NFL
James Conner von den Pittsburgh Steelers: "Angst ist eine Wahl"
- Aktualisiert: 20.06.2020
- 22:08 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
James Conner schreibt mit 25 seine Autobiografie, um andere Menschen mit seinem Kampf gegen den Krebs zu inspirieren. Für seine eigene Karriere muss er jetzt eine Tugend nutzen, die ihm damals geholfen hat.
München – Wenn man mit 25 Jahren eine Autobiografie schreibt, braucht man entweder sehr dringend Geld. Oder viel Aufmerksamkeit.
Oder aber: Man hat wirklich etwas zu erzählen. Eine Botschaft, die es zu transportieren gilt.
Wie James Conner.
Wer sein Buch "Fear is a Choice" kauft, findet Antworten. Hilfe. Oder Inspiration. Oder alles zusammen, denn es handelt von seiner ungewöhnlich-tragischen Krankheitsgeschichte. Happy End inklusive.
"Ich hatte Angst"
"Fear is a Choice": Diese Worte sagte er auf der Pressekonferenz im Dezember 2015, als er seine Krankheit publik machte. Das sogenannte Hodgkin-Lymphom wurde bei ihm diagnostiziert. Durch einen Innenbandriss war die Krankheit damals entdeckt worden, gerade noch rechtzeitig. Ohne die anschließende Behandlung hatte ihm sein Arzt aufgrund des Wachstums der Krebszellen nur noch eine Woche gegeben. Zum Glück schlug die Chemotherapie an.
"Ich hatte Angst", gab er auf der Pressekonferenz damals zu. "Doch Angst ist eine Wahl, die man hat. Ich habe gewählt, keine Angst zu haben. Wir werden den Krebs bekämpfen. Und wir werden ihn besiegen!"
Der Running Back der Pittsburgh Panthers ließ seinen Worten Taten folgen, kämpfte sich durch die Chemotherapie und im Mai 2016 zurück auf das Football-Feld. Ein Jahr später wurde er im Draft von den Pittsburgh Steelers in Runde drei ausgewählt.
Eine Geschichte als Mutmacher.
"Mein Glaube ist stark, das sollten die Leute erfahren", erklärte Conner bei NFL.com die Beweggründe für sein Buch. "Aber ich wollte auch inspirieren und die Leute wissen lassen, dass man Problemen nicht wirklich entkommen kann, aber es gibt immer einen Weg, dadurch besser zu werden und sie zu überwinden."
Es ist keine Frage: Krebs zu bekommen und dann zu besiegen, ist ein Einschnitt, ein positiver, ein inspirierender. Bekommt man mit 20 die Diagnose, am Anfang des eigenen Lebens, ist dieser Einschnitt wohl noch einmal tiefgreifender.
Conner will diese Lektionen weitergeben. Gebündelt auf 224 Seiten.
Externer Inhalt
"Es ist großartig, dass das Buch herauskommt und so viele Menschen erreichen wird", sagte Conner. "Ich habe wunderschöne Nachrichten von Leuten erhalten, die meine Geschichte vorher nicht kannten, obwohl es vier Jahre her ist, und sie finden es gerade heraus. Sie werden ein Fan von mir, und das bedeutet mir wirklich viel. Es ist großartig."
Mit der Karriere verwoben
Wie es oft der Fall ist, sind diese privaten Schicksale beziehungsweise Rückschläge mit der sportlichen Karriere eng verwoben, können die Erfahrungen durchaus später als Blaupause in Situationen genutzt werden, die weitaus weniger gefährlich, für die Laufbahn aber trotzdem essentiell sind.
Wie 2020 für Conner. Denn der Running Back könnte eine Art Comeback in seinem vierten Jahr bei den Steelers ganz gut gebrauchen.
2019 kam er durch Verletzungsprobleme auf nur zehn Spiele, 464 Rushing Yards und vier Touchdowns. Enttäuschend, ganz klar hinter den Erwartungen, die er selbst geschürt hatte.
Er war nämlich weit entfernt von 2018, als er seinen Durchbruch mit 973 Rushing Yards und zwölf Touchdowns schaffte, als er sogar den damals streikenden Le'Veon Bell vergessen machte. Er bekam die Chance dank Bell unverhofft, und er nutzte sie.
Was zeigt, dass die Eigenschaften, die er bei seinem Kampf gegen den Krebs zeigte, durchaus erneut helfen kann: Geduld. Und Vertrauen. Zuversicht.
Er war als potenzieller Erstrundenpick bis in die dritte Runde gefallen und saß dann zunächst hinter Bell fest, damals einer der besten Running Backs.
Die Lehre für ihn: Manchmal hat man gewisse Dinge einfach nicht in der eigenen Hand. Das hat mir definitiv Geduld beigebracht. Man muss weiterarbeiten, aber auch warten, bis man an der Reihe ist."
Wie geht es weiter?
Eine weitere Lehre: Die Höhen genießen, aber auch die harten Zeiten schätzen lernen, da sie dafür sorgen, dass man die Höhepunkte auch wirklich genießen kann.
Wird 2020 wieder ein Höhepunkt? Das Jahr dürfte vor allem wegweisend werden. Auf welchem Niveau spielt er? Gibt es einen neuen Vertrag, den ersehnten Zahltag?
Oder hat das Schicksal einen anderen Weg vorgesehen?
Er werde weiterhin geduldig sein, betonte er: "Ich bin bereit zu spielen, das ist alles. Ich habe nie wirklich wegen des Geldes gespielt. Ich liebe das Spiel. Das Spiel war so gut zu mir, dass alles, was damit verbunden ist, ehrlich gesagt nur eine Belohnung ist. Es wird passieren, wenn es passiert. Ich bin bereit für ein gutes Jahr 2020. Ich freue mich nur darauf, wieder da draußen zu sein und diese Wiedergutmachung zu erhalten."
Der Rest wird sich ergeben.
Angst ist eine Wahl. Conner hat sich längst entschieden.
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