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Klöden ärgern Doping-Vorwürfe: "War immer mit mir im Reinen"
Der zweimalige Tour-Zweite und frühere Ullrich-Edelhelfer Andreas Klöden sieht sich auch zwölf Jahre nach seinem Karriereende durch die Dopingvorwürfe in seiner aktiven Zeit ungerecht behandelt. "Ich hatte nie einen positiven Test und war nicht einmal auffällig und war immer mit mir im Reinen", sagte der 50-Jährige, der 2006 als bislang letzter Deutscher das Tour-Podest erreicht hatte, der Welt am Sonntag. Es gebe heute nichts zu gestehen: "Nein, ich habe nichts getan."
Klöden, der nach dem Ende seiner Laufbahn 2013 praktisch nicht mehr mit deutschen Medien gesprochen hatte, bereue nichts. "Ich kann heute nichts anders machen als damals. Ich tat meine Arbeit, verdiente mein Geld. Ich bin in eine Zeit geboren, wo es so war", sagte er: "Ich hatte über 40 Kontrollen im Jahr, 2006 allein 19 bei der Tour, also fast jeden Tag eine. Man konnte sich damit aber vor allem in Deutschland nicht rechtfertigen."
Von 1998 bis 2006 war Klöden beim Team Telekom/T-Mobile gefahren, die meiste Zeit mit Jan Ullrich. Als der einzige deutsche Toursieger 2006 wegen des Fuentes-Dopingskandals Startverbot für die Frankreich-Rundfahrt erhalten hatte, rückte Klöden in die Kapitäns-Rolle. Während andere Team-Mitglieder in der Folge Dopingpraktiken gestanden, äußerte sich Klöden nicht dazu.
In den folgenden Jahren fuhr er noch für die Teams Astana (2007 bis 2009) und RadioShack (2010 bis 2013). "Die letzten sechs Karriere-Jahre waren nur noch ein Job, kein Spaß mehr. Das war einfach Arbeit", sagte Klöden.
Zweimal wurde er hinter Lance Armstrong Zweiter der Tour de France, rückte aber trotz der nachträglichen Aberkennung dessen sieben Tour-Titeln nicht zum Sieger auf. Dies wurme Klöden aber nicht: "Das ist mir egal, denn es steht ja nur in Büchern. Der große Erfolg und Moment wäre der in Paris gewesen, mit dem Team über die Champs-Élysées zu fahren", sagte er: "Ob ich da irgendwo stehe, ist mir Wurscht. Dein Leben wird nicht davon beeinflusst, in einer Liste zu stehen."
Klöden, der seit 20 Jahren in der Schweiz lebt und im Immobilien-Bereich arbeitet, hat nicht mehr viel mit dem Radsport von heute zu tun. Die starke Tour von Florian Lipowitz verfolge er aber. "Er fährt einen unkonservativen Stil mit Geruckel. Das sieht nicht filigran aus, ist aber schnell", sagte er: "Wenn man bis zum Ende der Tour vorn mitfährt, und er ist erst 24 und macht erst seit fünf Jahren Radsport, dann kann man noch mega viel lernen."