Draft vom 23. bis 25. April
Draft-Vorbereitung in der Coronakrise: Nur ein Talente-Glücksspiel?
- Aktualisiert: 02.04.2020
- 15:18 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Die NFL hält am Draft-Termin im April fest, trotz reichlich Kritik der Manager der Liga. Der Grund: Sie fühlen sich nicht gut genug vorbereitet.
München – Es geht beim Draft nicht immer nur um das pure Können. Es ist das berühmte Gesamtpaket, also die sportliche, aber auch die persönliche Komponente.
Und die gibt es auf keinen Videos, durch keine Statistiken oder Programme.
Bauchgefühl entwickeln
Man führt Gespräche, lernt sein Gegenüber näher kennen. Entwickelt ein Bauchgefühl, ob es mit dem Talent passt. Man kann Menschen nur vor den Kopf gucken, aber mit der nötigen Menschenkenntnis kann man sich ein Gesamtbild machen, das für die Vorbereitung des Draft unerlässlich ist.
Bradford, Winston und Co. - Die Nr.1-Draft-Picks seit 2000
Doch das Coronavirus hat die Sportwelt verändert. Sie steht still, wird ausgebremst, muss sich neu erfinden.
Wie das so ist im Leben: Neue Situation, neue Herausforderung, neue Ansätze.
"Dies ist eine herausfordernde Zeit", sagte Eric DeCosta, Manager der Baltimore Ravens. "Wir können nicht die Dinge tun, die wir gewöhnt sind, wir können uns nicht mit diesen Spielern treffen, wir können kein Training mit ihnen machen", zählte er die Einschränkungen auf.
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"Was können wir tun?"
Und stellte die entscheidende Frage: "Was können wir tun?"
Eine mögliche Antwort, den Draft nämlich zu verlegen, schmetterte die NFL ab, sie hält weiterhin am Termin (23. bis 25. April) fest.
Doch angesichts der jüngsten Entwicklung der Ausbreitung der Pandemie, vor allem auch in den USA, scheint es sehr unwahrscheinlich, dass sich die Situation entspannt. Heißt: Das Problem wird sich nicht in Luft auflösen.
Das Problem haben ja auch nicht nur die Teams, auch die Spieler wollen sich zeigen. Doch die Klubs wurden angewiesen, ihre Einrichtungen zu schließen, Treffen sind ebenso wenig möglich wie die Pro Days.
Prominentes "Opfer" der Coronakrise: Quarterback-Talent Tua Tagovailoa, der nach seiner Hüftverletzung und anschließender Reha zwar grünes Licht von den Ärzten bekam, nun aber lediglich durch Videos versichern kann, dass er wieder fit ist.
Dabei ist seine Gesundheit entscheidend dafür, wo er am Ende landen wird.
Mickey Loomis ist einer der zahlreichen Manager, die für eine Verschiebung des Draft plädieren. "Damit wir einen Teil der Arbeit erledigen können, die unsere Scouts und Mitarbeiter normalerweise tun", sagte der GM der New Orleans Saints.
Außerdem sprach er den logistischen Aufwand und die sonstigen Probleme eines "virtuellen" Drafts an, ohne Zugang zu den Draft Rooms oder den Büros. Stand jetzt hat die NFL die Teams angewiesen, die Einrichtungen bis zum 8. April zu schließen. Wie es danach weitergeht? Offen.
Kein Fantasy-Draft
"Das ist kein Fantasy-Draft, den man mit einer Liste auf einem Blatt Papier macht", sagte Loomis. "Es gibt eine Menge Dinge, die in die Vorbereitung einfließen, und es gibt eine Menge Arbeit, die erledigt wird. Es wird sehr, sehr schwierig sein, das durchzuführen und es vor allem so zu tun, dass man dem Ganzen gerecht wird."
Klar: Für die meisten Talente gilt, dass sie in der College-Saison, beim Senior Bowl oder beim Combine ihre Visitenkarte abgegeben haben.
Trotzdem betont Loomis, dass der Großteil der Vorbereitung nicht abgeschlossen ist, weil er im März und April vorgenommen wird. Die Folge: "Das macht es nicht unmöglich, doch es wird viel mehr zu einem Glücksspiel, viel riskanter als es normalerweise wäre."
Nicht hassen NFL-Manager mehr. Sie wollen das Risiko minimieren und den Erfolg maximieren und wollen deshalb vor allem eines: Zu 100 Prozent vorbereitet sein. Es gibt nichts Schlimmeres als böse Überraschungen, weil man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Nicht richtig machen konnte. Und klar: Für das Ergebnis sind sie am Ende verantwortlich. Oder werden verantwortlich dafür gemacht.
Ravens haben einen Plan
Die Ravens haben zumindest einen Plan. "Ich werde jeden einzelnen Spieler beobachten und zu meinen Tagen als Scouting-Direktor am College zurückkehren", sagte DeCosta.
Er wird alternative Lösungen suchen und nutzen. "Wir werden zusammenarbeiten und wir haben ein großartiges Team. Und selbst wenn wir uns nicht treffen können, können wir telefonieren, von zu Hause aus arbeiten oder Videokonferenzen abhalten."
Neue Situationen erfordern nun mal neue Ansätze.
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