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Meier im ran-Interview

VAR-Diskussion: Schiedsrichter-Legende Urs Meier gegen Videobeweis bei Fouls und Handspiel

  • Aktualisiert: 31.10.2022
  • 14:08 Uhr
  • ran.de / Tobias Wiltschek
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© Getty Images / Imago

Für Schiedsrichter-Legende Urs Meier zeigt der nicht gegebene Elfmeter von Frankfurt, dass die Einführung des VAR für derartige Entscheidungen nutzlos ist. Bei ran bemängelt der Schweizer auch das nachlassende Niveau der Unparteiischen.

Von Tobias Wiltschek

München - Die VAR-Diskussion nimmt in Deutschland kein Ende. Ganz im Gegenteil.

Nach dem verweigerten Elfmeterpfiff für Eintracht Frankfurt im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund wird mehr denn je über Sinn und Unsinn des Videoassistenten debattiert.

Der ehemalige Schweizer WM-Schiedsrichter und langjährige TV-Experte Urs Meier vertritt eine klare Meinung.

"In dieser Form macht es keinen Spaß", sagt der 63-Jährige im Interview mit ran. Er spricht dem VAR aber nicht grundsätzlich die Sinnhaftigkeit ab. Denn die Frage, ob der Ball im Tor ist oder nicht, "können wir nur durch die Technik lösen", sagt er.

Auch in der Überprüfung von Abseitsentscheidungen durch den Videoassistenten sieht der Unparteiische des Champions-League-Endspiels von 2002 einen Fortschritt.

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Urs Meier zum VAR: "Bei Grauentscheidungen nicht besser geworden"

"Aber bei Foul- und Handspiel-Beurteilungen habe ich wirklich Probleme. Bei diesen Grauentscheidungen ist der Fußball nicht besser geworden. Da würde ich sagen, aufhören!", meint Meier und sieht den VAR in diesem Bereich als gescheitert an.

"Ja, wir haben doch viel mehr Diskussionen, seitdem wir diesen VAR haben. Wenn das ein Produkt in der freien Wirtschaft wäre, bin ich mir nicht sicher, ob das noch auf dem Markt wäre", stellt der Schweizer klar.

Seine kritische Haltung sieht er durch die Fehlentscheidung vom Samstag bestätigt. Im Spiel der Eintracht gegen den BVB hatte weder Schiedsrichter Sascha Stegemann noch Videoassistent Robert Kampka das klare Stoßen von Dortmunds Karim Adeyemi im eigenen Strafraum gegen Eintracht-Mittelfeldspieler Jesper Lindström gesehen.

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Urs Meier: Kein Verständnis für Video-Schiri Kampka

Nicht nur als ehemaliger Schiedsrichter, auch als langjähriger TV-Experte kann er nicht nachvollziehen, dass sich Kampka die Szene nur in den vier Standard-Einstellungen angeschaut hat. Dies hatte Stegemann am Sonntagvormittag im Doppelpass auf "Sport1" zugegeben.

"Es ist ja wunderschön, dass du vier Einstellungen hast. Aber wenn das nicht reicht, dann brauche ich andere", fordert Meier.

"Ich habe das fast 15 Jahre fürs 'ZDF' gemacht. Wenn ich gesehen habe, dass mir Einstellungen nicht ausreichen, dann habe ich eben Kamera sieben oder Kamera neun abgerufen. Nach fünf Jahren Videoassistent sollten das eigentlich die Basics sein."

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Urs Meier: Leistung der Schiedsrichter durch VAR schlechter geworden

Der Fall Frankfurt zeige aber auch, dass die Leistungen der Schiedsrichter auf dem Platz durch die Einführung des VAR schlechter geworden seien.

"Ich hätte mir gewünscht, dass es auf dem Feld schon richtig beurteilt worden wäre. Da kann man sich nicht davonstehlen und sagen, das habe ich nicht gesehen. Der steht ja nicht nur auf dem Feld, sondern er sitzt auch vor dem Bildschirm", sagt er und verweist auf seine aktive Zeit als Unparteiischer:

"Wir sind früher über das Hochseil ohne Fangnetz gelaufen und wussten, wir müssen da durch bis zum Schlusspfiff. Erst dann sind wir auf der anderen Seite."

Heute aber fehle seinen Nachfolgern teilweise dieses Verantwortungsgefühl, weil sie eben ein Fangnetz in Form des VAR hätten.

Dabei hätten auch die heutigen Schiedsrichter durchaus die nötige Qualität, um Spiele auf höchstem Niveau zu leiten - gerade wenn es keinen VAR gibt: "Wenn sie dagegen in der 2. Pokalrunde pfeifen, haben sie eine ganz andere Präsenz, weil es da keinen Videobeweis gibt. Auf einmal haben sie eine ganz andere Körpersprache, geben klare Zeichen. Sie können es ja."

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Urs Meier: VAR-Probleme nicht nur in Deutschland

Insofern sieht er das Problem des VAR auch als Problem der Schiedsrichter allgemein. "Man müsste wieder mehr mit den Schiedsrichtern arbeiten, was das Spielverständnis betrifft. Man hat in den letzten vier, fünf Jahren so viel Geld und Kraft in den Videoassistenten gesteckt, aber das Wichtigste vergessen: den Schiedsrichter", sagt Meier, der mittlerweile mit seiner Familie in Spanien lebt.

Dort, so sagt er, hätte man genau das gleiche Problem mit dem VAR wie in Deutschland.

Und nicht nur da: "Ich schaue auch Fußball in England und Italien. Auch da gibt es diese Probleme."

Immerhin: Mit dem VAR haben also nicht nur die Deutschen ihre Schwierigkeiten.

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