Olympia
Olympia 2024 - DFB-Frauen mit Krimi vom Punkt: Heldin Berger führt Deutschland ins Halbfinale
- Veröffentlicht: 03.08.2024
- 22:15 Uhr
- SID
Die deutschen Fußballerinnen greifen nach einem Elfmeterkrimi nach einer Medaille. Torhüterin Ann-Katrin Berger wird dabei zur Heldin.
Ann-Katrin Berger schob den entscheidenden Elfmeter ganz cool in die Ecke, dann verschwand sie vor der deutschen Fankurve in einer Jubeltraube.
Ausgerechnet die nach der Vorrunde in die Kritik geratene Torhüterin hat den deutschen Traum von einer Olympia-Medaille am Leben gehalten, der scheidende Trainer Horst Hrubesch reihte sich ein in die Schlange der unzähligen Gratulanten. Beim 4:2 im Elfmeterschießen gegen Kanada parierte Berger im Viertelfinale zunächst zwei Schüsse, ehe sie als fünfte Schützin selbst zum Sieg verwandelte.
Die 120 Minuten zuvor waren gegen den Gold-Gewinner von Tokio torlos geblieben. Nach dem Elfmeterkrimi ist Paris ganz nah, aus zwei Spielen braucht es einen Sieg für eine Medaille. Im Halbfinale am Dienstag (18.00 Uhr/im Liveticker) gibt es nach dem 1:4 in der Vorrunde die Chance auf eine Revanche gegen den Rekord-Olympiasieger USA. Berger war erst unmittelbar vor Turnierstart statt der langjährigen Nummer eins Merle Frohms zur Stammkeeperin bestimmt worden.
In der Vorrunde hatte sie sich noch einige Fehler geleistet, nun feierte sie auf der Ehrenrunde im Trikot der verletzten Lena Oberdorf. Nur einmal blieben die DFB-Frauen bei Olympia ohne Medaille, bei den bisherigen fünf Teilnahmen gab es einmal Gold sowie dreimal Bronze. Mit dem Einzug ins Finale von Paris würde sich die Mannschaft auch noch den Traum von ein paar Nächten im Olympischen Dorf erfüllen.
Das Wichtigste in Kürze
Bemerkenswerte Geschichte geschrieben
Kanada hatte in der Vorrunde eine bemerkenswerte Geschichte geschrieben. Der Olympiasieger von Tokio wirkte nach dem Drohnenspionage-Skandal und einem Sechs-Punkte-Abzug überhaupt nicht gehemmt, gewann nach der Suspendierung von Cheftrainerin Bev Priestman alle drei Gruppenspiele - und rettete sich als Zweiter ins Achtelfinale. Umso wichtiger aus deutscher Sicht, dass im "50:50-Spiel" (Hrubesch) Top-Angreiferin Lea Schüller sowie die Innenverteidigerinnen Marina Hegering und Kathrin Hendrich auflaufen konnten.
Die deutschen Frauen erwischten den besseren Start, schüttelten bei 33 Grad im Stade Velodrome deutlich schneller ihre Nervosität ab. Nach perfektem Chip-Pass von Janina Minge tauchte Schüller allein vor dem Tor auf, der Abschluss misslang aber völlig (11.). Die DFB-Elf kombinierte immer wieder gefällig, war klar überlegen. Klara Bühl scheiterte nach einem Traumpass von Jule Brand an einer starken Fußabwehr von Kailen Sheridan (18.).
Externer Inhalt
Olympia 2024: Die besten Bilder des achten Tages
Den von Interimscoach Andy Spence betreuten Kanadierinnen gelang vor der Pause nahezu nichts nach vorne, im letzten Drittel reihte sich Fehlpass an Fehlpass. Da auch Deutschland mit zunehmender Spieldauer die Ideen fehlten, plätscherte die Partie nun hauptsächlich im Mittelfeld vor sich hin.
Auch nach dem Wechsel blieb die Hrubesch-Elf zunächst das deutlich aktivere Team, ließ aber die Klarheit beim letzten Pass vermissen. Viele aussichtsreiche Angriffe wurden nicht zu Ende gespielt. Kanada wachte erst nach rund 60 Minuten auf, investierte plötzlich mehr in die Offensive. Cloe Lacasse zwang Berger zu einer ersten Parade (70.), dann rettete die Torhüterin im Eins-gegen-Eins gegen Adriana Leon stark mit dem Fuß (71.).
Die deutsche Elf wirkte nun komplett platt, kam kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Janine Beckie fehlten Zentimeter zum Lucky Punch kurz vor der Verlängerung (90.+5) - und in dieser erwachte das deutsche Team wieder, Sydney Lohmann traf die Latte (113.). Die Entscheidung fiel aber erst vom Punkt.