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Nicolas Kiefer schreibt auf ran.de und tennis.de

Kiwi-Kolumne: Für Angie ist dieses Jahr ein Grand-Slam-Titel drin

  • Aktualisiert: 30.01.2016
  • 18:16 Uhr
  • ran.de /
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© imago sportfotodienst
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Nicolas Kiefer blickt in seiner Kolumne auf das Tennis-Jahr 2016. Angelique Kerber traut er viel zu. Auch zwei Herren sieht er auf dem Vormarsch.

Hallo Tennis-Freunde,

Endlich geht's wieder los. Die tennislose Zeit ist vorbei, ab sofort geht es wieder um wichtige Weltranglistenpunkte. Natürlich auch für unsere deutschen Profis.

Was ist von Andrea Petkovic, Angelique Kerber, Philipp Kohlschreiber, Alex Zverev und Co. im Jahr 2016 zu erwarten? Sicherlich Unterschiedliches.

Starten werden jedenfalls alle traditionsgemäß in Asien oder Australien. Klar, in Melbourne steigt mit den Australian Open ab Mitte des Monats ja auch das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres.

Auch Petko wird dann mit von der Partie sein. Das ist nicht selbstverständlich. Denn noch vor ein paar Wochen schien sie mit dem Tennis komplett abgeschlossen zu haben, sie wirkte sogar ein wenig depressiv. Doch jetzt die Wende.

Petko will es nochmal wissen. Dafür hat sie nun auch ihre "Comfort-Zone" in und um Darmstadt verlassen und hat ihre Vorbereitung in Halle/Westfalen bei ihrem neuen Coach Jan de Wit absolviert. Petko weiß, dass das jetzt vielleicht ihre letzte Chance ist - und die will sie unbedingt nutzen.

Andrea ist eine athletische Spielerin, die definitiv das Zeug dazu hat, in diesem Jahr in die Top-10 zurückzukehren. Bleibt nur abzuwarten, wie schnell sie sich selbst fängt, ihre unglaubliche Labilität ablegt und ab wann die Zusammenarbeit mit de Wit Früchte trägt.

Ich kenne Jan sehr gut und weiß, dass er Spieler besser machen kann - das hat er nicht zuletzt bei Gilles Simon und Gael Monfils bewiesen. Ich hoffe, dass es jetzt auch bei Petko klappt.

Sabine Lisickis Anspruch muss in diesem Jahr ebenso wie bei Petko das Erreichen der Top 10 sein. Sabine musste ihre Saison im vergangenen Jahr aufgrund einer Knieverletzung frühzeitig beenden und hatte somit nun sehr viel Zeit, sich körperlich richtig gut auf die neue Saison vorzubereiten.

Sie müsste meiner Meinung nach somit die mit Abstand am besten vorbereitete Spielerin von allen sein - zumindest, was die Kondition betrifft. Sabine spielt gleich zu Beginn des Jahres gemeinsam mit Alex Zverev den Hopman Cup in Perth. Das habe ich früher auch gerne gemacht.

Das Turnier dient perfekt als Vorbereitung für die kommenden Aufgaben. Man kann dort ein paar Matches im Einzel und Mixed spielen und sich so an die Hitze in Australien gewöhnen. Hoffentlich kann Sabine sich gleich in den ersten Wochen so viel Selbstvertrauen holen, dass sie eine erfolgreiche Saison spielt - das Zeug dazu hat sie jedenfalls.

Genauso natürlich wie Angelique Kerber. Sie ist nicht umsonst unsere konstanteste Spielerin in den vergangenen Jahren, die sich in den Top 10 der Weltrangliste festgespielt hat. Angie ist eine unglaubliche Kämpferin, die auch täglich auf dem Trainingsplatz richtig hart arbeitet. Und ich finde es richtig gut, dass sie sich jetzt vor der Saison selbstbewusst geäußert und gesagt hat, dass sie sich in diesem Jahr einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier zutraut.

Das ist ein richtig gutes Signal. Angie zeigt damit: Hier bin ich, jetzt wird's für euch alle gefährlich. Und das stimmt ja auch. Bis auf die wahnsinnig dominante Serena Williams sind alle anderen Spielerinnen für Kerber schlagbar. Das weiß sie auch. Und genau dieses Wissen gibt ihr neues Selbstvertrauen.

Ich glaube auch, dass ein Grand-Slam-Titel für Angie in diesem Jahr drin ist. Bleibt nur abzuwarten, wie sie selbst mit dem Druck, den sie sich mit dieser Aussage auferlegt hat, umgeht, wenn es vielleicht mal nicht so rund läuft.

Petko, Sabine und Angie verbindet alle, dass sie in diesem Jahr unbedingt den Fed Cup gewinnen wollen. Wenn man sich nur die Namen der Spielerinnen aller Nationen anschaut, gehören unsere Mädels schon einmal auf jeden Fall ins Endspiel - denn es sind allesamt Spielerinnen mit Top-10-Potenzial.

