Ausraster bei ATP-Turnier in Acapulco
ranSicht: So wird aus Alexander Zverev nie ein ganz Großer
- Aktualisiert: 23.02.2022
- 18:18 Uhr
- ran.de/Martin Jahns
Trotz aller sportlicher Erfolge: Der Ausraster von Alexander Zverev in Mexiko zeigt, wieso die deutsche Nummer eins im Tennis einfach nicht zum Vorbild taugt. Ein Kommentar von ran-Mitarbeiter Martin Jahns.
München – Wieder einmal steht sich Alex Zverev selbst im Weg. Keine 24 Stunden war es her, dass er mit dem spätesten Match-Ende der Tennis-Historie beim ATP-Turnier in Acapulco Sportgeschichte und positive Schlagzeilen schrieb. Doch einen Tag später liegt sein Image in Trümmern. Selbstverschuldet. Mal wieder.
Wegen einer Schiedsrichterentscheidung zu seinen Ungunsten beschimpfte Zverev im Doppel den Unparteiischen erst als "fucking idiot" (verdammter Idiot). Ohnehin schon schlimm genug. Für eine ähnliche, allerdings ungleich längere, Schimpftirade wurde Daniil Medvedev bei den Australian Open zum Buhmann des Publikums. Der Russe bekam eine 12.000-Dollar-Strafe aufgebrummt. Dabei dürfte es bei Zverev nicht bleiben.
Denn beim Matchverlust verließen ihn alle guten Geister. Nach dem hastigen Handshake mit den Gegnern eilte er zum Schiedsrichterstuhl und prügelte mehrmals mit seinem Schläger darauf ein. Nur hauchdünn an den Füßen des Schiedsrichters vorbei.
Auf sympathische Auftritte folgen Skandale
Neben Buhrufen und Pfiffen setzte es für Zverev eine folgerichtige Disqualifikation vom Turnier durch die ATP wegen "unsportlichen Verhaltens". Schwerer als die verlorene Titelchance und verschenkte Weltranglistenpunkte dürfte für Zverev jedoch der abermalige Image-Schaden wiegen.
Denn zuletzt versuchte sich der Hamburger immer wieder durch joviale, selbstironische Auftritte in TV-Shows und bei Presseterminen sympathischer und nahbarer zu präsentieren. Das Bemühen war klar erkennbar: Der beste deutsche Tennisspieler seit Boris Becker sollte endlich auch eine ähnliche Popularität genießen und das deutsche Tennis aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Bei seinem sensationellen Olympia-Gold in Tokio im Sommer 2021 sagte Zverev voller Pathos, er habe "für ganz Deutschland gespielt, für alle zuhause".
Alex Zverev kommt nicht aus seiner Haut
Ein Fan-Liebling wie Becker wird aus Zverev so aber nicht mehr. Denn auch wenn Becker neben dem Platz und nach der Karriere mit Besenkammer-Storys und Insolvenz-Berichten zu kämpfen hatte, war er doch auf dem Court stets ein Vorbild in Sachen Kampfgeist und Fairness. So oft Zverev hingegen aus der Haut fährt, so wenig kommt er aus selbiger, wenn sich ein Skandal an den nächsten reiht.
Sei es die arrogante Abwertung eines Wimbledon-Linienrichters 2018 ("Er will nur wichtig sein"), die umstrittene Teilnahme an der von Novak Djokovic in Corona-Lockdown-Zeiten durchgeführte Adria Tour oder ein dekadentes Party-Video aus Monaco trotz Coronabeschränkungen. Zudem stehen noch immer die schwerwiegenden Vorwürfe häuslicher Gewalt von seiner Ex-Freundin Olga Sharypowa im Raum, die derzeit noch von der ATP untersucht werden.
"In Deutschland kommt alles mit dem Erfolg. Dann lieben dich die Leute. Läuft es nicht so toll, wird es manchmal schwierig", sagte Zverev einst selbst. Dabei zeigt sein peinlicher Auftritt in Acapulco einmal mehr, dass zur Rolle als wahre Tennis-Größe mehr als Erfolg gehört. Da kann Zverev noch so viel gewinnen, ein Aushängeschild für das deutsche Tennis wird er mit Auftritten wie in Acapulco nie werden.
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