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J.J. Watt beendet Karriere: Defense-Monster mit unvollendeter Laufbahn
- Aktualisiert: 03.01.2023
- 09:24 Uhr
- ran.de
J.J. Watt wird nach der laufenden Saison seine Karriere beenden. Nach zwölf Jahren in der NFL für die Houston Texans und Arizona Cardinals hängt der dreimalige Defensive Player of the Year seine Schuhe an den Nagel. Eine Karriere, die ihresgleichen sucht, aber einen großen Makel aufweist.
J.J. Watt wird nach der laufenden Saison seine Karriere beenden. Dies kündigte der Defensive End der Arizona Cardinals vor Woche 17 via Twitter und postete dazu ein Bild, auf dem er seinen Sohn Koa im Arm hält und neben seiner Frau Kealia beim Spiel am vergangenen Sonntag gegen die Tampa Bay Buccaneers zu sehen ist:
"Koas erstes NFL-Spiel überhaupt. Mein letztes NFL-Heimspiel jemals. Mein Herz ist mit nichts als Liebe und Dankbarkeit erfüllt. Es war mir eine absolute Ehre und ein großes Vergnügen."
Damit wird der 33-Jährige seine zwölfjährige Karriere in der NFL mit Gastspielen bei den Atlanta Falcons und San Francisco 49ers beenden, nachdem die Cardinals bereits vorzeitig aus dem Playoff-Rennen ausgeschieden sind.
J.J. Watt: Einer der ganz großen NFL-Stars macht Schluss
Die US-Experten überschütteten den fünfmaligen Pro Bowler kurz nach der Rücktrittsverkündigung derweil nur so mit Lob. "Zweifellos ein Hall of Famer", schrieb etwa NFL-Insider Ian Rapoport. Tom Pelissero vom "NFL Network" bezeichnete Watt "als einen der besten Spieler seiner Generation".
Und für Greg Rosenthal "übertraf Watt auf seinem Leistungszenit wahrscheinlich jegliches Defensive Play, welches er je gesehen hat" - um nur einige der zahllosen den Hut ziehenden NFL-Insidern zu zitieren.
Wertschätzung von allen Seiten für einen der ganz Großen - und das vollkommen zurecht. Watt wird sich als einer der dominantesten Defense-Spieler seiner Generation in den Ruhestand verabschieden.
Als einer von drei Brüdern, die in der NFL spielen, ist er neben Aaron Donald und Lawrence Taylor einer von nur drei Spielern, die dreimal zum Defensive Player of the Year gewählt wurden.
Alle drei Auszeichnungen wurden ihm verliehen, als er für die Houston Texans aktiv war (2012, 2014 und 2015) - die Franchise, die ihn 2011 in der ersten Runde an Position 11 draftete.
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J.J. Watt: Einer der besten Defender der NFL-Geschichte
Der Quarterback-Jäger wird seine Karriere bei den Cardinals beenden, bei denen Watt vor der Saison 2021 unterschrieben hat, nachdem er zuvor 10 Spielzeiten bei den Texans verbrachte.
Watt hat bis dato laut "Pro Football Reference" in 149 Spielen 445 Tackles, 111,5 Sacks und 27 Forced Fumbles zu Buche stehen, was Platz 26 im NFL-Karriere-Ranking bedeutet. Eine Statistik, die seit 1982 offiziell geführt wird. Er ist laut "ESPN" zudem der einzige Spieler, der in mehreren Spielzeiten (2012, 2014) mehr als 20 Sacks erzielt hat.
Seit Watts Draft gab es nur drei andere Spieler - Von Miller, Cameron Jordan und Chandler Jones - die mehr Sacks als er erzielt haben. Der Defensive End ist darüber hinaus Erstplatzierter bei abgefangenen Pässen, Zweiter bei Fumble Recoveries und Dritter bei Forced Fumbles in dieser Zeitspanne.
Watt hat außerdem insgesamt 28 Spiele mit mindestens zwei Sacks vorzuweisen - laut "ESPN Stats & Information Research" fünf mehr als jeder andere Spieler seit 2011.
