NFL
Maximilian Mang von den Indianapolis Colts im Interview: "Practice Squad? Ich will im Kader stehen!"
- Veröffentlicht: 30.06.2025
- 10:00 Uhr
- Oliver Jensen
Der Deutsche Maximilian Mang gelangte als ungedrafteter Free Agent zu den Indianapolis Colts. Im Exklusiv-Interview mit ran spricht er über den Konkurrenzkampf im Kader, den Alltag in der NFL und seinen Traum, in Berlin auf dem Rasen zu stehen.
Das Interview führte Oliver Jensen
Maximilian Mang spielte in Deutschland für die Potsdam Royals und die Berlin Rebels, ehe er in die USA wechselte. Im College-Football empfahl sich der Tight End bei den Syracuse Orange für höhere Aufgaben. Beim NFL Draft 2025 wurde der 25-jährige Deutsche zwar nicht ausgewählt, dafür aber nahmen ihn die Indianapolis Colts danach unter Vertrag. Im ran-Interview spricht er über seine ersten Eindrücke.
ran: Hallo Herr Mang, die Konkurrenz auf Ihrer Position ist groß. Es gibt aktuell acht Tight Ends im Kader der Colts. Wie schwer schätzen Sie den Konkurrenzkampf ein?
Maximilian Mang: Es ist auf jeden Fall schwer, auf die limitierte Anzahl an Kaderplätzen zu kommen. Aber ich sehe es eher als eine gute Konkurrenz im Sinne von: Wir versuchen uns gegenseitig zu pushen, dass wir besser werden. Natürlich hat jeder dieses Endziel, es in den Kader zu schaffen. Es ist nicht unmöglich. Natürlich wird es sehr, sehr schwer. Aber ich versuche einfach jeden Tag, mich zu verbessern und zu den Leuten aufzuschließen, die schon länger in der NFL sind. So will ich zeigen, warum ich die Chance bekommen sollte, es ins Team zu schaffen.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Welche Fähigkeiten bringen Sie mit, um es vielleicht in den Kader schaffen zu können? Auf dem College waren Sie eher der blockende Tight End. Wird das auch Ihre Rolle bei den Colts sein?
Mang: Natürlich habe ich mit meiner Körperstruktur (2,01 Meter, Anm. d. Red.) und dem, was ich am College gemacht habe, dafür primär die besseren Grundlagen. Aber ich kann auch Routen rennen und den Ball gut fangen. Dafür waren wir auch hier bei den OTAs. Und auch im Camp wird das noch vorkommen. Ich glaube nicht, dass ich limitiert bin. Ich sehe es als Chance zu zeigen, was ich alles kann.
Mang als Special Teamer in den Colts-Kader?
ran: Sie haben am College sehr viel Special Teams gespielt. Könnte darin ein Schlüssel liegen, um es in den Kader zu schaffen?
Mang: Ja, natürlich wird einem auch als Rookie gesagt, dass die Special Teams das A und O sind. Das ist die beste Chance, es ins Team zu schaffen, wenn man kein hoher Pick ist. Und das ist mein Hauptziel. Es geht erst einmal darum, alle Spielzüge zu kennen und dann auch eine Option zu sein, jedem Special Team zu helfen - sei es beim Kickoff, Kick-Return, Punt und was auch immer.
ran: Als internationaler Spieler könnten Sie auch den 17. Platz im Practice Squad einnehmen, sofern Sie es nicht in den endgültigen Kader schaffen. Wäre das auch okay für Sie?
Mang: Natürlich hat man sich darüber Gedanken gemacht, aber das steht nicht im Vordergrund. Ich will mich persönlich im Denken nicht darauf beschränken. Ich will im Kader stehen. Daher geht es darum, sich mit den anderen Spielern zu messen und das zu schaffen.
Externer Inhalt
ran: Wie waren die Tagesabläufe bei den OTAs?
Mang: Die Tage sind sehr vollgepackt. Man kommt hier morgens an und geht erst einmal zum Frühstück. Dann stehen Gewichte-Training und Meetings an, ehe wir Mittagessen haben. Danach gibt es eine kleine Pause, um sich auf das Training vorzubereiten. Das dauert etwa zwei Stunden. Danach gibt es weitere Extra-Meetings für uns Rookies, damit wir zu den Veteranen aufschließen. Es geht darum, das gleiche Wissen und die gleichen Voraussetzungen zu haben. Danach gibt es Abendbrot, ehe man nach Hause bzw. ins Hotel geht. Dort bereitet man sich auf den nächsten Tag vor, indem man sich die Spielzüge noch einmal anguckt.
ran: Die Colts haben beim NFL Draft 2025 gleich in der 1. Runde einen Tight End gepickt - und zwar Tyler Warren von Penn State. Hatten Sie einen guten Draht zueinander oder ist man doch eher ein Konkurrent?
