"Poupou" wird 80 - Ehrentag für den ewigen Zweiten
- Aktualisiert: 14.04.2016
- 13:55 Uhr
- SID
Er war der Inbegriff des Pechvogels, und er hat Frankreich dennoch im Sturm erobert.
München (SID) - Er war der Inbegriff des Pechvogels, und er hat Frankreich dennoch im Sturm erobert. Raymond Poulidor war der ewige Zweite der Tour de France, für ihn hätte der Ausdruck Sieger der Herzen erfunden werden können. In der Grande Nation ist er beinahe populärer als der große Bernard Hinault. Am Freitag vollendet "Poupou", wie er liebevoll genannt wird, sein 80. Lebensjahr.
Zweifellos war Poulidor ein erfolgreicher Rennfahrer. Er gewann Mailand-San Remo, Paris-Nizza oder die Spanien-Rundfahrt, zudem gelangen ihm sieben Siege bei Tour-Etappen zwischen 1962 und 1974. Nur der Sieg bei der Großen Schleife, für den der gute Zeitfahrer und hervorragende Kletterer wie gemacht schien, wollte Poulidor nie gelingen. Er trug nicht einmal das Gelbe Trikot, nicht für einen Tag.
"Poupou" wurde zum Synonym für den tragischen Helden, für jemanden, gegen den sich immer alles verschwor. Aber auch für jemanden, der das Glück nicht erzwang. Unvergessen ist das Ellenbogenduell mit seinem großen Rivalen, seinem weitaus weniger populären Landsmann Jacques Anquetil, am Puy de Dôme im Zentralmassiv bei der Tour 1964.
Anquetil verbarg seine völlige Erschöpfung geschickt, und Puolidor ließ sich täuschen. Zu spät ergriff Poulidor die Initiative, attackierte und nahm Meister Jacques auf den letzten 800 Metern noch 42 Sekunden ab. Zu wenig, um Gelb zu übernehmen. Zu wenig, um Anquetil den Gesamtsieg zu entreißen. Im abschließenden Zeitfahren baute dieser den Vorsprung auf 55 Sekunden aus und feierte seinen fünften und letzten Triumph.
Poulidor beendete die Frankreich-Rundfahrt dreimal als Zweiter, insgesamt stand er siebenmal auf dem Tour-Podest, zuletzt 1976, als 40-Jähriger. "Vielleicht hat mir der letzte Ehrgeiz gefehlt, auch wenn ich bestimmt immer alles gegeben habe", sagte Poulidor einmal: "Aber es hat mir auch gefallen, dass mich alle mochten. Die Fans und die anderen Fahrer." Das tun sie noch heute.