Draft 2020
NFL Combine: Wie eine Rechenformel den Draft beeinflussen kann
- Aktualisiert: 02.03.2020
- 13:09 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Nach dem NFL Combine beginnt die große Analyse. Mit dem sogenannten "Explosivwert" lässt sich angeblich errechnen, ob ein Spieler von der Offensive Line oder der defensiven Front Seven wirklich das Potential für die NFL hat. Wir verraten, wie das funktioniert.
München – Der NFL Combine ist vorüber, die Vorbereitung auf den NFL-Draft am 23. April läuft auf Hochtouren. Trainer, Manager und Scouts wühlen sich durch unzählige Messdaten, um den passenden Spieler herauszufischen.
Das ist einfacher gesagt als getan! Daten über Größe, Gewicht, Bankdrücken, Sprünge, 40 Yard Sprints und vieles mehr gleichen einem Zahlenpuzzle. Das Problem ist: Keine dieser Zahlen haben einzeln betrachtet eine große Aussagekraft.
Explosivwert ordnet die Spieler ein
Pat Kirwan, der früher unter anderem bei den New York Jets als Sportdirektor (Director of Player Administration) tätig war und später als Experte bei "ESPN" oder "NFL Network" auftrat, hat daher bereits vor vielen Jahren eine Formel kreiert. Mit dieser lässt sich der sogenannte "Explosiv-Quotient" von Spielern der defensiven Front Seven und der Offensive Line errechnen.
In seinem Buch "Schau nicht auf den Ball" beschrieb er, warum dieser Wert so wichtig ist: "Sobald der Ball gesnapt ist, gehen die Front Seven und die Offensive Line in den Nahkampf und ein Trainer muss projizieren können, wer athletisch genug ist, um diese Grabenkämpfe zu gewinnen. Diese Formel zeigt mir, wie explosiv ein Spieler ist, und ob er in der Lage ist, zu schieben und zu rutschen und in Position zu kommen, um Plays zu machen."
Die Rechnung funktioniert folgendermaßen: BANKDRÜCKEN (Anzahl der Wiederholungen) + STRECKSPRUNG (Inches) + WEITSPRUNG AUS DEM STAND (Foot) = EXPLOSIVWERT
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Bei einem Wert von 70 wird es interessant
Ein Kandidat mit einem Explosivwert von 70 oder mehr weckt mein Interesse", erklärt Kirwan. "Ein Spieler mit so hohem Explosivwert wird eine ordentliche Anzahl an Zweikämpfen an der Line of Scrimmage für sich entscheiden und ist athletisch genug für die NFL."
Der Wert ist relativ schnell errechnet: Die Anzahl der Wiederholungen beim Bankdrücken und die Inches (Zoll) beim Hochsprung (Vertical Jump) kann man direkt den Combine-Ergebnissen entnehmen.
Lediglich beim Weitsprung ist eine kleine Umrechnung notwendig: Diese wird beim Combine nämlich ebenfalls in Zoll angegeben. Für die Gleichung benötigt man allerdings den Wert in Fuß. Die Umrechnung: ein Zoll sind 0,0833 Fuß.
Erfolgsbeispiele Aaron Donald und JJ Watt
Die Vergangenheit beweist, dass die Rechnung in vielen Fällen tatsächlich aufging. Nehmen wir als Beispiel Aaron Donald von den Los Angeles Rams, der in den Spielzeiten 2017 und 2018 zum Defensive Player of the Year ernannt wurde.
Seine Combine-Ergebnisse: 35 Wiederholungen im Bandrücken + 32 Zoll beim Hochsprung + 9,7 Fuß beim Weitsprung = 76,6.
Auch andere Defensive-Stars wie Khalil Mack (Explosiv-Wert von 73,8) von den Chicago Bears, Ryan Shazier (77,8) von den Pittsburgh Steelers oder JJ Watt (81,0) von den Houston Texans schnitten bei dieser Rechnung sehr gut ab – und wurden in der NFL den Vorschusslorbeeren gerecht.
Der Fall Michael Sam
Andererseits gibt es auch Spieler, die im Draft überraschend weit nach hinten gerutscht sind und bei denen sich das möglicherweise mit dem Explosiv-Wert erklären lässt. Ein gutes Beispiel ist Michael Sam.
Kurz vor dem NFL-Draft 2014 hatte sich der Defensive End zu seiner Homosexualität bekannt und rutschte dann in die 7. Runde.
War das mit seiner Homosexualität zu begründen? Oder lagen die Gründe etwa woanders?
Pat Kirwan schreibt: "Bei aller Spekulation darüber, warum Michael Sam, der Defensivspieler des Jahres 2013 in der SEC, erst in der späten siebten Runde gedraftet wurde: Ein Blick auf seinen Explosivwert von 52,0 sagt einem eigentlich schon alles, was man wissen muss."
Doch was verrät uns die Gleichung nun über den NFL Draft 2020?
Mit dem Pass Rusher Chase Young von Ohio State, der als potentieller Nummer-eins-Pick gilt, lässt sich die Rechnung leider nicht durchführen, da er beim NFL-Combine die Übungen ausließ.
Der große Gewinner: Kenny Willekes
Offensive Liner Tristan Wirfs von Iowa, der ebenfalls als früher Erstrundenpick gehandelt wird, hat hingegen voll abgeliefert.
Seine Daten: 24 Wiederholungen beim Bankdrücken, 36,5 Zoll beim Vertikalsprung, 10,1 Fuß beim Weitsprung – ergibt einen Explosivwert von 70,6.
Der Defensive Liner Derrick Brown von Auburn erreicht hingegen einen Explosivwert von 64,0 – ein mäßiger Wert. In den Vordergrund gekämpft hat sich dafür Kenny Willekes, der Defensive Liner von Michigan State. Sein Explosivwert: 74,4.
Gut möglich also, dass er im Draft Board einiger Teams gewaltig nach oben gerutscht ist.
Oliver Jensen
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