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Los Angeles Chargers unter Strom: Herbert, viele Waffen und ein besonderer Coach
- Aktualisiert: 15.10.2021
- 14:59 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Die NFL staunt über die Los Angeles Chargers, die am Sonntag (ab 18:55 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de) bei den Baltimore Ravens das AFC-Topspiel bestreiten. Bei den Kaliforniern läuft es wie aus einem Guss. Das liegt längst nicht nur an Justin Herbert.
München - Diese NFL-Saison könnte eine besondere Pointe bereithalten. Für "NBC" war es bereits an der Zeit, darauf zu verweisen. Denn es scheint alles andere als unrealistisch zu sein, dass das SoFi Stadium Gastgeber der letzten drei Partien dieser Spielzeit wird.
Der Super Bowl LVI wurde bereits vor Jahren in den Komplex im kalifornischen Inglewood vergeben. Aber auch die Conference Championship Games zwei Wochen zuvor könnten in der erst im vergangenen Jahr eröffneten Arena steigen.
Chargers sind die Nummer eins der AFC
Dort sind bekanntlich die Los Angeles Rams und die Los Angeles Chargers zu Hause. Erstere ließen unter anderem mit dem 34:24 über Titelverteidiger und Topfavorit Tampa Bay Buccaneers aufhorchen und stehen bei vier Siegen aus fünf Spielen.
Die gleiche Bilanz weisen die "Bolts" vor ihrer nächsten Reifeprüfung bei den Baltimore Ravens am Sonntag (ab 18:55 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de) auf. Die einst in San Diego beheimatete Franchise führt die AFC an, feierte zuletzt drei Siege - unter anderem gegen Super-Bowl-Teilnehmer Kansas City Chiefs und die Las Vegas Raiders.
"Herbert könnte Erdbeere durch Kampfschiff werfen"
Die Favoritenrolle können Justin Herbert und Co. also nicht mehr so einfach von sich weisen. Gerade der jüngste Erfolg - das 47:42 über die Cleveland Browns - gelang in beeindruckender Manier. Spätestens dort wurde klar: Die Offensivmaschine läuft, die Chargers sind unter Strom.
Das ist dem glänzend aufgelegten Jung-Quarterback zu verdanken, der in seinem zweiten Jahr den nächsten Schritt getan hat und selbst vom Gegner geadelt wird. "Er ist einer der Typen, die eine Erdbeere durch ein Kampfschiff werfen könnten", lobte Don Martindale, Defensive Coordinator der Ravens, vor dem Aufeinandertreffen.
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Chargers: Viele Waffen - wie Williams
Herbert erzielte bei den jüngsten drei Siegen zwölf Touchdowns, ohne sich auch nur ein Turnover zu leisten. In dieser Saison gelangen ihm schon drei Game-Winning-Drives - das schaffte noch kein anderer Quarterback.
Aber natürlich verfügt der 23-Jährige auch über die entsprechenden Waffen, um derart glänzen zu können. Wide Receiver Mike Williams zum Beispiel.
Der 27-Jährige fing gegen die Browns Touchdown-Pässe für 48 und 72 Yards, legte insgesamt 165 Receiving Yards zurück. Ein Karrierebestwert für den Receiver, den "ESPN" als "difference maker" betitelt. Sechs Receiving Touchdowns hat der siebte Pick des Draft 2017 bereits gesammelt - Ligaspitze.
Williams spielt über die Fifth-Year-Option, es geht jetzt also um den großen Zahltag. "Der Junge ist ein fantastischer Receiver. Er kann dich am anderen Ende des Feldes schlagen oder nach wenigen Metern", lässt Head Coach Brandon Staley keine Zweifel, dass er mit "Big Mike" sehr zufrieden ist.
Parham Jr. tanzt wie Durant
Herbert kann aber auch genauso Keenan Allen anvisieren. Oder Jalen Guyton. Oder Jared Cook. Oder Donald Parham Jr., der den ersten Score gegen die Browns erzielte und danach einen Tanz hinlegte, den NBA-Star Kevin Durant einst uraufführte.
"Ich habe das jeden Tag in der Woche geübt. Im Bad, unter der Dusche, überall. Nur um sicherzugehen, dass ich es auch richtig hinbekomme", schmunzelte Tight End Parham Jr. nach dem Spiel. Wenn es wie am Schnürchen läuft, kann man natürlich auch dem Einstudieren des eigenen Jubels umso mehr Zeit widmen.
