NFL - Todd Bowles: Die Wurzel des Buccaneers-Erfolgs
- Aktualisiert: 31.03.2022
- 20:13 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Nach dem Rücktritt von Bruce Arians als Head Coach der Tampa Bay Buccaneers übernimmt nun Todd Bowles für ihn. Es ist die einzig logische Wahl, ist Bowles doch schon länger ein angesehener Coach in der NFL.
München/Tampa Bay - Es war ein mittelschweres Beben, welches am Dienstag morgen deutscher Zeit durch die NFL ging.
Bruce Arians gab seinen Rücktritt als Head Coach der Tampa Bay Buccaneers bekannt und wechselt ins Front Office, um General Manager Jason Licht zu unterstützen. Nachfolger von Arians ist sein Defensive Coordinator Todd Bowles. Der machte sich auch schon in der Zeit vor Tom Brady einen Namen bei den Bucs.
Bowles als Players' Coach: Respektiert über die Teamgrenzen hinaus
Bowles ist kein emotionaler Trainer wie Robert Saleh von den New York Jets. Bowles ist ein ruhiger Fachmann, der nur selten aus der Haut fährt - meistens, weil alles nach Plan verläuft.
Auch deshalb ist er bei den Spielern unheimlich beliebt. Devin White, Linebacker bei den Buccaneers, twitterte gleich nach der Entscheidung: "Das ist mein Kerl, es gibt keine bessere Person als ihn!"
Dass das nicht nur leere Worte von einem eigenen Spieler sind, beweist auch Jamal Adams. Er twitterte ebenfalls kurz nach der Entscheidung einen "Shoutout an Coach Todd Bowles!". Zur Erinnerung: Adams und Bowles arbeiten bereits seit 2018 nicht mehr zusammen und in Seattle hat Adams durchaus eigene Probleme, unter anderem eine Verletzung.
Vorherige Station New York Jets: Stark begonnen, noch stärker nachgelassen
Die Connection zwischen dem 58-Jährigen und Adams kommt übrigens von ihrer Zeit bei den New York Jets, dort war Bowles von 2015 bis 2018 Head Coach.
Wenn es Zweifel an der Eignung des ehemaligen Defensive Coordinators gibt, dann höchstens wegen seines mäßig erfolgreichen Aufenthalts in East Rutherford. Zu Beginn lief es top, Bowles und die Jets holten zehn Siege, verpassten jedoch in Woche 17 mit einer Niederlage bei den Buffalo Bills die Playoffs.
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In den folgenden Jahren fielen die Jets leistungsmäßig völlig ab, in drei Saisons gelangen insgesamt nur 14 Siege und der Mann, der gebürtig sogar aus New Jersey stammt, musste seinen Hut nehmen.
Auch ohne Brady: Defense auf Top-Niveau in Tampa Bay
Der mittlerweile in den Coaching-Ruhestand verschwundene Bruce Arians holte Bowles daraufhin als Defensive Coordinator, wohlwissend, was für ein guter Coach er ist. "Er wird uns die Möglichkeit geben, um die Playoffs zu spielen", sagte Arians bei seiner Vorstellung im Jahr 2019. Damals hatten die Buccaneers noch Jameis Winston als Quarterback und gerade fünf Siege in 2018 geholt.
Wurde Arians damals noch belächelt, hätten die Buccaneers tatsächlich in 2019 um die Playoffs mitspielen können, hätte Winston nicht 30 (!) Interceptions geworfen. Dass es zu sieben Siegen reichte, lag an der Defensiven Einheit von Coach Bowles.
2018, eine Saison vor seiner Anstellung, waren die Buccaneers die an Nummer 31 (von 32) geführte Defense. Zwar verbesserte man sich 2019 nur um zwei Plätze, jedoch auch, weil die Offense die Abwehr stets mit kurzen Feldern ins Spiel schickte. Gegen den Lauf waren die Bucs unter ihm die Nummer eins der NFL.
Meisterstücke gegen Green Bay und Kansas City
Als mit Tom Brady ein Mann in die Offense kam, der den Ball nicht an jeden gegnerischen Cornerback verteilt, wurden die Buccaneers gleich zu einem Top-Team.
Sein erstes wahres Meisterstück in Diensten der Bucs legte er 2020 in Woche sechs ab. Gegen die Green Bay Packers gewann Tampa Bay 38:10, der spätere MVP Aaron Rodgers wurde von Bowles' Defense so schlecht aussehen gelassen, dass er sogar gebencht wurde. Das Passer Rating von 35 war das mit Abstand schlechteste in Rodgers' Saison.
Das gleiche Schicksal mussten auch die Kansas City Chiefs im Super Bowl erleben. Nach dem enttäuschenden 24:27 in der Regular Season schmiedete der 58-Jährige den perfekten Gameplan gegen Patrick Mahomes und ließ erstmals in der NFL-Karriere des jungen Superstars keinen Touchdown seines Teams zu.
"Er verdient mindestens die Hälfte von Bradys MVP-Trophäe", sagte "FOX"-Journalist Kevin Wildes nach dem Spiel. "Ich sage euch, er verdient noch heute (8. Februar 2021) einen Job als Head Coach", plädierte Wildes damals schon für Bowles als Hauptübungsleiter.
Tampa ist nicht New York: Luxussituation für Bowles
Dass der neue Head Coach der Tampa Bay Buccaneers die selben Fehler wiederholt, wie in seiner Zeit bei den New York Jets, ist wohl ausgeschlossen. Überhaupt hat Bowles nun eine ganz andere Situation.
In New York musste er mit Ryan Fitzpatrick und Josh McCown als Quarterback arbeiten und viele, wohl deutlich zu viele, Gedanken an seine damals dysfunktionale Offense verschwenden. Nun hat er mit Byron Leftwich als Offensive Coordinator und Tom Brady, dem größten Quarterback aller Zeiten, zwei erfahrene und angesehene Persönlichkeiten an seiner Seite, die ihm die Arbeit für die Offense de facto abnehmen. Brady könnte wohl auch alleine die Plays callen, wenn es sein müsste.
Für den 58-Jährigen wird sich zwar einiges verändern und er wird an mehr Team-Meetings teilnehmen, dass er jedoch so krachend scheitert wie in New York, ist kaum vorstellbar.
Gut möglich, dass das der zweite Anlauf für eine doch noch erfolgreiche Karriere als Head Coach wird.
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