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NFL: Bernhard Raimann von den Indianapolis Colts im ran-Interview: Nach dem 100 Millionen Vertrag "ging das Leben schnell normal weiter"

  • Aktualisiert: 28.08.2025
  • 20:28 Uhr
  • Oliver Jensen

Der Österreicher Bernhard Raimann unterzeichnete einen Vier-Jahresvertrag über 100 Millionen US-Dollar. Im Interview mit ran spricht der Offensive Tackle über Leistungsdruck, über das Ziel Super Bowl und über Quarterback Daniel Jones.

Das Interview führte Oliver Jensen,

Bernhard Raimann lebt den amerikanischen Traum. In der frühen Kindheit spielte er Fußball und betrieb Wintersport, ehe er im Alter von 14 Jahren zum American Football wechselte. 2018 erfolgte der Schritt zum College-Football zu den Michigan Chippewas. Beim NFL Draft 2022 ist er in der 3. Runde an Position 77 von den Indianapolis Colts gepickt worden.

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Das Wichtigste in Kürze

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Seitdem geht es in seiner Karriere steil bergauf. Raimann ist als Offensive Tackle bei den Indianapolis Colts gesetzt. Im exklusiven Interview mit ran verrät der 27-Jährige, wie sich die Unterschrift unter einem 100-Millionen-Dollar-Vertrag anfühlt und warum er der Saison 2025 zuversichtlich entgegenblickt.

ran: Herr Raimann, wie fühlt es sich an, einen Vertrag über 100 Millionen US-Dollar zu unterschreiben?

Bernhard Raimann: Man realisiert das erst gar nicht. Das ist in der Mitte vom Trainingslager passiert. Ich glaube, ich habe den Vertrag um 8:30 Uhr unterschrieben - und um 10 Uhr war Trainingsbeginn. Ich ging also direkt nach der Unterschrift zum Physiotherapeuten zum Tapen, danach in die Umkleidekabine. Das Leben ging sehr schnell ganz normal weiter.

ran: Geht mit so einem Gehalt auch ein höherer Druck einher? Könnte es zum Beispiel negative Bemerkungen geben, wenn Sie als Top-Verdiener einen Sack zulassen?

Raimann: Das Gute ist, dass der Druck immer da war. Es hat vorher nie jemand geschrieben: "Er hatte einen schlechten Protect, aber er verdient ja auch nicht so viel." Wenn man schlecht spielt, ist das in den Medien immer das Ende der Welt. Es verändert sich also nicht viel.

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Bernhard Raimann wurde in Wien geboren und wuchs später in Steinbrunn im Burgenland und in Gramatneusiedl in Niederösterreich auf
Bernhard Raimann wurde in Wien geboren und wuchs später in Steinbrunn im Burgenland und in Gramatneusiedl in Niederösterreich auf© ZUMA Press Wire

ran: Die Colts haben in den vergangenen vier Jahren stets die Playoffs verpasst. In den zurückliegenden beiden Spielzeiten hatte Ihr Team mit 9-8 und zuletzt 8-9 eine relativ ausgeglichene Bilanz. Was stimmt Sie zuversichtlich, kommende Saison endlich die Playoffs zu erreichen?

Raimann: Ich glaube, dass die Spiele in der Football-Welt generell oft sehr eng sind. Der Zwischenstand kann sich ganz schnell ändern. Viele Spiele werden durch Kleinigkeiten entschieden. Ein, zwei wichtige Plays können ein ganzes Spiel entscheiden. In diesem Jahr glaube ich einfach, dass wir auf die verschiedenen Situationen top vorbereitet sind und als Team besser zusammengefunden haben. Dadurch werden wir den nächsten Schritt machen und diese engen Spiele gewinnen.

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"Super Bowl ist das Ziel"

ran: Sie haben bereits angekündigt, dass der Super Bowl das Ziel ist...

Raimann: Ja, der Super Bowl ist das einzige Ziel. Du willst einen Super Bowl gewinnen. Das ist von allen 32 Mannschaften das ultimative Ziel.

ran: Im vergangenen Jahr lag die Stärke der Colts vor allem im Laufspiel, weil Sie mit Jonathan Taylor einen überragenden Running Back haben. Glauben Sie, dass in diesem Jahr auch das Passspiel noch mehr ins Rollen kommen wird?

Raimann: Das Pass- und Laufspiel gehen Hand in Hand. Wenn man viel mit dem Ball läuft, werden sich die Defensiven darauf einstellen und mehr Laufverteidiger auf das Spielfeld bringen. Das öffnet Möglichkeiten für das Passspiel. Umgekehrt natürlich auch. Wenn das Laufspiel funktioniert, wird auch das Passspiel wieder mehr in den Vordergrund rücken. Ich hoffe, dass wir eine gute Balance finden.

"Daniel Jones ist ein echter Profi"

ran: Mit Daniel Jones und Anthony Richardson gingen zwei etablierte Quarterbacks als Konkurrenten in die Saisonvorbereitung. Nun wurde entschieden, dass Jones als Starter in die Saison gehen wird. Wie nehmen Sie ihn wahr?

Raimann: Daniel Jones ist ein super Typ, ein echter Profi. Er ist neu dazugestoßen, hat sich allen vorgestellt und sich Zeit genommen. Die Offensive Line lud er zum Abendessen ein. Er hat also gleich versucht, diese Verbindung aufzubauen. Daniel ist echt intelligent und kann die Offense gut anführen. Er ist auch athletischer, als vermutlich viele Leute ihm zutrauen. Wir vertrauen ihm voll. Ich glaube, dass das eine richtig gute Saison wird.

ran: Die Kehrseite ist, dass dafür Anthony Richardson zum Backup zurückgestuft wurde. Sie sind sein Mitspieler, seitdem er beim NFL Draft 2023 als Nummer-4-Pick ausgewählt wurde. Leidet man als Mitspieler ein bisschen mit?