Er ist einer von nur vier Spielern in der NFL-Historie, die in ihrer Karriere sowohl 100 Sacks als auch fünf Touchdowns erzielt haben. Watt hat außerdem vier Spielzeiten mit mindestens 15 Sacks hingelegt, mehrere derartige Saisons gelangen seit 1982 nur seinem Kindheitsidol und Hall of Famer Reggie White (5).
Ein großer Makel bleibt jedoch trotz einer Karriere, die ihresgleichen sucht und unweigerlich in Canton, Ohio enden wird. Für die Ruhmeshalle der NFL kommt Watt aber ohnehin erst ab 2028 in Frage.
J.J. Watt: Erfolglose Jagd nach Super-Bowl-Titeln als großer Makel
Neben all den Fabelzahlen, die Watt über die Jahre aufgelegt hat, blieb ihm der ganz große Wurf sowohl mit den Texans als auch den Cardinals verwehrt und die übergroßen Hände über die Jahre trotz individueller Höchstleistungen entsprechend ohne Championship-Ring.
Justin James, wie J.J. mit bürgerlichen Namen heißt, stand in seiner Karriere in insgesamt sechs Spielzeiten in den Playoffs auf dem Feld und absolvierte dabei insgesamt neun Spiele in der Postseason. Für die so sehnlichst erhoffte Super-Bowl-Teilnahme sollte es jedoch nicht reichen.
Häufig kamen Watt auf der Jagd nach dem Titel Verletzungen in die Quere. Verpasste die Nummer 99 in seinen ersten fünf Jahren in der NFL kein einziges Spiel, sollte der Körper des Ein-Mann-Abrissunternehmens in der Defense in den Folgejahren immer mehr Tribut zollen.
J.J. Watt: Verletzungsanfälligkeit überschattet Karriere
Die Liste der Verletzungen ist lang, Watts Ausfallzeiten waren mit fortschreitender Karriere noch länger. Schienbeinkopfbruch, Staphylokokken-Infektion, gebrochene Hand, ausgekugelte Schulter, gerissene Bauchmuskeln, Rückenoperation - um nur einige der größten Ausfallgründe zu nennen, die zu insgesamt 42 verpassten Spielen führten.
Vor der laufenden Saison ließ sich Watt zudem eine diagnostizierte Herzrhythmusstörung, konkret ein Vorhofflimmern, durch eine Elektroschock-Behandlung behandeln.
Nach der Geburt seines ersten Kindes im vergangenen Oktober ist das vorzeitige Karriereende vielleicht auch als eine Art von Selbstschutzmaßnahme vor schlimmeren Auswirkungen zu werten. So hatten die Ärzte Watt doch im Rahmen der Behandlung attestiert, dass die Herzrhythmusstörung sich jederzeit wiederholen könnte. Damals hatte Watt noch drei Tage nach der Behandlung das Training wiederaufgenommen.
Über die Jahre stehen im Ergebnis dann wahrscheinlich doch zu viele verletzungsbedingte Ausfälle zu Buche, um seine Mannschaften in den entscheidenden Partien eine Runde weiter bis hin zum Super-Bowl-Triumph zu führen.
Watts individuelle Leistungen, unnachahmliche Leader-Fähigkeiten und seinesgleichen suchenden Karriere-Stats stehen trotz des Titel-Makels aber für sich.
Und damit nicht genug.
J.J. Watt: Auch abseits des Spielfelds ein absolutes Vorbild
Neben Watts sportlichen Erfolgen wird zudem auch sein Engagement abseits des Spielfelds auch noch lange nach der Karriere in Erinnerung bleiben.
Seine Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2010, als er noch am College war, über 6,7 Millionen Dollar gesammelt - weit mehr als das angestrebte Ziel von 100.000 Dollar, wie er kürzlich auf Twitter erklärte.
Nach den schlimmen Schäden von Hurrikan Harvey im Jahr 2017 sammelte Watts Stiftung zudem mehr als 37 Millionen Dollar für die Opfer der Naturkatastrophe. Sein ursprüngliches Ziel hierzu waren nach eigener Aussage 200.000 Dollar.
Die NFL verliert damit also nicht nur einen ihrer größten Spieler, sondern auch eines der wichtigsten Gesichter abseits des Platzes.