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Bielefeld-Legende Brinkmann stänkert: "Die Arminia-Tradition wurde mit Füßen getreten!"

  • Aktualisiert: 09.03.2024
  • 16:06 Uhr
  • ran.de / Timo Nicklaus
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Gerade einmal drei Jahre spielte Ansgar Brinkmann für Arminia Bielefeld. Und doch identifiziert sich der "weiße Brasilianer" wie kaum ein zweiter mit dem Klub. Vor dem Rückspiel der Zweitliga-Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden hat Brinkmann mit ran über die Bielefelder Fehler auf und neben dem Platz gesprochen und zudem die Fan-Ausschreitungen des Arminia-Anhangs eingeordnet. 

Von der Relegation berichtet Timo Nicklaus

Vor gerade einmal gut einem Jahr wurde in Bielefeld noch Bundesliga-Fußball gespielt. Nun steht der Klub vor dem Abstieg in die 3. Liga. 

Nach dem 0:4 im Hinspiel in Wiesbaden konnte die Aufgabe vor dem Rückspiel der Relegation größer kaum sein. Mit ran spricht Arminia-Legende und Kult-Kicker Ansgar Brinkmann über die Gründe der sportlichen Talfahrt und liefert zudem eine Einschätzung zu den Fan-Ausschreitungen des Bielefelder Anhangs. 

ran: Herr Brinkmann, die Arminia steht kurz vor dem Abstieg in die 3. Liga. Der Verein gibt derzeit kein gutes Bild ab - wie sehr blutet das Arminia-Herz bei Ihnen?

Ansgar Brinkmann: "Die sportliche Entwicklung zieht sich ja wie ein roter Faden durch die gesamten letzten zwei Jahre. Abgestiegen aus der ersten Liga, dann zwischenzeitlich sogar letzter in der 2. Liga. Obwohl genügend Qualität in der Mannschaft ist. Wir stecken in einer Situation, die ohne Zweifel vermeidbar gewesen wäre. Und das tut weh." 

ran: Was lief vor allem in den vergangenen Wochen falsch?

Brinkmann: "Du kannst nach Magdeburg (0:4 am letzten Zweitliga-Spieltag, Anm. d. Red.) nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen und sagen, da kommt ja nur Wiesbaden. Dann hab ich im Profifußball nichts verstanden. Aber nochmal: Wenn man sich den Etat und die Qualität in der Mannschaft anschaut, dann verstehe ich es nicht. Du kannst einfach so nicht auftreten. Als Beispiel: Meppen hat vor kurzem Wiesbaden geschlagen. Meppen steigt jetzt aus der 3. Liga ab. Da soll mir keiner erzählen, Wiesbaden ist ein Brett oder so ein Quatsch."

ran: Die Art und Weise, wie die Mannschaft zuletzt auf dem Platz stand, sorgte auch bei den Arminia-Fans für viel Unverständnis. Am Freitag in Wiesbaden eskalierte die Situation dann. Haben Sie dafür Verständnis?

Brinkmann: "Die Ultras haben zum ersten Mal Flagge gezeigt. Das muss man auch mal sagen. Natürlich haben sie den Bogen überspannt. Was passiert ist, kann man nicht tolerieren und das geht so nicht. Ohne Wenn und Aber. Aber in den letzten zwei Jahren hat sich so viel angesammelt - dass die Fans dann irgendwann auch mal den Kaffee aufhaben und sagen: 'Hey, wir haben die Schnauze voll' - das kann man nachvollziehen. Zumal die Bielefelder Fans jetzt nun wirklich nicht dafür bekannt sind, regelmäßig zu eskalieren." 

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ran: Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Verein scheint zerstört. Wie gefährlich ist das für einen Klub wie Arminia Bielefeld? 

