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Kommentar

ranSicht zur Elfmeter-Regel: Ein Affront gegen die Torhüter

  • Aktualisiert: 17.10.2022
  • 13:03 Uhr
  • ran.de / Tobias Wiltschek
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© Getty Imges
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Die Wiederholung des Elfmeters am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga in Frankfurt zeigt: die Torhüter werden immer mehr benachteiligt. Die Schützen indes können sich auch weiterhin alles erlauben. Ein Kommentar zur neuen Elfmeter-Regel von ran-Autor Tobias Wiltschek.

München - Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher, Manuel Neuer. Deutschland ist eine Torwart-Nation.

Unzählige Titel – auf Vereinsebene und in der Nationalmannschaft – haben wir auch unseren Giganten zwischen den Pfosten zu verdanken.

Deutschland – wahrlich eine Torwart-Nation! Wirklich? Beim Blick auf den jüngsten Erlass des DFB an die Schiedsrichter auf dem Rasen und vor dem Bildschirm sind große Zweifel daran angebracht. Zumindest was die Entscheidungen bei Elfmetern angeht.

Die Referees und ihre Video-Assistenten sind aufgefordert worden, noch strenger auf Verfehlungen der Torhüter beim Elfmeter zu achten. Der VAR soll nun sogar einschreiten, wenn er erkennt, dass sich der Keeper nicht mindestens mit einem Teil des Fußes auf, über oder hinter der Torlinie befindet.

Der Unparteiische Robert Schröder hat das getan. Er war Video-Schiedsrichter beim Spiel Frankfurt gegen Leverkusen und sah, dass sich Bayer-Schlussmann Lukas Hradecky beim gehaltenen Strafstoß mit keinem seiner Fußteile auf, über oder hinter der zehn bis zwölf Zentimeter dicken Linie befand.

Die Folge: ein neuer Versuch für Frankfurt, ein Tor zum 1:0, ein verzweifelter Hradecky und ein wütender Bayer-Coach Xabi Alonso.

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Wo ist die Torhüter-Lobby in Deutschland?

Abgesehen davon, dass alle Unparteiischen in dieser Szene ihren Job gemacht haben, muss die Frage erlaubt sein. Warum? Warum haben die Torhüter im Torhüter-Land Deutschland keine Lobby?

Sie sind im Duell mit dem Schützen ohnehin hoffnungslos unterlegen. Wer schon einmal selbst in diesem riesigen, über sieben Meter breiten und zwei Meter hohen Kasten gestanden hat, weiß das.

Wenn der Schütze nur halbwegs hart und platziert schießt (was man von jedem Profi erwarten sollte), hat der Torwart keine Chance. Und nun beraubt man ihm auch noch seiner letzten Waffe, indem man ihn nicht nur auf der Linie festtackert, sondern ihm auch noch ein elektronisches Auge auf den Körper setzt.

Wie soll man sich dann als Torwart überhaupt noch auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren, den Elfmeter zu halten?

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Bislang galt zumindest in Deutschland eine Schonfrist. Doch die Toleranzregelung wurde nun auch hierzulande abgeschafft.

Der Torwart muss also nun beim Elfmeter nicht nur darauf achten, wo der Schütze den Ball hin schießt, sondern auch, ob er selbst bei der Ausführung noch mindestens mit der Hacke auf der Linie steht. Im Normalfall liegt dann der Ball aber schon längst im Tor, wenn er das überprüft hat.

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Auch Schützen darf nicht alles erlaubt sein

Dabei wäre die Elfmeter-Regel zumindest etwas einleuchtender, wenn sie auch für Schützen so enge Grenzen setzen würde.

Die aber dürfen weiterhin lustig verzögern, täuschen, tanzen und springen, ehe sie den Ball dann nur noch in die vom Torwart freigegebene Ecke schießen müssen.

Die Regel besagt lediglich, dass sie nach dem Anlaufen keinen Schuss mehr antäuschen dürfen. Doch wann ist der Anlauf beendet? Was zählt als Finte?

Hier hat der Schiedsrichter einen viel größeren Ermessungsspielraum als bei den Torhütern. In den seltensten Fällen aber entscheiden sie gegen den Schützen.

Diese Regel muss genauso scharf und restriktiv gestaltet und umgesetzt werden. Heißt: Wer den Elfmeter nicht von Beginn bis zum Ende in einer flüssigen Bewegung ausführt, muss verwarnt werden.

Ansonsten bleibt den Torhütern nur noch, die Schützen mit Psychospielchen vor dem Elfmeter so sehr aus der Fassung zu bringen, dass diese dann den Ball irgendwo hin schießen, nur nicht ins Tor.

So geschehen in den Play-offs der WM-Qualifikation, als der australische Keeper so viele Hampelmann-Faxen auf der Torlinie veranstaltet hatte, bis der völlig entnervte Peruaner den vorentscheidenden Elfmeter an den Pfosten setzte.

Ein Sieg für die Torhüter, gewiss! Aber in seiner Entstehung auch nicht unbedingt wünschenswert.

Besser wäre es, sie im eigentlichen Duell mit dem Schützen fairer zu behandeln.

Tobias Wiltschek

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