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Davis im Exklusiv-Interview

Deutsche NFL-Hoffnung Kevin Davis exklusiv: "Wenn der NFL-Traum platzt, werde ich Feuerwehrmann"

  • Aktualisiert: 02.04.2020
  • 15:03 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© imago/ZUMA Press

Kevin Davis durfte als einziger Deutscher zum diesjährigen NFL-Combine nach Indianapolis reisen. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Davis über seine Erlebnisse beim Combine und warum er sich trotz zum Teil enttäuschender Leistungen in Indiana große Hoffnungen auf eine NFL-Karriere macht.

München / Colorado - Kevin Davis. 23 Jahre alt. Linebacker bei der Colorado State University.

Der Deutsche gilt an seinem College als regelrechtes "Tackle-Tier", als ein Spieler, der, wie sein Coach Mike Bobo sagt "immer konstant seine Leistung bringt - im Training, als auch im Spiel". Die Belohnung: Der Deutsche durfte zum NFL-Combine reisen. 

Im exklusiven Interview mit ran.de spricht er über seine Erfahrungen, einen gebrauchten Tag beim Combine und warum er trotzdem auf eine große NFL-Karriere hofft:

ran.de: Herr Davis, Sie durften in diesem Jahr als einziger Deutscher beim NFL-Combine teilnehmen. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?

Kevin Davis: Es war eine sehr große Chance, mich mit den besten College-Spielern meines Jahrgangs zu messen. Leider habe ich in Indianapolis nicht in allen Disziplinen meine beste Leistung gezeigt …

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ran.de: Warum?

Davis: Die Zeit dort hat mir zwar Spaß gemacht, aber sie war auch richtig stressig. Ich bin an einem Mittwochabend in Indiana angekommen, musste dann gleich meine Combine-Klamotten abholen und donnerstags ging es in der Früh gleich schon in die Klinik zum Blut abnehmen und sämtlichen medizinischen Untersuchungen. Das wurde freitags dann noch fortgeführt, bevor es Samstag endlich sportlich wurde. Abends hatten wir immer die Möglichkeit, in einem riesigen Saal Gespräche mit den NFL-Teams zu führen. Es waren einfach sehr lange Tage, wir kamen spät ins Bett und mussten immer sehr früh wieder aufstehen. Und das vier Tage lang. Da hat mir am entscheidenden Tag dann leider bei der einen oder anderen Übung das Gas gefehlt.

ran.de: Welchen Eindruck hatten Sie von Ihren Konkurrenten auf der Linebacker-Position?

Davis: Viele waren wirklich "Freak-Athletes". Die waren körperlich unglaublich gut ausgebildet. Da hat man schon gesehen, warum manche Kandidaten für First-Round-Picks sind. Aber solche Spieler sind auch eine Extra-Motivation. Und man weiß, dass man selbst auch so gut sein kann. Deswegen war es umso enttäuschender, dass ich beim Combine einen so schlechten Tag erwischt habe.

ran.de: Mit welchen Teams haben Sie sich beim Combine denn länger ausgetauscht?

Davis: Es waren insgesamt zehn bis zwölf Franchises. Darunter die Pittsburgh Steelers, die Seattle Seahawks, die Washington Redskins, die Tampa Bay Buccaneers und die Cincinnati Bengals.

ran.de: Über was spricht man dann so? Und mit wem?

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Davis: Zum Beispiel über das Playbook, das wir im College spielen. Sie wollen dann wissen, wie gut ich es kenne und wie ich auf gegnerische Spielzüge reagieren würde. Und natürlich wollen sie auch viele persönliche Dinge wissen. Diese Gespräche führt man dann mit Scouts und Positionscoaches der NFL-Teams.

ran.de: Wie war das Feedback?

Davis: Sehr positiv. Sie fanden es alle super, dass ich das Playbook so gut auswendig konnte und das ich mich auch persönlich ordentlich verkauft habe.

ran.de: Umso ärgerlicher, dass Sie sportlich beim Combine insgesamt keinen allzu guten Tag erwischt haben …

Davis: Das stimmt. Allerdings hatte ich gerade bei mir an der Colorado State University den Pro Day und da waren all meine Ergebnisse deutlich besser als noch beim Combine. Da war ich mit mir und meinen Leistungen auch richtig zufrieden. Es waren insgesamt 34 Scouts und Coaches der NFL-Teams anwesend und ich habe mich an diesem Tag lange mit den Bengals unterhalten. Sie haben auch die Positionsübungen mit mir gemacht.

ran.de: Wieso lief der Pro Day aus Ihrer Sicht besser als der Combine?

Davis: Ich glaube, weil ich alle Disziplinen an einem Tag machen konnte. Das kam mir sehr entgegen. Beim Combine ist das nicht so. Da hast du als Spieler viel Warterei, deine Muskelatur ermüdet dadurch schneller. Das war beim Pro Day nicht der Fall.

ran.de: Die Kollegen von "CBS Sports" haben Sie nach dem Combine auf einer eigens angefertigten Rangliste auf Position 18 von 29 gelistet und geben Ihnen damit nur wenig Chancen, gedraftet zu werden. Wie sehen Sie selbst Ihre Möglichkeiten?

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Davis: Über so etwas denke ich überhaupt nicht nach. "CBS Sports" weiß ja gar nicht, was die Teams wirklich wollen. Es gab in der Vergangenheit schon Mock-Drafts, in denen ich in der fünften Runde gepickt wurde und welche, bei denen ich gar nicht aufgetaucht bin. Ich glaube an mich und denke, dass ich gute Chancen habe, gedraftet zu werden.

ran.de: Zu welchem NFL-Team würden Sie denn gerne gehen?

Davis: Das ist mir ganz egal. Hauptsache, ich bekomme überhaupt eine Chance.

ran.de: Wo werden Sie den Draft verfolgen?

Davis: Wahrscheinlich zu Hause in Colorado.

ran.de: Und was machen Sie, wenn der Traum von der NFL am Ende doch nicht in Erfüllung gehen sollte?

Davis: Wenn die Football-Karriere tatsächlich vorbei sein sollte, werde ich zur Feuerwehr gehen. Dieser Entschluss steht schon länger fest.

Das Interview führte: Dominik Hechler