GFL-Spieler bekommt Vertrag in NFL
Cardinals-Profi Djeri im ran-Interview: "Dachte, ich hätte es verbockt"
- Aktualisiert: 08.06.2018
- 11:47 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Binnen vier Tagen musste Moubarak Djeri die Arizona Cardinals von seinen Fähigkeiten überzeugen. Das gelang dem GFL-Profi der Cologne Crocodiles mit Bravour. Im ran-Interview spricht der Defensive Lineman über seinen Einstieg in die USA und die kommenden Aufgaben.
München - Erst vor vier Jahren begann Moubarak Djeri mit dem Footballspielen. Nun hat der im Togo geborene Defensive Lineman einen großen Schritt auf dem Weg zu seinem NFL-Traum zurückgelegt. Die Arizona Cardinals statten den 22-Jährigen mit einem Vertrag aus. Im ran-Interview spricht "Mouby" über seine ersten Tage in den USA und seine Schufterei für den Platz im endgültigen Roster des Klubs.
ran.de: Wie verliefen die ersten Tage in den USA?
Moubarak Djeri: Ich bin seit Samstag in Arizona. Weil ich erst sehr spät ankam, haben mich die Cardinals wegen dem Jetlag am Sonntag ausruhen lassen. Am Montag hatte ich dann die ganzen ärztlichen Tests, da wurde ich komplett durchgecheckt. Und am Dienstag war dann der Tryout.
ran.de: Da entschied sich dann, ob die Cardinals Sie unter Vertrag nehmen?
Djeri: Genau. Nach dem Tryout kamen die Coaches in die Kabine und haben mir gesagt, dass sie mir einen Vertrag geben wollen.
ran.de: Was war das für ein Gefühl?
Djeri: Ich dachte, dass ich es verbockt hätte. Es ist auch nicht einfach, wenn man von Deutschland nach Amerika kommt, wo das Spiel geboren wurde. Man hat nicht das Gefühl: 'Okay, ich bin hier und habe das gezeigt.' Man hat halt immer noch eine Unsicherheit. Als ich nach dem Tryout in der Kabine war, habe ich geheult, weil ich dachte, dass ich es nicht schaffe. Dann kam der Coach rein und meinte: 'Du hast das super gemacht. Wir mögen deine Explosivität, du bewegst dich sehr gut.' Das war das beste Gefühl, da kamen die Tränen, weil es für mich immer ein Traum war. Es ging für mich an jedem Trainingstag im Gym immer nur darum, das zu schaffen.
ran.de: Wie sind Sie zum Football gekommen?
Djeri: Als ich mit sechs Jahren erstmals Football im Fernsehen gesehen habe, habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich das auch gern machen würde. Und sie meinte: 'Nein, du wirst dich nur verletzten.' Wie halt Mütter so sind.
ran.de: Aber Sie haben das Ziel dennoch weiterverfolgt?
Djeri: Ich kam mit elf Jahren nach Deutschland und hatte immer noch das Herz für den Sport. Mein Vater wollte aber, dass ich Fußball spiele. Nach einiger Zeit habe ich gemerkt, dass das nichts für mich war. Ich bin immer weiter gewachsen und war dann größer als meine Mitspieler. Ich war zwar auch im Fußball gut, fühlte mich aber immer mehr zum Football hingezogen. Mit 18 Jahren habe ich dann bei den Cologne Crocodiles angefangen. Seit dem ersten Tag hatte ich das Gefühl, dass ich mehr wollte, als nur in Deutschland zu spielen.
ran.de: Müssen Sie sich zwicken, dass der Traum jetzt Realität geworden ist?
Djeri: Das ging natürlich alles relativ schnell. Aber wenn man Willen und Stärke zeigt, ist das okay. Ich bin 22 und jung – und das ist gut. Denn umso jünger man ist, desto mehr kann man lernen. Mit 23, 24 oder 25 wäre es ein bisschen schwerer. Vier Jahre Football sind nicht viel, aber ich habe mein Bestes gegeben und das zahlt sich aus.
ran.de: Wie lange läuft der Vertrag bei den Cardinals?
