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Vor 25 Jahren: Italiens Rad-Legende Bartali stirbt

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© AFP/SID/STF

Gino Bartali war ein stiller Held. Eine Legende auf dem Rad war der Italiener, das war allen bekannt. Zweimal gewann er die Tour de France (1938, 1948), sogar dreimal den Giro d'Italia (1936, 1937, 1946), die epischen Duelle mit Landsmann Fausto Coppi elektrisierten die Massen. Seine größten Taten vollbrachte Bartali aber im Verborgenen, und die Welt erfuhr davon erst, nachdem er am 5. Mai 2000 im Alter von 85 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war.

Seiner Familie hatte Bartali das Versprechen abgerungen, zu seinen Lebzeiten nicht von seinen Heldentaten aus dem Zweiten Weltkrieg zu erzählen. So wurde erst nach seinem Tod bekannt, dass sich Bartali während der Besatzung Italiens durch Hitlers Truppen als Fahrradkurier einer Untergrundbewegung für die Rettung von Juden eingesetzt hatte.

Zwischen 1943 und 1945 schmuggelte der gläubige Katholik auf seinen Touren Fotos und gefälschte Dokumente, damit Juden neue Identitäten ausgestellt werden konnten. Als berühmter Radstar fielen die vielen Fahrten Bartalis, meist die 180 km zwischen Florenz und Assisi, den Soldaten und Kontrollposten nicht besonders auf. Die Dokumente hatte er im Sattelrohr verborgen.

2013 wurde Bartali, der auch eine jüdische Familie im Keller versteckte, posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zum "Gerechten unter den Völkern" ernannt. Zu seinem Gedenken startete zudem der Giro d'Italia 2018 in Jerusalem. "Gewisse Medaillen werden an die Seele geheftet, nicht an die Jacke", hatte Bartali einst gesagt. Der Trubel um seine Person gefiel ihm nicht.

Dabei hatten schon seine sportlichen Leistungen Anlass genug dafür gegeben, die Anhänger in Italien spalteten sich in "Bartalisti" und "Coppisti". Die Duelle mit dem fünf Jahre jüngeren Fausto Coppi gingen in die Radsportgeschichte ein.

Als Held sah sich "Il Pio" (der Fromme) aber nie. Wirkliche Helden, soll Bartali laut seines Sohnes Andrea einmal gesagt haben, seien "diejenigen, die in ihrer Seele gelitten haben, in ihrem Herzen, in ihrem Geist, in ihren Gedanken, für ihre Lieben. Ich bin nur ein Radfahrer." Bartali war weit mehr als das.

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