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New York Giants: Erlösendes Gettleman-Aus und Chaos um Joe Judge

  • Aktualisiert: 11.01.2022
  • 17:17 Uhr
  • ran.de/ Tim Althoff
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© 2022 Getty Images

Die New York Giants und General Manager Dave Gettleman gehen nach vier langen und erfolglosen Jahren getrennte Wege. Die Zeit von Head Coach Joe Judge könnte ebenfalls bald ablaufen - die Rolle des 40-Jährigen schwankt allerdings stark zwischen Mitspracherecht und vorzeitiger Entlassung. 

München/New York - Die New York Giants sind eine sehr traditionsreiche Franchise. Der Klub soll sauber geführt werden, Veränderungen sind nicht gerne gesehen. Unruhe muss stets vermieden werden. Koste es, was es wolle. 

So ungefähr sollte auch mit der Personalie Dave Gettleman umgegangen werden. Der General Manager schaffte es somit, sich vier lange Jahre bei den Giants zu halten. Es steht eine Horror-Bilanz von 19-46 zu Buche. Keine Spielzeit mit positiver Bilanz. Keine Playoffs. 

Trotzdem wurde der 70-Jährige nicht gefeuert. Er selbst hat seinen Hut genommen, bevor man ihm das Kündigungsschreiben auf den Tisch legen konnte. Er bekam die Möglichkeit, das letzte Heimspiel gegen das Washington Football Team mit seiner Familie im Stadion zu genießen. 

Gettleman wurde ein würdiger Abgang gewährt. "Es war ein Privileg, der Franchise für die letzten vier Jahre zu dienen. Wir hatten offensichtlich nicht den Erfolg auf dem Platz, den ich erwartet habe. Das ist sehr enttäuschend", resümiert er in seinem Statement zum Abschied. 

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New York Giants stets zwischen Erwartung und Enttäuschung

Die Worte "Erwartung" und "Enttäuschung" liegen entweder sehr nah beieinander, oder meilenweit voneinander entfernt. Gettleman wurde aufgrund seiner Erwartungen enttäuscht. Die Fans der New York Giants erwarteten die Enttäuschung. 

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Das liegt vor allem an den Entscheidungen, die Gettleman in den vergangenen Jahren getroffen hat. Saquon Barkley, der als Running Back an zweiter Stelle im Draft ausgewählt wurde, obwohl eine perspektivische Manning-Nachfolge längst von Nöten war. 

Ein Jahr später der Draft von Daniel Jones, der in drei Jahren nicht nachhaltig beweisen konnte, dass er als Franchise-Quarterback in der Liga bestehen kann. 

Die O-Line, die Gettleman schon an seinem Amtsantritt ansprach und meinte, sie "fixen" zu wollen, ist 2021 kein Stück verbessert, sondern eher in schlechterem Zustand. 

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New York Giants: Dave Gettleman nicht mehr zeitgemäß genug

Gettleman schien teilweise in der Zeit stecken geblieben zu sein. Die Analytics-Abteilung des Teams seien nur "Computer-Typen". Sinnbildlich dafür die Bilder vom virtuellen Draft, die ihn mit einem dicken Ordner und jeder Menge Papierkram vor dem Rechner zeigten, während sich alle anderen General Manager dem Zeitalter der Digitalisierung hingaben. 

Mit der Vakanz auf der Position bietet sich der Franchise also die Möglichkeit, endlich wieder nach vorne zu blicken. "Es ist untertrieben zu sagen, dass John Mara und ich aufgrund des ausbleibenden Erfolgs enttäuscht sind", so Team-Eigentümer Steve Tisch. "Wir sind in der Verpflichtung geeint, dass wir einen General Manager finden wollen, der die richtige Richtung vorgibt, um die Performances auf dem Feld und die Ergebnisse zu erreichen, die wir alle hier erwarten", erklärt er weiter.

Dabei widersprechen sich die Berichte darüber, wie die Suche nach dem neuen General Manager eigentlich aussehen soll. Vor allem die Rolle von Head Coach Joe Judge scheint noch unklar zu sein. 

New York Giants: Drei Möglichkeiten um Joe Judge

Die erste und wohl einfachste Möglichkeit: Judge wird entlassen. Zwar wurde schon vor dem letzten Spiel gegen das Football Team berichtet, die Franchise wolle Judge ein weiteres Jahr Zeit geben. Allerdings drehte sich der Wind am Montag in eine Richtung, die den 40-Jährigen erneut ins Schwitzen bringen könnte. 

NFL-Insider Jay Glazer von "Fox Sports" berichtete, er sei sich nur noch zu 25 Prozent sicher, dass die Giants Judge halten. Es stehen wohl noch Gespräche mit den Eigentümern Mara und Tisch an. Die Entscheidung würde erst danach getroffen werden. 

Mit einer Judge-Entlassung stünde die Franchise vor einem vollständigen, und wohl notwendigen Umbruch in der sportlichen Leitung. Der neue General Manager könnte den neuen Head Coach gemeinsam mit der Führungsriege verpflichten und wäre mit dem Trainer sofort auf einer Wellenlänge. 

Die zweite Möglichkeit sieht jedoch vor, dass Judge bleibt. Vorerst. Der GM würde dann die Entscheidung treffen, ob er weiter coachen darf oder nicht. "Der neue General Manager wird über die Zukunft von Judge mitbestimmen. Die Organisation hatte zwar gehofft, mit ihm weitermachen zu können, aber wir werden sehen, wie der neue GM, wer auch immer das sein wird, über die sportlichen Strukturen entscheidet", so "ESPN"-Insider Adam Schefter über die Situation. 

