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Eberhard: "Werden den Jungs Zeit geben"

  • Aktualisiert: 18.07.2014
  • 13:08 Uhr
  • ran.de/tennis.de/DTB
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Im Interview erklärt DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard, warum gerade die vier Spieler für das Nachwuchsteam gewählt werden und wo das deutsche Tennis noch Hilfe im Jugendbereich braucht.

Hamburg – Alexander Zverev, Daniel Altmaier, Rudolf Molleker und Nicola Kuhn bilden das neue Talent Team des Deutschen Tennis Bundes im männlichen Nachwuchsbereich. Im Interview erklärt Sportdirektor Klaus Eberhard, nach welchen Kriterien die Auswahl getroffen wurde, mit welchen Maßnahmen das Quartett unterstützt wird und warum man nach wie vor weitere Partner für den Jugendbereich benötigt 

ran.de/tennis.de: Zwei Jahre nach der Gründung des Porsche Talent Team Deutschland beim weiblichen Nachwuchs wird jetzt auch ein Pendant für den männlichen Nachwuchs aus der Taufe gehoben. Wie kam das Ganze zustande?

Klaus Eberhard: Wir haben in diesem Jahr glücklicherweise zwei Partner gewinnen können, die sich im Nachwuchsbereich engagieren. Dank der Unternehmen Clinton und Brandt & Partner sind wir jetzt in der Lage, auch bei den Jungs ein Talent Team aufzubauen. Allerdings fehlt uns im Vergleich zu den Mädchen immer noch ein Titelsponsor. Solange wir den nicht haben, sind die Voraussetzungen der beiden Mannschaften nicht zu vergleichen. Der Anfang ist aber mit diesen vier Jungs nun gemacht, darauf wollen wir aufbauen. Übrigens heißt das nicht, dass die jahrelange Arbeit der Landesverbände, der Bundesstützpunkte oder der privaten Trainer nicht wichtig ist. Das Talent Team stellt ganz einfach eine zusätzliche Unterstützung dar.

ran.de/tennis.de: Die Mannschaft besteht zunächst aus vier Mitgliedern, nämlich Alexander Zverev (Jahrgang 1997), Daniel Altmaier (Jahrgang 1998), Nicola Kuhn (Jahrgang 2000) und Rudolf Molleker (Jahrgang 2000). Warum wurden gerade diese Vier ins Team berufen?

Klaus Eberhard: Alexander, Daniel, Rudolf und Nicola sind jahrgangsübergreifend die besten und erfolgreichsten Spieler im männlichen Jugendbereich, die wir zurzeit haben. Sie alle sind auf dem Weg hin zu einer Profikarriere und haben in den letzten ein bis zwei Jahren schon – in unterschiedlichen Abstufungen – professionell trainiert. Diese Jungs bringen all das mit, was man für eine erfolgreiche Karriere braucht: Talent, Willen, technisches Vermögen, taktisches Verständnis und vor allen Dingen Spaß an ihrem Sport.

ran.de/tennis.de: Was bedeuten Erfolge in diesem Alter für die weitere Karriere?

Klaus Eberhard: Das muss man differenzieren. Wenn einer wie Alexander Zverev mit 16 Jahren schon die Nummer eins der U18-Jugendweltrangliste ist, dann ist das sicher ein Gradmesser. Ohne größere Verletzungsprobleme hat er eine sehr gute Prognose für eine erfolgreiche Profikarriere. Bei einem Daniel Altmaier ist das Potenzial vorhanden, aber die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Wie groß ist sein Wille? Wie kompromisslos verfolgt er seine Ziele? Bei aller Hilfe von außen – es hängt vieles vom Spieler selbst ab. Gleiches gilt für Rudolf Molleker und Nicola Kuhn. Die Grundvoraussetzungen sind da, aber es muss weitergehen. Sie alle müssen sich immer neue Ziele stecken und hart trainieren. Die aktuellen Erfolge sind eine Momentaufnahme.

ran.de/tennis.de: Alexander Zverev hat von den drei Mitgliedern des Teams sicherlich bereits die größte Aufmerksamkeit genossen. Wie ist seine Entwicklung der letzten Jahre zu bewerten?

