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European League of Football live auf ProSieben MAXX und ran.de

Anthony Dable-Wolf: So war der Hausbesuch bei Odell Beckham Jr.

  • Aktualisiert: 20.06.2021
  • 10:10 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago/Hübner
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Der französische Wide Receiver Anthony Dable-Wolf schaffte den Sprung von der GFL in die NFL und stand bei den New York Giants sowie den Atlanta Falcons unter Vertrag. Nun spielt er für die Leipzig Kings in der European League of Football (live auf ProSieben MAXX und im Livestream auf ran.de). Im zweiten Teil unseres Interviews spricht er mit ran.de über seine Erfahrungen in der NFL und seinen Hausbesuch bei Odell Beckham Jr.

ran.de: Herr Dable-Wolf, Sie gewannen mit den New Yorker Lions aus Braunschweig 2014 und 2015 den German Bowl. 2017 standen Sie dann bei den New York Giants in der NFL unter Vertrag. Wie haben Sie das geschafft?

Dable-Wolf: Da kamen einige glückliche Umstände zusammen. Ich war in den zwei Jahren bei Braunschweig sehr erfolgreich und habe Pässe für 2437 Yards und 32 Touchdowns gefangen. Daraufhin habe ich ein Video mit meinen Highlights zusammengestellt und bei Youtube hochgeladen. Aden Durde, der jetzt der Defensive Line Coach bei den Dallas Cowboys ist, hatte das Video gesehen und mich nach London zu einem Training eingeladen. Danach sind wir gemeinsam nach Amerika gegangen. Dort habe ich in einem großen Trainingszentrum trainiert, in dem auch MMA-Kämpfer trainieren. Dazu muss man wissen, dass ich früher Taekwondo gemacht habe.

ran.de: Sie hatten also Erfahrungen mit Kampfsport…

Dable-Wolf: Genau. Ich habe aus Spaß ein bisschen mittrainiert und ein paar Kicks gemacht. Genau an dem Tag kam ein NFL-Agent in die Trainingshalle und dachte, ich wäre ein MMA-Fighter. Als er dann erfuhr, dass ich ein Footballspieler bin, wollte er sich mein Video angucken. Das fand er offenbar gut. Also hat er mich gefragt, ob er das Video einigen Teams schicken darf. Natürlich war ich einverstanden. Einen Tag später haben sich unter anderem die Kansas City Chiefs, die Seattle Seahawks, die Dallas Cowboys und die New York Giants bei mir gemeldet und mich zum Probetraining eingeladen.

ran.de: Welche Erinnerungen haben Sie an das Probetraining?

Dable-Wolf: Ich war letztendlich nur bei den Giants, weil ich dort nach dem Probetraining auch einen Vertrag bekam. Das Probetraining war sehr kurz, vielleicht zwölf Minuten. Es waren viele Leute dabei, zum Beispiel der Head Coach und der General Manager. Ich sollte einen 40-Yard-Sprint machen, Routen laufen und Bälle fangen. Danach ging es zum Medizincheck ins Krankenhaus, und kurze Zeit später bekam ich meinen Vertrag. 

ran.de: Sie haben bei den Giants zusammen mit Odell Beckham Jr. trainiert. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Dable-Wolf: Er war richtig nett. Ich war damals der Nobody aus Frankreich. Aber er war richtig cool zu mir, hat viel mit mir gesprochen und viele gute Tipps gegeben. Er hat mich auch zu sich nach Hause eingeladen. Ich weiß noch, dass sein großes Haus einen Aufzug hatte und einen kompletten Raum nur für seine Schuhe (lacht). Aber wie gesagt: Er ist richtig nett und völlig anders als er in der Öffentlichkeit oft wahrgenommen wird.  

ran.de: Sie haben die komplette Saisonvorbereitung bei den Giants absolviert und wurden dann direkt vor dem Trainingsstart beim letzten Cut entlassen. Wie haben Sie das damals aufgenommen?

Dable-Wolf: Ich war überrascht, dass ich nicht noch früher entlassen wurde. Damals gab es zwei Cuts. Zunächst wurde der Kader von 99 auf 75 Spieler verkleinert, kurz vor dem Saisonstart dann auf 53 Spieler. Ich wurde beim ersten Cut nicht gestrichen, weil man mir eine Chance geben wollte und ich mich bis dahin im Training kaum zeigen konnte.

ran.de: Was war der Grund dafür, dass Sie den Sprung in den endgültigen Kader nicht geschafft haben?

