Denver Broncos
Case Keenum: One-Hit-Wonder oder Hoffnungsträger?
- Aktualisiert: 09.09.2018
- 16:49 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Noch vor einem Jahr war Case Keenum ein Backup, dessen Karriere auszulaufen schien. Nach einer überraschend starken Saison bei den Minnesota Vikings hat sich das nun geändert: Er wurde für viel Geld von den Denver Broncos verpflichtet und soll für schnelle Erfolge sorgen. Doch ist er dazu überhaupt in der Lage?
München/Denver – Ist Case Keenum wirklich der Top-Quarterback, der viele Jahre nur unterschätzt wurde und jetzt bei den Broncos eine neue Ära einläutet? Oder aber ist Keenum doch nur ein One-Hit-Wonder? Also ein Durchschnitts-Quarterback, der vergangene Saison bei den Minnesota Vikings von den starken Mitspielern getragen wurde und viel besser aussah als er wirklich ist?
Diese Frage schwirrt durch das Broncos Stadium at Mile High, wenn Keenum am Sonntag mit den Denver Broncos die Seattle Seahawks empfangen wird (ran.de und ProSieben MAXX übertragen live ab 22:10 Uhr). General Manager John Elway ist davon überzeugt, dass die Broncos nach der enttäuschenden 5-11-Saison mit dem neu verpflichteten Keenum zurück auf die Erfolgsspur finden: "Er ist perfekt für uns."
Drei Mal vor die Tür gesetzt
Die Rolle des Hoffnungsträgers ist für den 30-Jährigen ungewohnt. Noch vor einem Jahr schien es so, als würde er die typische Karriere eines zweitklassigen Quarterbacks hinlegen, der noch ein paar Jahre als Backup dienen wird und dann irgendwann in Vergessenheit gerät.
Ein kleiner Rückblick: Er kam 2012 als ungedrafteter Spieler in die NFL, wurde daraufhin zwischen den Houston Texans und den St. Louis bzw. Los Angeles Rams hin und her geschoben.
Bei den Rams lief er zwischenzeitlich zwar als Starting-Quarterback auf, konnte aber nicht überzeugen. Letztendlich war er nur der Platzhalter für den First-Overall-Pick Jared Goff, der im November 2016 das Zepter übernahm. Dann wurde Keenum nicht mehr gebraucht. Er kennt das Gefühl: Der Passgeber wurde bereits drei Mal von seinem jeweiligen Team vor die Tür gesetzt.
Der gebürtige Texaner zog weiter zu den Minnesota Vikings, wo er als Backup von Sam Bradford dienen sollte. Dann schlug plötzlich seine große Stunde: Weil Bradford sich zu Saisonbeginn verletzte, wurde Keenum zum Starting-Quarterback ernannt und spielte die Saison seines Lebens. Mit einem Quarterback-Rating von 98,3 führte er die Vikings in die Playoffs und schlussendlich bis in das NFC-Championship-Game.
36 Millionen Dollar für zwei Jahre
Dass die Vikings ihm 2017 lediglich einen Einjahres-Vertrag angeboten hatten, entpuppte sich für ihn nun als Glücksfall. Hatte er doch die Möglichkeit, nach seiner "Breakout-Season" als Free-Agent richtig abzukassieren. Die Broncos sicherten sich seine Dienste mit einem Zweijahres-Vertrag über 36 Millionen US-Dollar.
Um das einmal richtig einzuordnen: Es ist gerade einmal vier Jahre her, als sein Jahresverdienst noch bei 277.041 Dollar lag. Ob er diese krasse Gehaltserhöhung wert ist?
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Elway: Case hat eine beruhigende Ausstrahlung
General Manager John Elway, früher selber ein großer Quarterback, ist davon überzeugt. Nachdem er mit Rookie-Quarterbacks wie Trevor Siemian oder Paxton Lynch daneben lag, entschied er sich diesmal für einen Routinier. Kirk Cousins galt ebenfalls als Kandidat. Doch die Wahl fiel laut Elway sehr bewusst auf Keenum.
"Ich habe volles Vertrauen in Case und seine Erfahrung. Die Spieler wissen, dass er ein Veteran ist", erklärt Elway. "Trevor und Paxton hatten hier viel zu kämpfen. Das war nicht unbedingt ihre Schuld. Sie waren einfach noch junge Spieler. Case hingegen hat Erfahrung und somit eine beruhigende Ausstrahlung auf die Mitspieler. Sie haben das Gefühl, mit ihm Spiele gewinnen zu können. Das ist das Wichtigste."
Auch Head Coach Vance Joseph ist davon überzeugt, dass Keenum die hohe Investition wert ist. Nicht obwohl, sondern gerade weil seine Karriere von so vielen Höhen und Tiefen geprägt war. Joseph erklärt: "Er hat in seiner Karriere einiges durchgemacht. Er weiß, dass der Job mit harten Dingen einhergeht. Man muss die richtige Mentalität haben, um so wie er nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen."
"Das hat mich geprägt", sagt auch Keenum über seinen Karriereverlauf. "Du arbeitest, du lernst, du machst einfach weiter, versuchst besser zu werden. Das ist der Job."
Esume: Ich traue dem Ganzen nicht
Das Vertrauen der Mitspieler scheint er bereits gewonnen zu haben. "Case ist genau der Typ, auf den wir hier alle gewartet haben", sagt Linebacker Von Miller. "Er ist ein Leader und hat sofort das Kommando übernommen. Er weiß ganz genau, was zu tun ist."
Weiß er das wirklich? Nicht alle Fachleute sind davon so überzeugt wie die Spieler und Verantwortlichen in Denver. ran-Experte Patrick Esume sagt: "Case Keenum ist eigentlich nur ein Brücken-Quarterback. Er hat als Starting-Quarterback nie so abgeliefert wie wenn er von der Bank kam. Deshalb traue ich dem Ganzen nicht wirklich."
Eines ist jedenfalls sicher: Als plötzlicher Großverdiener wird Keenum kritischer beäugt als jemals zuvor. Ob er damit umgehen kann, wird sich möglicherweise schon am Sonntag zeigen.
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