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Zwischen Mythos und Montmartre: Schlüsselstellen im Tour-Finale
Florian Lipowitz hat am zweiten Ruhetag der 112. Tour de France Kraft tanken können. Zwei erfolgreiche Wochen liegen hinter dem deutschen Shootingstar, die dritte wird entscheidend.
Als Dritter der Gesamtwertung und Träger des Weißen Trikots hat sich der 24-Jährige vom Team Red Bull-Bora-hansgrohe eine hervorragende Ausgangslage erarbeitet. Bis zum erhofften Sprung auf das Podium in Paris warten auf Lipowitz aber noch große Hürden.
Allein der schwere Alpen-Doppelpack der 18. und 19. Etappe führt über insgesamt 10.000 Höhenmeter. Lipowitz muss die letzten Reserven mobilisieren. Der SID gibt einen Überblick über die Schlüsselmomente der Schlusswoche.
MANN GEGEN MYTHOS
Nur einen Berg muss Lipowitz auf der 16. Etappe am Dienstag erklettern. Doch der Mont Ventoux ist mehr als nur ein Berg. Der "kahle Riese der Provence" ist ein Mythos und einer der "heiligen" Anstiege der Tour de France. 15,7 km lang ist die Fahrt hinauf durch die Mondlandschaft ins Ziel. Die durchschnittliche Steigung beträgt 8,8 Prozent. Hält Lipowitz seine Form, kann er hier den Vorsprung auf die Verfolger ausbauen.
DIE KÖNIGSETAPPE
Die Tour erreicht die Alpen und verlangt den müden Fahrern alles ab. Die Strecke über den Col du Glandon und den Col de la Madeleine zum Col de la Loze ist ein erbarmungsloser Härtetest. 5450 Höhenmeter sind über die drei Anstiege der höchsten Kategorie zu meistern. Im Ziel auf 2300 m Höhe kann Lipowitz an dem Ort, an den Tadej Pogacar vor zwei Jahren eine seiner schwersten Niederlagen erlitt, eine Vorentscheidung im Kampf um das Podest erzwingen. Der Schlussanstieg ist 26,4 km lang und im Schnitt 6,5 Prozent steil.
ALARM IN DEN ALPEN
Eine Verschnaufpause nach dem ersten Alpen-Hammer? Nicht in der Schlusswoche der Tour de France! Nach der Schinderei der 18. Etappe folgt auf dem 19. Teilstück gleich die nächste Kletterpartie auf Lipowitz. 4550 Höhenmeter über fünf gewertete Anstiege mitsamt der Bergankunft in La Plagne sind der letzte große Härtetest. Das Podium steht nach der finalen Bergetappe weitgehend fest.
PARTY IN PARIS?
Florian Lipowitz hat sich für sein Tour-Debüt ein denkbar ungünstiges Jahr ausgesucht. Das klassische Ausrollen bei der Tour d'honneur ist abgesagt. Nach dem Spektakel bei den Olympischen Spielen in Paris wird das Peloton anstatt der traditionellen acht nur drei Runden auf dem Prachtboulevard Champs Élysées zurücklegen. Stattdessen geht es dreimal über den Montmartre. Bei der dritten Überquerung des Gipfels sind es nur noch sechs Kilometer bis zur endgültigen Ankunft. Ein letztes Mal ist von Lipowitz höchste Aufmerksamkeit gefordert. Sind die Abstände gering, sind verzweifelte Attacken der Rivalen nicht ausgeschlossen.