Klaus Eberhard: Seine Entwicklung ist in Stufen zu sehen. Mit 14 Jahren hat er angefangen, die ITF-Jugendturniere zu spielen. Er hat sich kontinuierlich in der Rangliste hochgearbeitet mit dem Ziel, die Grand Slam Turniere zu spielen und zu gewinnen. Das hat er sehr schnell erreicht. Normalerweise ist die nächste Stufe, Futures und kleinere ATP-Challenger-Turniere zu spielen, um in der Weltrangliste nach oben zu kommen. Durch seinen Sieg beim hochdotierten Challenger in Braunschweig hat er einen riesigen Sprung im Ranking gemacht und kann somit den Weg über die kleineren internationalen Veranstaltungen auslassen. Wer ein Großer werden kann, der schafft den Sprung schneller, andere brauchen dafür Jahre. Alexanders Entwicklung ist also schon außergewöhnlich.

ran.de/tennis.de:  Bei den Mädchen des Porsche Talent Team Deutschland ist die Förderung vor allem auf eine Professionalisierung des Umfelds ausgerichtet. Wie wird das bei den Jungs aussehen?

Klaus Eberhard: Im Prinzip ganz ähnlich, allerdings ist die finanzielle Ausstattung aufgrund des noch fehlenden Hauptsponsors leider geringer. Dennoch wollen wir alle vier Jungs durch individuelle Maßnahmen fördern. Wie bei den Mädchen ist es unser Ansatz, ein gutes Umfeld – ob im Bundesstützpunkt, im Landesverband oder privat – zu erhalten und zusätzlich zu unterstützen. Gemeinsam mit den für den Spieler verantwortlichen Personen überlegen wir außerdem, was für die nächsten Entwicklungsschritte nötig ist und versuchen, das umzusetzen.

ran.de/tennis.de: Wie kann man sich das konkret vorstellen? In welchen Bereichen profitieren die Talente?

Klaus Eberhard: Grundsätzlich werden unsere Kaderjugendlichen regelmäßig für Lehrgänge zusammengezogen. Dazu erhalten die Spieler bei den deutschen Turnieren Wildcards über den DTB und werden bei bestimmten Veranstaltungen durch die Bundestrainer betreut. Dazu kommen die Einsätze in den Nationalmannschaften, das sind wertvolle Erfahrungen für die Jugendlichen. Bei dem Talent Team ergänzen wir diese Maßnahmen, die Ausgangslage ist jedoch für alle vier Spieler unterschiedlich. Nicola Kuhn trainiert in Spanien an einer Akademie. Wir sind überzeugt, dass das für ihn momentan richtig ist. Mit den Mitteln aus dem Talent Team unterstützen wir eine noch umfangreichere Betreuung – auch auf Reisen – durch einen festen Trainer. Rudolf Molleker hat in Berlin ein festes Umfeld und mit Benjamin Thiele einen super Coach, ihm fehlen jedoch spielstarke Gegner. Er trainiert nun zeitweise im Bundesstützpunkt in Hannover bei Nicolas Kiefer und wir helfen ihm zusätzlich bei der Finanzierung von Turnierreisen. Daniel Altmaier wird verstärkt ITF-Jugendturniere spielen, damit er in den nächsten zwei Jahren bei den Junior Grand Slams Erfolg hat. Das bedeutet für ihn, dass er viel im Ausland unterwegs sein muss. Dabei ist eine gute Betreuung wichtig und dazu wollen wir beitragen. Alexander Zverev und seine Familie sind ein eingespieltes, professionelles Team. Doch die Eltern haben immense Ausgaben. Zum Beispiel arbeitet "Sascha" jetzt für einige Wochen im Jahr mit dem Konditionstrainer von Andy Murray. Das kostet Geld, ist aber sinnvoll und daher unterstützen wir das.

ran.de/tennis.de: Wie ist die perspektivische Planung für das Team? Werden noch weitere Spieler hinzugenommen?

Klaus Eberhard: So ein Talent Team kann nur die absolute Spitze umfassen, daher muss sich dort nicht ständig etwas verändern. Die Anzahl der Spieler kann sich mal um ein oder zwei erhöhen, aber auch abnehmen. Wir streben jedoch grundsätzlich Kontinuität an und werden den Jungs auch die nötige Zeit geben.  


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