Biathleten und Weltverband auf Kuschelkurs: "Wollten doch nur helfen"
- Aktualisiert: 06.01.2017
- 11:10 Uhr
- SID
Die Aufarbeitung des russischen Dopingskandals wird zur unendlichen Geschichte. Nach einem Krisentreffen gehen Biathleten und IBU nun aufeinander zu.
Oberhof (SID) - Die Aufklärung des russischen Dopingskandals zieht sich weiter hin, der IBU scheinen juristisch die Hände gebunden zu sein. Immerhin seine abtrünnigen Biathleten springen dem Weltverband wieder zur Seite. "Ich habe nie gesagt, dass die IBU nichts für den Dopingkampf macht", sagte der Franzose Martin Fourcade am Rande des Weltcups in Oberhof: "Wir Athleten wollten doch nur helfen."
Fourcade, Dominator der vergangenen Jahre und seit längerer Zeit lautestes Sprachrohr der Aktiven, hatte wegen der angeblich zu laschen Vorgehensweise des Verbands mit einem Weltcup-Boykott gedroht - für die IBU ein Affront, den Fourcade nicht so negativ interpretiert haben wollte. "Wir wollten damit bewirken, dass sie noch aggressiver vorgehen, als sie es eh schon machen", sagte Fourcade und ergänzte: "Es gibt keinen Kampf zwischen Athleten und IBU!"
Fourcade war sichtlich um Entspannung bemüht, als er über das Krisentreffen der Athleten referierte. Ein entscheidender Punkt für seine nun versöhnliche Haltung nach dem Treffen war wohl die Anwesenheit von Nicole Resch, Generalsekretärin der IBU. "Sie hat uns erklärt, wie sehr die IBU im Dopingkampf involviert ist. Das war sehr interessant", sagte Fourcade.
Gemeinsam mit dem Tschechen Michal Slesingr und dem US-Amerikaner Lowell Bailey hatte er die Zusammenkunft organisiert. Kurzfristig, und dennoch kamen rund 60 Sportler zusammen. "Es war ein konstruktives Gespräch und es tat auch den Athleten gut, mal die Seite der IBU zu hören", berichtete Deutschlands Nummer eins Simon Schempp und verriet schonmal: "Es war sicher nicht das letzte Treffen."
Weitere Debatten sind bitter nötig, um eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen Doping zu finden, denn die Situation ist trotz erster Maßnahmen festgefahren. Nachdem Chefermittler Richard McLaren in seinem Bericht festgestellt hatte, dass zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland 31 Biathleten gehören, hatte die IBU zunächst zwar zwei Athleten vorläufig gesperrt und von weiteren Untersuchungen gegen die 29 anderen Athleten gesprochen. Namen aber wurden nicht genannt - und das hat gute Gründe.
"Es ist doch unverantwortlich und unprofessionell, jemanden durch die Medien als positiven Fall zu ziehen, für den wir keine Beweise vorliegen haben", sagte Resch im ZDF. Der Weltverband und seine Expertengruppen versuchen im Moment, "aus den Indizien Beweise zu machen. Ich weiß aber nicht, für welche uns das gelingen wird und kann." IBU-Präsident Anders Besseberg bat daher um Geduld bis zu dem Zeitpunkt, an dem "wir uns bei den Ergebnissen ganz sicher sein können." Aber wird das jemals geschehen?
McLaren sprach zwar davon, dass Dopingproben systematisch manipuliert worden waren. Inwiefern die Athleten dabei involviert gewesen sind, wollte er jedoch nicht bewerten. Und genau mit ihrer Unwissenheit werden die Beschuldigten im Zweifelsfall argumentieren, so haben es bereits die von der IBU suspendierten Russinnen Olha Wiluchina und Jana Romanowa getan.
"Das ist schon eine komplizierte Thematik, und juristisch schwer zu bewerten", sagte der frühere Sprintweltmeister Arnd Peiffer. "Ich denke, die IBU ist schon gewillt, ein Zeichen zu setzen. Aber es wird noch viel Zeit vergehen, bis alles aufgearbeitet ist."