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Gewalt gegen den Sohn?

Das doppelt Perverse am Fall Tyreek Hill

  • Aktualisiert: 26.04.2019
  • 21:36 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© 2019 Getty Images

Die Vorwürfe gegen Tyreek Hill wiegen schwer, die Verdachtsmomente erhärten sich. Fest steht: Die NFL wird relativ schnell zur Tagesordnung übergehen. Ein fatales Signal.

München – Der Satz hallt nach. Entfaltet seine Wirkung langsam, ist dafür aber umso verstörender. Schmerzhaft. Unerträglich. Grauenvoll.

"Du solltest auch Angst vor mir haben, Schlampe."

Worte wie Peitschenhiebe. Vor allem dann, wenn man die ganze Story kennt. 

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Angeblicher Kindesmissbrauch

Denn wer den Satz gesagt haben soll, ist Tyreek Hill, Superstar der Kansas City Chiefs. In einem Dialog mit seiner Verlobten Crystal Espinal über die angebliche Misshandlung des gemeinsamen, dreijährigen Sohnes, die unter anderem zu einem Armbruch führte.

Drei Jahre alt. Drei. Jahre. Alt.

Gewalt gegen Kinder. Gegen Schutzbefohlene. Kindesmissbrauch. Die unterste Schublade der Verbrechen. Eine besondere Art der Grausamkeit. Eine Tat, für die es so gar keine Entschuldigung gibt. Ausreden schon gar nicht. Nicht mal im Ansatz. Nur Abscheu.

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Bei den Chiefs werden natürlich sofort Erinnerungen wach an Kareem Hunt, der wegen einer Prügelattacke gegen eine Frau entlassen und von der NFL für acht Spiele gesperrt wurde. Er darf bei den Cleveland Browns auf eine zweite Chance hoffen.

Doch Hills Tat scheint nochmal eine andere Qualität zu haben. Wenn er sie denn begangen hat. Denn natürlich gilt erst einmal die Unschuldsvermutung, auch wenn sich der Verdacht durch die Audioaufnahmen mehr und mehr erhärtet. 

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Belastende Vergangenheit

Belastend hinzu kommt Hills Vergangenheit: Der Receiver soll 2014 die damals schwangere Espinosa geschlagen und gewürgt haben. Er bekannte sich schuldig und wurde vom Oklahoma State Football-Team verbannt. Er erhielt eine dreijährige Gefängnisstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Für die Liga und die Chiefs ist die neueste Entwicklung ein mittleres Desaster. Die Chiefs haben Hill zunächst von allen anstehenden Team-Aktivitäten suspendiert. Seine Zukunft bei den Chiefs scheint ungewiss. 

Die NFL hat noch gar nicht reagiert, bereits im Fall Hunt gab es viel Kritik für den Umgang der Verantwortlichen damit. Generell ist der nämlich zu lasch, obwohl die NFL und deren Spieler zweifellos ein Gewaltproblem haben. Und das seit Jahrzehnten.

Die Spieler? Kommen trotzdem unter. Die Teams? Irgendeines greift dann doch zu. Siehe Hunt. Oder Hill, der nach der Gewalt gegen seine Freundin 2014 beim Draft 2016 zwar in die fünfte Runde abstürzte, mit den Chiefs aber einen Abnehmer fand. Die sicherten sich ein Schnäppchen. Häusliche Gewalt? Lassen wir lieber in den vier Wänden des Spielers. Weitere Beispiele gibt es genug.  

Das Schlimme – beziehungsweise Perverse: Es ist im Grunde völlig egal, ob Hill sein Kind misshandelt hat oder nicht.

Alle furchtbar entsetzt

Klar: Alle werden sich die Aufnahmen angehört haben und sind nun furchtbar entsetzt, schockiert, fassungslos. Hill wird kritisiert werden, abgestraft, von den Chiefs entlassen. Auch die bekommen ihr Fett weg. Alles für den Erfolg, immerhin hatte er zwei solcher Exemplare im Roster. Alle miteinander werden sie krakeelen, wie schlimm das alles doch ist.

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Doch das ist am Ende scheinheilig, denn alle miteinander wissen auch: Hill wird wahrscheinlich wieder spielen. Er gehört zu den Superstars, zu den Leistungsträgern der Chiefs, spielt spektakulär. Bei 3255 Yards und 25 Touchdowns in drei Jahren kann man Hill sportlich nicht viel vorwerfen. "Wir kümmern uns als Liga immer noch nicht um häusliche Gewalt", wird ein Verantwortlicher vom Bleacher Report zitiert. Ein Coach weiß: "Er wird nächste Saison spielen, denn wir können uns nicht selbst helfen." 

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Fatales Signal

Das Signal ist fatal: Talent steht immer noch weit über Anstand. Oder das Geschäft über der Gerechtigkeit. Geld über Menschlichkeit. Wie auch immer man es ausdrücken will. 

Man kann es ganz offen aussprechen: Solange der Spieler abliefert und den eigenen Zielen dienlich ist, verzeiht man auch häusliche Gewalt. Selbst die gegen Kinder.

Auch dieser Satz hallt nach.

Von Andreas Reiners

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