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Radsport

War der Wechsel von Remco Evenepoel wirklich eine kluge Entscheidung? Team und Fahrer werden darunter leiden – ein Kommentar

  • Veröffentlicht: 06.08.2025
  • 16:20 Uhr
  • Jan Horstkötter

Rad-Profi Remco Evenepoel wechselt von Soudal Quickstep zu Red Bull-Bora-hansgrohe. Das könnte für viel Ärger und unnötigen Stress sorgen – ein Kommentar.

Von Jan Horstkötter

Der Wunschfahrer bei seinem Wunschteam.

Auf den ersten Blick wirkt der Wechsel von Remco Evenepoel zu Red Bull-Bora-hansgrohe wie eine Win-Win-Situation. Der Doppel-Olympiasieger und dreifache Weltmeister beim Team des Getränkeherstellers mit den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten.

Evenepoel als neues Aushängeschild und als designierter Nachfolger von "Noch"-Kapitän Primoz Roglic, der im kommenden Jahr 37 wird. Bereits 2024 wurde die Gerüchteküche angeheizt, nun ist es offiziell.

Damals ein No-Brainer. Und was soll in einem Jahr schon groß passieren? Eine ganze Menge!

Denn Evenepoel kommt zu einem Red Bull-Bora-hansgrohe Team, das nun drei potenzielle Kapitäne hätte. Evenepoel und das Team planen vermutlich mit dem Belgier als Nummer eins. Aber zahlt er das mit seiner Leistung auch zurück?

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Evenepoel vs. Roglic vs. Lipowitz

Noch ist Roglic der Kapitän. Zudem hat Florian Lipowitz beim Critérium du Dauphiné und der Tour de France auf sich aufmerksam gemacht. Bei ersterem Event, der Generalprobe vor der Tour, ließ Lipowitz als Dritter (hinter den beiden Ausnahmefahrern Pogacar und Vingegaard) Evenepoel (4. Platz) hinter sich.

Bei der Tour wurde Lipowitz ebenfalls Dritter. Roglic am Ende Achter. Evenepoel musste die Rundfahrt aufgeben, sah aber auch zuvor nicht frisch aus. Zu viel Stress?

Im Zeitfahren ist der erst 25-jährige Evenepoel vermutlich allen einen Schritt voraus. Dort ist er Olympia-Sieger, zweifacher Weltmeister und gewann auch in diesem Jahr bei der Dauphiné und der Tour eine Etappe. Dazu kommt der Vuelta-Titel 2022, als Roglic nach der 16. Etappe in einem engen Duell um den Titel wegen eines Sturzes aufgeben musste.

Der Slowene hat mit vier Vuelta- und einem Giro-Titel bereits bewiesen, dass er große Rundfahrten gewinnen kann.

Und dahinter lauert dann ja auch noch Florian Lipowitz, der deutsche Jungprofi, der für das Team fährt, das zwei deutschsprachige Sponsoren im Namen trägt. Er wäre das perfekte Aushängeschild für die Zukunft von Red Bull-Bora-hansgrohe.

So wie es der Belgier Evenepoel beim belgischen Soudal Quick-Step war. Das Team, das ihn groß gemacht hat. Ihm aber auch ein gewaltiges Ego verpasste. Dort war er der Superstar, der er nun bei Red Bull-Bora-hansgrohe erneut sein will.

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Evenepoel-Charakter könnte für Unruhe sorgen

Das wird mit dem Ego von Primoz Roglic kollidieren, der sich seine Kapitänsrolle nicht so einfach abluchsen lassen will wie bei der Tour. Und auch Lipowitz‘ Ambitionen werden nach den beiden dritten Plätzen gewaltig sein.

Stress vorprogrammiert, denn Evenepoel gilt charakterlich als nicht ganz einfach - hatte in der Vergangenheit häufiger eine kurze Zündschnur.

Drei designierte Kapitäne bleiben für gewöhnlich nicht lange im selben Team. Mit der Rolle des Helfers werden sich nicht alle abfinden. Doch das steht dem ein oder anderen bevor.

Evenepoel wird es beachtlich schwerer haben, klarer Kapitän eines Teams zu werden.

Roglic wird es beachtlich schwerer haben, seine Kapitänsrolle zurückzugewinnen.

Lipowitz wird es beachtlich schwerer haben, sich als Kapitän der Zukunft zu etablieren.

Stress vorprogrammiert. In einer Sportart, die vom Team-Gedanken lebt. Eine Situation, mit der sich Evenepoel mit seinem Wechsel womöglich nicht unbedingt einen Gefallen getan hat. Und seinem neuen Team auch nicht.

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