Jedoch wartet mit der Schweiz in Leipzig am 6. und 7. Februar (live in SAT.1 Gold und auf ran.de) der erste schwere Brocken. Die Eidgenossinnen sind mit Belinda Bencic, Timea Bacsinszky und Martina Hingis ebenfalls richtig gut aufgestellt. Das dürfte eine sehr interessante Partie werden.

Dennoch mache ich mir um unsere deutschen Mädels weniger Sorgen als um die Herren. Wobei: Ich glaube, dass 2016 das Jahr von Alex Zverev werden wird. Er hat in den vergangenen zwei Jahren bereits hier und da angedeutet, zu welchen Leistungen er fähig ist und in dieser Saison wird er nun durchstarten. Da bin ich sicher.

Ob es am Ende schon für eine Platzierung unter den Top-20 der Welt reicht, wird man sehen. Aber Top-50 oder Top-40 in der Weltrangliste sind auf jeden Fall drin. Und Alex wird bei den großen Turnieren für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Da können sich die Stars schon mal anschnallen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass er so durchstartet, wie es ein Nick Kyrgios auch geschafft hat – und der steht aktuell immerhin auf Position 30 der Weltrangliste.

Ob Tommy Haas noch einmal richtig auf die Profi-Tour zurückkehren wird, bleibt abzuwarten. Für die deutschen Tennis-Fans wäre es sicherlich schön, aber man muss sich schon die Frage stellen, ob er sich bei allem Ehrgeiz gesundheitlich einen Gefallen tut. Denn seine Schulter ist ja nicht nur einmal operiert worden. Aber wer weiß, vielleicht sorgt Tommy ja 2016 nochmal für die eine oder andere Überraschung.

Die traue ich unserem aktuellen deutschen Top-Spieler Philipp Kohlschreiber auf jeden Fall zu. Er hat ein sehr gefährliches Spiel und besitzt die körperliche Fitness, auch 2016 ein erfolgreiches Jahr zu absolvieren. Philipp hat alle Möglichkeiten, sich dieses Jahr unter die Top-15 der Welt zu spielen - so weit oben hat er noch nie gestanden.

Ob ihm bei einem Grand-Slam-Turnier am Ende auch mal der ganz große Coup gelingen wird? Schwierig. Denn bei den Herren ist es allgemein nicht so einfach, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir in Deutschland zu meiner aktiven Zeit mit Rainer Schüttler, Tommy und mir gleich drei Top-10-Spieler hatten - dennoch waren wir alle meilenweit davon entfernt, einen Grand-Slam-Titel zu holen. Da muss wirklich viel zusammen kommen.

Vielleicht schaffen es die deutschen Herren in diesem Jahr ja mal, im Davis Cup ein ganzes Stück weiter zu kommen. Sie spielen in der ersten Runde zu Hause in Hannover gegen Tschechien (4. bis 6 März live in SAT.1 Gold und auf ran.de) und haben vor heimischer Kulisse die Riesenchance, zumindest mal die zweite Runde zu erreichen.

Denn ich glaube, dass die Tschechen ohne ihren Top-Spieler Tomas Berdych anreisen werden. Er wird sich wohl eher auf seine persönliche Karriere konzentrieren. Und wir wären dann mit Philipp, Alex Zverev und vielleicht noch Dustin Brown sehr gut aufgestellt. Und sollte Tommy bis zu diesem Zeitpunkt wirklich richtig fit sein und Teamchef Michael Kohlmann zur Verfügung stehen, könnte er das Team als vierter Spieler komplettieren. Ich sehe dieser Partie also äußerst positiv entgegen.

Außerdem hoffe ich in diesem Jahr darauf, dass Roger Federer doch nochmal ein Grand-Slam-Turnier gewinnt. Oder eben den Olympiasieg in Rio de Janeiro holt. Denn die Goldmedaille fehlt dem Schweizer ja noch in seiner Sammlung. Es wäre ihm jedenfalls zu gönnen.

Zudem bleibt abzuwarten, ob Novak Djokovic nochmal ein so dominantes Jahr hinlegen kann wie 2015. Das war schon extrem. Aber ich glaube, dass er nun wieder starke Konkurrenz von Roger, Andy Murray oder aber auch Stan Wawrinka bekommen wird. Die Turniersiege werden für "Nole" jedenfalls keine Spaziergänge.

Ob Rafael Nadal nochmal zu alter Stärke findet, hängt auch davon ab, wie er ins neue Jahr startet. Er spielt seit Jahren ein körperlich unglaublich anstrengendes Tennis. Und das scheint seit einiger Zeit mächtig an ihm zu zehren.

Ich wünsche uns auf jeden Fall ein spannendes Tennis-Jahr 2016,

Euer Kiwi


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