In diesem Fall würde sich Judge dem neuen starken Mann vorstellen. Er kann seine Spielidee präsentieren und erklären, warum er die Giants sportlich nicht auf Vordermann bringen konnte. So liegt die Zukunft des Teams im Ermessen des neuen GMs, der sofort in der Nahrungskette über dem Coach steht und das Machtgefüge deutlich machen kann - egal, welche Wahl er trifft.

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New York Giants: Mitspracherecht für Joe Judge?

Doch es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die all das über den Haufen werfen würde. 

Wie Giants-Reporter Ralph Vacchiano von "SNY" nämlich behauptet, soll Judge im Zuge der GM-Suche Ansprüche angemeldet haben. Er wolle Mitspracherecht haben und Teil der Entscheidung sein. 

Der umstrittene Cheftrainer würde sich somit nicht nur seinen Job sichern, sondern auch Teil der wohl wichtigsten Entscheidung der nächsten Jahre sein. Ein Zugeständnis, das sich der 40-Jährige noch lange nicht verdient hat. 

Zwar kann er sich auf den schlechten Kader von Dave Gettleman und einige Verletzungen berufen, allerdings ändert das nichts an den nackten Zahlen und seinem Coaching-Stil. 

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New York Giants: Zahlen sprechen deutliche Sprache

Judge ist der erste Giants-Coach, der 13 Spiele in einer Saison verliert. Zum ersten Mal haben die Giants sechs Spiele in Folge mit zweistelliger Punkte-Differenz verloren. Lächerliche fünf (!) Touchdowns wurden von Giants-Receivern in der kompletten Saison gefangen. 

Dazu kommt die teilweise Verweigerung von analytischen Hilfestellungen, die bei der Entscheidung zwischen 4th Down ausspielen und Punten/Field Goal helfen. Der konservative Coaching-Stil trug keine Früchte und ließ Fragen aufkommen. 

DIE Szene des Spieltags: Als die Giants am vergangenen Sonntag bei 2nd&11 und 3rd&9 zwei Mal hintereinander einen Quarterback-Sneak vor der eigenen Endzone spielten. 

Es braucht gar nicht die offensichtlichen Coaching-Fehler - beispielsweise das Werfen einer Challenge-Flagge und Aufgeben eines Timeouts bei einem Touchdown, der ohnehin von den Referees gecheckt wird - um genug Gründe zu finden, Judge zu entlassen. 

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New York Giants: Judges Art kommt nicht durch

Auch seine Art scheint nicht anzukommen. Judge wollte eine harte und auf Disziplin gestützte Kultur in New York etablieren. Spieler müssen regelmäßig Runden laufen, es soll nicht geschlampt werden. Das funktioniert jedoch nur, wenn sich irgendwann Erfolg einstellt. 

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Bei einer Niederlage nach der anderen kann Judge als ernst zunehmender Beinhart-Coach nicht mehr ernst genommen werden. So will Jay Glazer von einigen Spielern aus der Kabine gehört haben, dass sie mit Judge durch seien.

"ESPN"-Experte Ryan Clark wurde zuletzt deutlich: "Er macht immer auf groß, stark und tough, kann aber einfach keine Spiele gewinnen. Ich wäre nicht einmal sauer, wenn er bodenständig und nicht so arrogant wäre und so tun würde, als wäre er Bill Belichick."

Es würde ihn stark verwundern, wenn die Giants diesem Trainer Mitspracherecht bei der Entscheidung des neuen GMs einräumen würden. Das Machtgefüge wäre nicht richtig und der General Manager würde sich sofort in einem Interessenskonflikt bei der Frage nach Judges Zukunft befinden. 

Der Cheftrainer soll sich für Gettlemans Assistenten, Kevin Abrams stark gemacht haben. Mit ihm würde er gut zusammen arbeiten und wissen, dass Abrams ihn im Amt halten würde. 

Laut der "New York Post" soll Abrams jedoch keine Option sein. Stattdessen sehe man sich vorerst außerhalb der eigenen Reihen nach einer Nachfolge um - ungewöhnlich für die "Big Blue"-Familienfranchise.

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New York Giants: Joe Judge bleibt zuversichtlich

Ob Judge einen weiteren Kandidaten im Köcher hat, ist unklar. 

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Der wacklige Stuhl ändert jedenfalls nichts an dem guten Weg, auf dem er sich selbst sieht: "Ich weiß, dass wir eher näher dran als weit weg davon sind, wieder ein kompetitives Team zu sein. Dabei belasse ich es." Er hätte in der Saison wieder viel dazu gelernt und glaubt, der Mannschaft einiges mitgeben zu können. 

Selbstvertrauen ist trotz der vielen Kritik nach zehn Siegen und 23 Niederlagen in der NFL noch vorhanden. Ob auch die Kompetenz ausreicht, werden die Eigentümer Mara und Tisch mit ihren mehreren Möglichkeiten zeigen. 

Feuern, Halten oder Mitspracherecht. 

Wie auch immer sie sich entscheiden. Mit sauberer Führung und Ruhe hat die blaue Traditionsfranchise aktuell nichts mehr am Hut.

Tim Althoff

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