Raimann: Ja natürlich, das ist sehr schade. Aber es ist Teil des Geschäfts. Man kann in einer Woche der Held sein und in der anderen Woche seinen Job verlieren. Das gehört einfach dazu. Er ist über die Jahre ein sehr, sehr guter Freund geworden. Man unterstützt ihn so gut es geht. Ich glaube, dass er entweder hier oder woanders noch eine Chance bekommt. Dann kann er wieder zeigen, was er kann. Aber in der Zwischenzeit ist er sehr professionell damit umgegangen. Er arbeitet weiterhin sehr, sehr stark an sich und versucht, zu helfen. Ich habe vollstes Vertrauen, dass er sich noch beweisen kann.

ran: Die Statistiken von Richardson sahen in der vergangenen Saison nicht so gut aus. Er brachte nur 47,7 Prozent seiner Pässe an den Mann, warf 8 Touchdown-Pässe und 12 Interceptions. Lag das aber vielleicht auch daran, dass Ihre Offensive oft auf das Big Play aus war?

Raimann: Ja, das ist immer schwierig zu sagen. Es ist ein Zwischenspiel zwischen Quarterback und Receiver. Wenn man den Ball oft tief wirft, geht man natürlich ein Risiko ein. Das ist Teil des Spiels. Manchmal kommen die Bälle an, manchmal nicht. Für die Offense ist es einfach nur wichtig, Wege zu finden, um auf dem Feld zu bleiben und Punkte zu machen.

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"Eine gute Verbindung zu Maximilian Mang"

ran: Mit dem deutschen Tight End Maximilian Mang (hier im ran-Interview) haben Sie einen deutschsprachigen Mannschaftskameraden bei den Colts, der sich seinen Platz im endgültigen Kader allerdings erst noch verdienen muss. Was für einen Eindruck haben Sie von ihm?

Raimann: Ich bin super beeindruckt, er ist zunächst einmal ein super Kerl und auch ein echt guter Footballspieler. Ich glaube, er hat sich schon sehr, sehr gut eingefunden, hat das Playbook gut gelernt, beweist sich immer wieder auf dem Feld und auch im Team. Wir hatten von Anfang an eine gute Verbindung, weil wir miteinander Deutsch sprechen können. Aber auch mit den anderen Teamkollegen findet er sich gut zurecht. Er macht das super.

ran: Lassen Sie uns über Ihren Werdegang sprechen. Sie haben Ihre Football-Karriere als Passempfänger begonnen. Auch am College waren Sie zunächst noch Tight End. Wie sind Sie in der Offensive Line gelandet?

Raimann: Nach meiner zweiten Saison an der Central Michigan University kam es zu vielen Ausfällen und Abgängen in der Offensive Line. Aus der Not heraus wurden neue Offensive Liner gesucht. Ich war ohnehin eher ein Run-Blocking-Tight-End an der Uni. Daher wurde ich gefragt, ob ich ein bisschen Gewicht zulegen und mich vielleicht in der Offensive Line ausprobieren kann. Natürlich war das am Anfang schwierig.

ran: Wie viel Gewicht haben Sie über die Jahre zugelegt?

Raimann: Ich glaube, in meinem ersten Jahr an der Uni wog ich vielleicht so um die 105 oder 110 Kilogramm. Jetzt liege ich bei ungefähr 145 Kilo. Das ist eine körperliche Veränderung. Es war nicht einfach, dieses Gewicht zuzunehmen - möglichst in Muskelmasse. Natürlich ist es nicht möglich, komplett ohne Fett zuzunehmen. Aber es hat ja hingehauen.

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"Myles Garrett ist extrem schwierig zu blocken"

ran: Wer war in der NFL Ihr unangenehmster Gegenspieler?

Raimann: Myles Garrett.

ran: Der Defensive End von den Cleveland Browns.

Raimann: Er hat einfach alles. Er ist schnell, aber gleichzeitig auch sehr stark. Wenn du dann aufgrund seiner Schnelligkeit überreagierst, bringst du dich selbst in eine schlechte Position. Er ist stark genug, dich dann einfach aus dem Weg zu schieben und den Quarterback zu tackeln. Diese Kombination aus Schnelligkeit, Kraft und Agilität - schnell hin und her wechseln zu können - ist extrem schwierig zu blocken.

ran: Welche Rolle spielt Trash Talk an der Line of Scrimmage?

Raimann: Für manche Spieler ist das extrem wichtig. Ich persönlich rede nicht so viel. Ich lasse lieber die Taten für mich reden.

ran: Wie gehen Sie damit um, wenn die Gegenspieler Trash Talk betreiben?

Raimann: Die meiste Zeit höre ich gar nicht darauf. Das würde den Gegenspieler ansonsten nur noch mehr motivieren. Wenn man ihn ignoriert und ihm nicht in die Karten spielt, ist das eigentlich besser.

ran: Am 9. November bestreiten Sie mit den Indianapolis Colts in Berlin ein Saisonspiel gegen die Atlanta Falcons. Wie blicken Sie diesem Event entgegen?

Raimann: Ich persönlich freue mich riesig darauf. Die Teamkollegen sind auch schon voll aufgeregt. Wir haben vor zwei Jahren schon einmal in Deutschland gespielt. Ich freue mich riesig darauf, wieder in Deutschland zu spielen.

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