weiß: "Wir tragen eine große Verantwortung, die Menschen bei uns wollen Gold. Wir wollen das auch." Dafür setzt er auf eine bessere Balance im Team, das zuletzt zwar immer aus starken Individualisten bestand, aber im entscheidenden Moment keine Einheit war. Daneben hat er das Prinzip der roten Maschine wiederbelebt.
Wladimir Putin
Klar, er gehört auch untrennbar dazu. Als Staatspräsident will und braucht er große Siege, was könnte da besser passen als die "Wiedergeburt" der russischen Eishockey-Macht? Und das bei diesen Spielen, nach dem ganzen Dopingskandal. Dass sich Putin immer wieder gerne in Eishockey-Montur schmeißt und öffentlichkeitswirksam bei Benefiz-Spielen mitmischt, passt da ins Bild. Dass er bei solchen Spielen gegen NHL-Veteranen dann auch schon mal acht Tore schießt, verwundert auch niemanden mehr. Er wird beim Finale wohl dabei sein und für den letzten Fitzel Motivation sorgen.
Pawel Dazjuk
Er ist der Kapitän, der "Magic Man", wie er auch genannt wird. Er hat noch eine große Sehnsucht in seiner langen Karriere: die Aufnahme in den Triple Gold Club. Heißt: Nach dem Gewinn des Stanley Cup und dem WM-Titel auch Olympia-Gold zu holen. 14 Jahre lang war der Center bei den Detroit Red Wings, holte mit ihnen 2002 und 2008 die NHL-Trophäe. 2012 wurde er Weltmeister. Er wäre der 28. Spieler, der die Aufnahme in den elitären Club schaffen würde. Seit 2016 spielt der 39-Jährige wieder in seiner Heimat bei St. Petersburg.
Ilja Kowaltschuk
Der Stürmer machte 816 Spiele in der NHL, in die er 2001 mit 18 Jahren gegangen war. Er schoss 417 Tore, stieg 2012 aber aus seinem Vertrag bei den New Jersey Devils aus, der noch bis 2025 datiert war und ihm 77 Millionen Dollar eingebracht hätte. Er spielt auch er wieder in der Heimat bei St, Petersburg. Der 34-Jährige wurde 2008 und 2009 Weltmeister.
Wjatscheslaw Wojnow
Der Verteidiger ist der dritte Ex-NHL-Profi im Kader der Russen. 254 Spiele absolvierte er dort, holte 2012 und 2014 mit den Los Angeles Kings den Stanley Cup. Wegen häuslicher Gewalt kam er 2015 in Haft, sein Vertrag bei den Kings wurde aufgelöst. Er spielt seitdem in St. Petersburg.