Dable-Wolf: Mit den OTA's und den Trainingscamps hatte ich nur drei Monate, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Ich kam praktisch aus dem Nirgendwo. Man kannte meine früheren Trainer nicht und konnte auch nicht einordnen, auf welchem Niveau ich in Europa gespielt habe. Ich glaube: Wenn ich etwas gut gemacht hatte, dachten sie, dass könnte auch Glück gewesen sein. Und wenn ich einen Fehler gemacht habe, dachten sie gleich, der Typ kann das nicht. Die Spieler, die über das International Player Pathway Program in die NFL gelangen, können danach mehrere Spielzeiten mit ihrem Team trainieren. Das ist ein großer Vorteil. Ich kann nur sagen: Wer in die NFL möchte, sollte es entweder über dieses Programm oder über das College-System versuchen. Von der GFL aus ist das kaum möglich. 

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ran.de: 2018 haben Sie dann ihr Glück bei den Atlanta Falcons versucht, haben ebenfalls die komplette Saisonvorbereitung gemacht und wurden erneut kurz vor dem Saisonstart entlassen.

Dable-Wolf: Das hatte letztendlich die gleichen Gründe wie mein Ausscheiden bei den Giants. Allerdings habe ich bei den Falcons mehr gelernt, weil ich in der Preseason gespielt und auch sieben Pässe gefangen habe. Außerdem konnte ich mit Julio Jones trainieren, der für mich über alle Positionen hinweg der beste Spieler der gesamten NFL ist. Auch er hat viel mit mir gesprochen und mir gute Tipps gegeben. Hätte ich all das Wissen und die Erfahrungen, die ich in den zwei Jahren gesammelt habe, von Anfang an gehabt, hätte ich mich in der NFL vielleicht durchsetzen können. 

ran.de: Wie hart ist der Konkurrenzkampf untereinander? Christopher Ezeala hat zum Beispiel im Interview mit ran.de berichtet, dass er bei den Baltimore Ravens Mobbing erlebt hat…

Dable-Wolf: Das war bei den New York Giants und den Atlanta Falcons nicht so. Klar: Alle wollen spielen, alle kämpfen um einen Platz im Kader. Jeder weiß allerdings, dass die Entscheidung in den Händen der Trainer und Manager liegt. Es macht keinen Sinn, sich gegenseitig zu mobben. Ich hatte eher das Gefühl, dass sich alle untereinander helfen.

ran.de: Wie groß war Ihre Hoffnung, dass Sie sich bei den Atlanta Falcons durchsetzen können?

Dable-Wolf: Ich hatte durchaus Hoffnung, dass ich im endgültigen Kader stehen würde. Ich habe im Trainerraum gesehen, dass ich teilweise als dritter oder vierter Receiver eingestuft wurde. Aber je näher die Saison kam, desto mehr wurde ich nach unten geschoben. Daher kam das Aus nicht überraschend. Ich habe aber alles gegeben. 

ran.de: Sie waren bei den Atlanta Falcons zu einer Zeit, als die schmerzliche Super-Bowl-Niederlage gegen die New England Patriots erst wenige Monate her war. Die Falcons gaben damals einen zwischenzeitlichen 28:3-Vorsprung aus der Hand. War das innerhalb der Mannschaft noch ein Thema?

Dable-Wolf: Nein, darüber wurde überhaupt nicht mehr gesprochen. Niemand wollte daran zurückdenken. Man hat gemerkt, dass das sehr wehgetan hat.

ran.de: Nach Ihrem Aus bei den Falcons kehrten Sie im Jahr darauf nach Deutschland zurück und haben wieder in der GFL gespielt. Bekamen Sie also keine weitere Chance in der NFL?

Dable-Wolf: Nein. Ich war zwar noch drei Monate in dem International Player Pathway Program. Allerdings hat sich kein NFL-Team für mich entschieden, weil ich den Teams bereits zu alt war. Trotzdem habe ich dort viel gelernt. Und ich bin froh, dass ich überhaupt die Chance bekam, in der NFL zu trainieren und zu spielen.  

Im ersten Teil unseres Interviews sprach Anthony Dable-Wolf über das Niveau in der European League of Football und seine Ziele mit den Leipzig Kings

Das Interview führte Oliver Jensen

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