Ekeler führt Touchdown-Ranking mit Henry an
Schon sieben eigene Scores feierte Running Back Austin Ekeler, die Allzweckwaffe. Damit liegt er gemeinsam mit Derrick Henry auf Rang eins. Allerdings gelangen ihm - anders als dem Running Back der Tennessee Titans - nicht alle Scores über den Lauf. Drei Mal fand er den Weg über die Luft in die Endzone.
Zuletzt lieferte Ekeler vier Spiele nacheinander mit einer dreistelligen Anzahl an Total Yards ab. Da sollten die Ravens gewarnt sein.
Schon 59 Punkte im vierten Viertel erzielt
Was die Chargers besonders auszeichnet, ist die Nervenstärke. Acht Mal spielte das Team einen vierten Versuch aus, sieben Mal gelang dabei ein neues First Down. Auch bei Third Downs liegt die Quote nur knapp unter 50 Prozent. In beiden Statistiken gehört das Staley-Team unter die Top 3 der Liga.
Abschreiben sollte man die Chargers ohnehin nie. 59 Punkte im vierten Viertel sind die beste Ausbeute aller Teams. Aber Comeback-Siege feiern auch die Ravens gerne - zuletzt im Monday Night Game beim 31:25 nach Overtime gegen die Indianapolis Colts. Da lagen Lamar Jackson und Co. zwischenzeitlich mit 13 Punkten zurück.
Warnung vor Jackson und seinen Receivern
Defensive Coordinator Renaldo Hill schreibt seinen Spielern daher mit Blick auf den Ravens-Playmaker ins Hausaufgabenheft: "Wir wissen, dass er auch unter Druck seine Jungs findet. Für uns geht es darum, eng bei ihnen zu bleiben und sie zu lesen."
Das gilt vor allem für Receiver Marquise Brown, der bereits bei fünf Touchdowns steht. Allein zwei steuerte er gegen die Colts bei.
Chargers-Cornerback Chris Harris Jr. ist nicht sonderlich beeindruckt: "Er zählt zu den Jungs, die man genau kennen muss. Aber das tun wir. Wir haben gegen Tyreek Hill, gegen Henry Ruggs III, gegen viele schnelle Receiver gespielt. Er ist nur ein weiterer auf unserer Liste."
OC Lombardi kennt Staley bereits
Dieses Selbstvertrauen wächst natürlich mit jedem Sieg. Und wohl auch mit jeder Rede von Staley. Der junge Head Coach, der erst seit 2017 in der NFL arbeitet und in dieser Saison erstmals das Sagen hat, schlägt offenbar genau den richtigen Ton an.
Das betont zumindest Joe Lombardi. Der Offensive Coordinator verließ die New Orleans Saints nach zwölf Jahren mit Unterbrechung, um mehr Verantwortung zu übernehmen und wieder mit dem 38-Jährigen zusammenzuarbeiten. Beide kennen sich aus College-Zeiten, als Lombardi OC und Staley noch Quarterback war.
"Staleys Instinkte sind fantastisch"
"Seine Ehrlichkeit, seine Integrität, ich denke, dass die Spieler das sehen können. Sie wissen, dass es ihm aus tiefstem Herzen nur um ihr Bestes geht", hebt der 50-Jährige besondere Qualitäten seines jungen Chefs hervor: "Gerade für einen Head Coach auf seiner ersten Station und für einen jungen Mann sind seine Instinkte fantastisch."
Was Staley dabei womöglich auch hilft, ist ein Schicksalsschlag aus der Anfangszeit seiner Coaching-Karriere. Im Alter von 24 Jahren wurde bei ihm ein Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, eine seltene, aber tödliche Krebserkrankung. Eine Chemotherapie verhalf ihm zurück ins Leben, mittlerweile ist er seit mehr als einem Jahrzehnt krebsfrei.
"Er beherrscht die Sprache auf beiden Seiten des Balles"
Dank dieser schweren Zeit weiß Staley, dass Football im Leben zwar vieles aber niemals alles sein kann. Genau das wird der dreifache Familienvater seinen Spielern vermitteln, die sich dadurch auf dem Feld freier fühlen dürften.
"Er sagt das Richtige im richtigen Moment", verdeutlicht Lombardi: "Er besitzt so ein großes Wissen über Football - offensiv, defensiv und in den Special Teams -, dass er die Sprache auf beiden Seiten des Balles beherrscht und genau aufzeigt, wie wir jedes Spiel gewinnen können."
In der Frühphase der Saison funktioniert das außerordentlich gut. Wenn das so weitergeht, kann sich Los Angeles auf mehr als nur ein Highlight in der Postseason einstellen.
Marcus Giebel
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