Mang: Nee, er ist aus der Rookie-Klasse tatsächlich einer der Personen, mit denen ich mich am besten verstehe. Man kann sich gegenseitig Fragen stellen, kann sich gegenseitig helfen - auch mal abseits vom Football. Generell ist die ganze Rookie-Klasse inklusive Tyler eine tolle Gruppe, mit der man sich gut versteht.
Mang zu den Colts: "Konnte es nicht wirklich fassen"
ran: Gab es ein Feedback vom Trainerteam, in welchen Aspekten Sie sich noch verbessern müssen? Oder bekommt man überhaupt kein Feedback?
Mang: Doch. Es ging erst einmal darum, auf jedes kleine Detail zu achten. Wenn man die Spielzüge macht, hat man meistens eine Idee im Kopf. Aber dann kommt einem in den Kopf, dass dies und das passieren kann. Man muss erst einmal in die Ruhe kommen, um die Abläufe im Spiel durchzugehen. Auf dem Papier sieht das alles ganz easy aus. Ich weiß, was ich machen muss. Aber dies dann auf dem Feld bis ins kleinste Detail umzusetzen - das ist der Hauptfokus, worum es momentan geht. Zudem muss ich alle Spielzüge kennen.
ran: Sie wurden beim NFL Draft nicht ausgewählt und sind von den Indianapolis Colts als ungedrafteter Free Agent verpflichtet worden. Hatten Sie die Hoffnung, dass es es bereits beim Draft klappen könnte?
Mang: Ich hatte eine Chance gesehen, ziemlich am Ende gedraftet zu werden. Aber es war auch so eine schöne Zeit, gemeinsam mit meinen Freunden und der Familie zusammenzusitzen und zu sehen, was beim Draft passiert. Glücklicherweise bekam ich bereits am Ende der 6. Runde den Anruf von meinem Agenten, dass die Colts mich nehmen würden, wenn ich nicht gedraftet werde. Da war ich mega happy. Ich konnte es nicht so wirklich fassen, bis ich hier am Flughafen abgeholt wurde.
ran: Hatten Sie aufgrund der Vorgespräche mit den Colts bereits vor dem Draft ein gutes Gefühl?
Mang: Lustigerweise habe ich, glaube ich, gar nicht mit den Colts geredet. Aber ich bin total happy, hier zu sein. Vor allem auch mit der Grundlage, dass sie so in den deutschen Markt investieren.
NFL: KI schätzt die Super-Bowl-Chancen der 32 Teams ein
ran: Gefühlt sind die Colts im Hinblick auf die Saison 2025 schwer einzuschätzen. In der vergangenen Saison wurden mit einer Bilanz von acht Siegen und neun Niederlagen die Playoffs knapp verpasst. Wie schätzen Sie die Chancen für die nächste Saison ein?
Mang: Im Training sehe ich, dass jeder Lust auf die Saison hat und in der Division jedes Spiel gewinnen will. Es kommt darauf an, dass man jedes Spiel für sich nimmt. Man sollte in Woche 1 nicht schon daran denken, dass wir in Woche 10 nach Deutschland fliegen. Wenn wir uns auf jedes Spiel konzentrieren, haben wir eine gute Chance, eine sehr gute Saison zu spielen.
Mang will in Berlin dabei sein
ran: Aber ein ganz klein bisschen werden Sie das Spiel in Berlin gegen die Atlanta Falcons doch im Hinterkopf haben, oder?
Mang: Ja natürlich, gerade in den heiligen Hallen des Olympiastadions, wenn man als Fan von Hertha aufwächst. Dort auf dem Rasen zu stehen, wird mir noch mehr Ansporn geben, 110 Prozent im Training zu geben und mir die besten Möglichkeiten zu verschaffen.
ran: Wie leben Sie eigentlich in Indianapolis und wie gut haben Sie sich dort eingelebt?
Mang: Momentan übernimmt das Team glücklicherweise noch das Hotel für mich. Wenn ich Freizeit habe, esse ich die Sachen, die ich mir hier von der Facility mitnehme oder fange an, die Spielzüge zu lernen. Momentan haben wir ein bisschen Freizeit, bis das Camp anfängt. Ich konnte mich jetzt ein paar Tage entspannen und habe mir die NBA Finals angeguckt, die wir (die Indiana Pacers, Anm. d. Red.) leider verloren haben. Ansonsten schaue ich ein bisschen Fernsehen, ein bisschen Netflix oder spiele ein bisschen Schach. Aber jetzt lerne ich schon wieder die Spielzüge bis ins kleinste Detail, um noch schneller denken zu können.
ran: Spüren Sie die Football-Begeisterung in der Stadt? Werden Sie schon auf der Straße erkannt?
Mang: Natürlich, die Stadt Indianapolis ist sehr Colts- und auch sportfokussiert. Ich als "kleiner Deutscher" werde noch nicht so erkannt, was für mich aber kein Problem ist. Das gibt mir die Chance, mir selber einen Namen zu machen und mich auf mich selber zu konzentrieren. Dann gucken wir mal, was in der Zukunft kommt.