Brinkmann: "Diese Verbindung ist elementar. Aus meiner Sicht ist das Fundament eines jeden Vereines die sportliche Historie gepaart mit den Personen, die den Klub bedingungslos lieben. Und das sind eben die Fans. Und darum haben diese auch das Recht, den Verantwortlichen mal zu zeigen, dass es so nicht weitergeht. Und sagen wir es mal so: Dass wir im Aufsichtsrat zu wenig sportliche Kompetenz sitzen haben, ist ja jetzt auch nichts neues." 

ran: Wie meinen Sie das? 

Brinkmann: "Man hat die Arminia über die letzten Jahre finanziell gut aufgestellt. Das war sehr gut und das muss auch gesagt werden. Und das ist gewissermaßen ja auch die Basis für den sportlichen Erfolg. Aber dieser sportliche Erfolg bleibt nun mal aus. Und dazu hat Samir Arabi (bis März 2023 Geschäftsführer der Arminia, Anm. d. Red.) wesentlich zu beigetragen. Er hat die Tradition dieses Vereines mit Füßen getreten und nur sein eigenes Ding gemacht. Und die da oben im Aufsichtsrat haben sich das zwölf Jahre lang angeguckt und alles abgenickt. Sie hatten zu wenig sportliche Kompetenz, um Dinge zu hinterfragen, zu forcieren und zu verbessern. Das müssen sie sich vorwerfen lassen." 

ran: Also sehen Sie Herrn Arabi als Hauptschuldigen des jüngsten Absturzes? 

Brinkmann: "Wie gesagt: Er hat wesentlich dazu beigetragen. Und eigentlich müsste er jetzt Rede und Antwort stehen und nicht der neue Trainer, der irgendwie noch versucht, etwas zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Aber im Aufsichtsrat herrschte eben auch immer so das Motto: 'Der Arabi macht das schon.' Dafür ist ein Aufsichtsrat aber nicht da. Man hat von Leuten gehört, die sich ganz offen hingestellt haben und gesagt haben: 'Ich bin ein Fan von Arabi.' Da denke ich mir: Schön, das freut mich. Aber ich bin ein Fan von Arminia Bielefeld. Und wäre es nicht vielleicht gut, wenn wir das bestmögliche für diesen Verein und für diese Stadt machen? Wenn ihr eine eigene Firma habt, könnt ihr ja einen Zaun drum herum bauen und machen, was ihr wollt. Aber das hier ist Arminia Bielefeld, das ist öffentliches Interesse seit über 100 Jahren. Und da kann man eben nicht machen, was man will. Aber das hat scheinbar der ein oder andere nicht so verstanden." 

ran: Man merkt, Sie sind mit viel Herzblut dabei ...

Brinkmann: "Natürlich bin ich das. Man muss eben in guten Zeiten da sein und auch in schlechten."

ran: Also schauen Sie sich das Spiel am Dienstag im Stadion an? 

Brinkmann: "Das weiß ich, um ehrlich zu sein, noch nicht. Ich hab auch überlegt, während des Spiels einfach ein bisschen Longboard zu fahren und mir einen Drink zu holen. Nervlich ist das nämlich echt nicht so einfach, auch wenn wir in Bielefeld ein bisschen Drama können. Aber puh, 4:0 ist natürlich schon eine Aufgabe." 

ran: Glauben Sie noch an das sportliche Wunder auf der Bielefelder Alm? 

Brinkmann: "Du musst dieses Spiel jetzt einfach als Mannschaft angehen und jeden Zweikampf führen, als gäbe es kein Morgen mehr. Du musst es versuchen, darum geht es. Nochmal und ohne das despektierlich zu meinen: Das ist Wehen Wiesbaden. Man kann gegen diese Mannschaft schon in der ersten Halbzeit zwei Tore erzielen. Aber man muss es eben auch wollen und mit allem, was man hat, versuchen. Wenn ich das Trikot anziehe, muss ich brennen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit noch so gering ist. Als Mannschaft Flagge zeigen, darum geht es."


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