Djeri: Ich habe einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Damit bin ich jetzt im 90-Mann-Kader. Aber wirklich sicher bin erst, wenn ich es in den 53-Mann-Kader oder den Practice Squad geschafft habe. Jetzt beginnt die Zeit, noch mehr zu arbeiten, um es in den Kader zu schaffen. Jetzt kann ich sagen: Es ist super, ich wurde angenommen, aber nun muss ich mich beweisen, um es in das Team zu schaffen, wenn die Saison beginnt.
ran.de: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Djeri: Das kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich bin neu in dieser Liga. Das, was ich bisher in Deutschland gemacht habe, hat mich hierhin gebracht und ich würde es genauso weiter machen und versuchen, noch besser zu werden. Das ist das einzige, was ich machen kann. Mein Agent hat mir den Tipp gegeben: Mach es, wie du es immer gemacht hast. Aber denke immer daran: step by step, day by day.
ran.de: Welche Spieler von den Cardinals haben Sie schon getroffen?
Djeri: Heute habe ich trainiert und Markus Golden getroffen, der spielt auch Defensive Line. Er war sehr freundlich, kam direkt auf mich zu und hat hallo gesagt. Das ist für mich etwas Neues, denn es geht um Menschen, die ich sonst nur im Fernsehen sehe. Und jetzt reden die mit mir. Das ist echt super.
ran.de: Wie sahen die ersten Reaktionen aus Deutschland aus?
Djeri: Ich habe mit meinem Offensive Coordinator David Odenthal, der alles in Gang gebracht und den Kontakt hergestellt hat, telefoniert. Dann habe ich auch mit dem Head Coach der Crocodiles, Patrick Köpper, geredet. Sie sind alle superstolz auf mich. Ich habe auch dem Team mit einem kleinen Video kurz hallo gesagt. Ich bekomme so viele Nachrichten und Anrufe.
ran.de: Was hat die Familie gesagt?
Djeri: Sie haben natürlich als erstes die Nachricht von mir bekommen, denn sie sind die größten Supporter in meinem Leben. Für mich ging es jeden Tag darum, meine Mutter anrufen zu können, um ihr zu sagen: "Mama, ich hab' es geschafft. Jetzt brauchst du nicht mehr zu arbeiten.' Sie ist eine starke Person. Als ich ihr das jetzt gesagt habe, hat sie angefangen zu weinen. Sie weiß, wie sehr ich diesen Sport liebe und wie viel ich reinstecken musste. Es gab Tage, an denen ich nach 15 Stunden Arbeit direkt ins Gym gefahren bin, dort vier Stunden trainiert und dann nur zwei Stunden geschlafen habe. Und dann bin ich direkt wieder zur Arbeit. Meine Freundin ist 24 Stunden bei mir. Sie ist von vornherein dabei gewesen.
ran.de: Wo wohnen Sie aktuell?
Djeri: In einem Hotel. Das ist relativ nah zum Trainingsgelände. Meistens werde ich abgeholt. Aber ich habe gesagt: 'Wenn ihr mir ein Fahrrad besorgt, kann ich auch damit zum Training rollen.' Das ist auch ein gutes Warmup. Jetzt besorgen sie mir eins. Das ist vielleicht ein Weg von zehn Minuten.
ran.de: Wie wird es jetzt in den nächsten Tagen weitergehen?
Djeri: Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag trainieren zu gehen. Das offizielle Saisonprogram fängt bei den Cardinals am Dienstag an. Dann sind alle Spieler zurück und es geht richtig los. Aber ich kann mich jetzt schon vorbereiten.
ran.de: Wie sieht Ihr Tagesverlauf aus?
Djeri: Ich stehe so gegen 6 Uhr auf und gehe duschen. Danach bete ich und stretche mich im Hotel. Dann frühstücke ich. Heute (am Mittwoch, Anm. d. Red.) haben sie mich um 8 Uhr abgeholt und zum Trainingsplatz gefahren. Dort habe ich mich umgezogen und direkt mit dem Training angefangen. Heute war ich schon recht früh zurück – so gegen 12 Uhr. In den nächsten Tagen wird da noch mehr auf mich zukommen. Im Hotel habe ich aber auch noch ein Gym, wo ich mich fithalte. Außerdem gibt es am Hotel einen Swiming Pool, da habe ich im Wasser an meiner Bewegung gearbeitet. Das mag ich, weil im Wasser alles anstrengender ist.
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ran.de: Hatten Sie schon Kontakt zu anderen deutschen NFL-Spielern?
Djeri: "Nein, aber Björn Werner hat mir auf meiner Facebook-Seite gratuliert."
ran.de: Würden Sie sich von denen Tipps holen?
Djeri: "Ja, klar. Es wäre toll, zu wissen, was auf mich zukommt. Umso besser kann ich mich vorbereiten."
Das Interview führte Marcus Giebel
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