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Sportrechtsexperte Lehner vor Aderlass-Prozess: "Sicherlich noch mehr Sportler involviert"

  • Aktualisiert: 14.09.2020
  • 11:40 Uhr
  • SID
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© AFPSIDCHRISTOF STACHE
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Der Sportrechtler Michael Lehner erhofft sich von dem am Mittwoch beginnenden Prozess gegen den Erfurter Mediziner Mark S. weitere Aufklärung.

Köln (SID) - Der Sportrechtler Michael Lehner erhofft sich von dem am Mittwoch beginnenden Prozess gegen den Erfurter Mediziner Mark S. weitere Aufklärung und geht von der Verwicklung bisher nicht bekannter Sportler in den Dopingskandal aus. "Ich sage es mal vorsichtig: Es kann und müsste mehr als das herauskommen, was wir jetzt wissen. Es sind sicherlich noch mehr Sportler involviert, das System wird größer gewesen sein", sagte der Heidelberger Jurist dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Für Lehner sei klar, dass nicht nur die bisher bekannten 23 Sportler aus acht Ländern zu den Kunden von Mark S. zählten. Der Mediziner muss sich ab Mittwoch zusammen mit vier Mitangeklagten vor dem Landgericht München II verantworten, ihm droht eine langjährige Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in der Anklageschrift "regelmäßige" Dopingpraktiken "seit spätestens Ende 2011" und in einer "unbekannten Vielzahl von Fällen" vor.

Der Skandal war durch die Operation Aderlass bei der Nordischen Ski-WM im Februar 2019 in Seefeld aufgeflogen. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch den Kronzeugen Johannes Dürr, Lehner war im Verlauf der Affäre Anwalt des österreichischen Langläufers.

"Mich würde interessieren: Wie sind die Beschaffungslinien? Steckt noch jemand dahinter - vielleicht eine Dopingmafia - oder war Mark S. alleine? Gibt es große Namen? Für mich ist klar, dass es nicht nur die Sportler waren, die in den Ermittlungen aufgetaucht sind", betonte Lehner weiter: "Ich bin ja nicht naiv und habe meine Berufserfahrung. Bei so einer großen Maschine zur Blutaufbereitung, die von S. erworben wurde - das muss sich ja schon rein wirtschaftlich lohnen. Da müssen viel mehr Personen involviert gewesen sein."

Lehner erklärte, im anstehenden Prozess werde es vor allem auf das Verhalten der Angeklagten ankommen. Es könne für Mark S. nur darum gehen "günstig" aus der Sache rauszukommen. "Da kann man ihm nur von außen raten: 'Komm, lass die Hosen runter. Alles andere ist ein großer Nachteil für dich. Du musst niemanden mehr schützen. Du bist für dich selbst verantwortlich.'", sagte Lehner.


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