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Indianapolis Colts installieren Jeff Saturday als Head Coach - Spieler sorgen sich
- Aktualisiert: 09.11.2022
- 20:36 Uhr
- ran.de / Franziska Wendler
Nach der Entlassung von Frank Reich verpflichten die Indianapolis Colts mit Jeff Saturday einen Head Coach, der keinerlei Erfahrung auf Profiebene hat. Die Spieler sorgen sich aber aus einem anderen Grund.
Von Franziska Wendler
München/Indianapolis - Ob ihm dieser Tweet am kommenden Wochenende auf die Füße fällt? Ende Oktober twitterte der damalige "ESPN"-Analyst und Ex-NFL-Profi Jeff Saturday: "Raiders look terrible".
Keine zwei Wochen später kommt der 47-Jährige der "schrecklich aussehenden" Franchise näher, als er es zum Zeitpunkt seines Tweets hätte ahnen können.
Am Montag wurde Saturday – für Fans und Experten gleichermaßen überraschend – zum neuen Head Coach der Indianapolis Colts ernannt. Nach unzähligen Pleiten und einer mehr als enttäuschenden bisherigen Saison war der bisherige Cheftrainer Frank Reich zuvor entlassen worden.
Die Verpflichtung von Saturday ist dabei ein mehr als nur außergewöhnliches Ereignis in der besten Football-Liga der Welt. Denn wenn der 47-Jährige eines nicht besitzt, dann ist es Erfahrung als Trainer einer Profimannschaft.
Saturday hat keine Coaching-Erfahrung
Das höchste an Coaching-Erfahrung, was er mitbringt, sind seine Jahre als Trainer der Hebron Christian Academy - einer High School im US-Bundesstaat Georgia.
Arbeit als NFL-Assistenztrainer oder zumindest als College-Coach? Fehlanzeige! Gleiches gilt im Übrigen auch für seinen Coaching Staff.
Und doch wird Saturday am Sonntag im Allegiant Stadium in Las Vegas als Head Coach der Gästemannschaft an der Seitenlinie stehen. Als erster Coach ohne Profierfahrung seit Van Brocklin bei den Minnesota Vikings im Jahr 1961. Für ihn selbst eine höchst unerwartete Entscheidung.
"Warum bin ich nochmal ein Kandidat für diesen Job?", fragte er Colts-Owner Jim Irsay bei der Pressekonferenz im Rahmen seiner Vorstellung. Und es ging noch weiter: "Wenn ich sage, dass ich geschockt war, dann wäre das noch untertrieben", erläuterte er den Moment, als er vom Teambesitzer gefragt wurde, ob er für den Rest der Saison als Interims-Head-Coach fungieren will.
Doch während die meisten Außenstehenden ob der Entscheidung der Colts-Verantwortlichen zumindest einmal irritiert sind, präsentiert die Franchise ihren neuen Hauptübungsleiter als Wunschkandidaten.
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Neuer Coach gewann mit Colts den Super Bowl
So erklärte General Manager Chris Ballard, man habe schon zweimal versucht, Saturday ins Team zu holen. Nun also hat es geklappt. Die Unterstützung von Owner Irsay ist ihm bei seiner Mission jedenfalls sicher. "Er ist der beste Mann für diesen Job, daran gibt es keinen Zweifel", gab sich der Eigentümer selbstbewusst. Und weiter: "Wir bauen hier keine Raketen, um zum Mars zu fliegen. Was wir hier machen, ist eigentlich sehr einfach."
Die gänzlich fehlende NFL-Erfahrung interpretiert Irsay als äußerst positiv. "Ich bin so froh, dass er noch keine Erfahrung in der NFL hat. Er hat diese Angst nicht. Wir hatten großes Glück, dass er verfügbar war. Er hat eine Menge Erfahrung. Er kennt dieses Spiel in- und auswendig."
Und vor allem ist er eines nicht: Von unzähligen Statistiken und Analysen, auf die sich die NFL inzwischen konzentriert, abgestumpft.
Von ungefähr kommt die Anstellung des 47-Jährigen aber trotzdem nicht. Ganze 13 Jahre lang stand Saturday als Center für die Colts auf dem Spielfeld, gewann mit dem Team den Super Bowl und wurde fünfmal in den Pro Bowl gewählt. Zudem war er laut Team-Angaben einige Jahre lang als Berater tätig.
Indianapolis Colts: Saturday strotzt vor Selbstvertrauen
Dem Trainer-Rookie selbst mangelt es übrigens trotz seiner Unerfahrenheit auch nicht an Selbstbewusstsein. So erklärte er, seine Unerfahrenheit habe ihm schon mehrfach in seiner Laufbahn geholfen.
"Das ist das Tolle an meiner Karriere", sagte Saturday, der als Spieler im Draft nicht ausgewählt wurde, dann aber als Free Agent durchstartete. "Ich bin hier. Niemand erwartet irgendetwas. Hoffentlich läuft es extrem gut. Ich weiß aber trotzdem nicht, ob ich irgendetwas Spektakuläres sein werde."
Durchgeplant ist bei Saturday weniger als eine Woche vor seinem Coaching-Debüt noch nicht alles. Stattdessen teilte er Medienvertretern eine weitere überraschende Entscheidung mit. Der 30 Jahre alte Parks Frazier, seines Zeichens Passspiel-Spezialist und Assistant Quarterback Coach, soll sein offensiver Play-Caller werden. Zum anderen hat sich der Trainer-Neuling auf Sam Ehlinger als Starting Quarterback festgelegt.
Jeff Saturday: Nähe zu Colts-Owner Irsay als Kritik
Die Colts-Profis treten ihrem neuen Cheftrainer laut US-Medien übrigens mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch es ist offenbar nicht seine Unerfahrenheit, vor der sich die Sportler fürchten. Vielmehr gilt Saturday schon seit Jahren als enger Vertrauter von Owner Irsay.
Irgendwo verständlich, dass sich bei vielen Spielern die Bedenken häufen, der Owner habe sich mit der Installierung des neuen Trainers Augen und Ohren im Locker Room verschafft.
Eigentümer Irsay selbst gab sich auf der Pressekonferenz vor allem siegessicher. "Wollt ihr gegen diesen Kerl wetten?", rief er in Richtung der Journalisten. "Legt euer Geld hin. Das würde ich gerne sehen, denn ich weiß, was er drauf hat."
Ob Saturday tatsächlich etwas drauf hat, zeigt sich in Week 10, wenn er in seinem ersten NFL-Spiel als Head Coach an der Seitenlinie steht.
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