Mastermind legt nächsten Top-Draft hin
Philadelphia Eagles: Howie Roseman ist das Gesicht des Erfolgs - ein Kommentar
- Aktualisiert: 01.05.2023
- 08:18 Uhr
- ran.de
Die Philadelphia Eagles haben in den vergangenen Jahren einen eindrucksvollen Aufstieg hinter sich. Mehr als jeder Head Coach oder Quarterback ist General Manager Howie Roseman der Vater des Erfolgs. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Howie Roseman wusste schon früh, was seine Bestimmung ist. "Als ich neun oder zehn war und die Leute mich gefragt haben, was ich später einmal werden will, sagte ich, dass ich General Manager eines NFL-Teams werden will." Fast 40 Jahre später hat er seinen Kindheitstraum längst erfüllt - und macht sich immer mehr einen Namen als einer der Besten seines Fachs.
Denn der Höhenflug der Philadelphia Eagles ist vor allem auf seine Arbeit in den vergangenen Jahren zurückzuführen - und der Draft 2023 war ein besonderes Sahnestück.
Als Jalen Carter bis auf Position neun abrutschte, zögerte der 47-Jährige nicht und tradete eine Position nach oben. Ein günstiges Investment, um einen der besten Spieler des diesjährigen Drafts zu bekommen. Ebenfalls in Runde eins folgte in Nolan Smith der nächste Star-Verteidiger von Georgia, in Runde vier dann auch noch der dritte Bulldog Kelee Ringo.
Der Cornerback wurde teils sogar als Zweitrundenpick gesehen und war damit ein echter Steal. Dass die Eagles in der Folge teilweise etwas spöttisch als "Philadelphia Bulldogs" bezeichnet wurden, ist Roseman völlig egal. "Das fördert die Chemie und die Kultur unseres Football-Teams und gibt dir vielleicht sogar einen kleinen Vorsprung in diesem Prozess", erklärte er seinen Fokus auf Spieler aus Georgia.
Roseman formt Einzelspieler zu Teams
In einem Sport, der enorm von der Qualität der Einzelspieler lebt, ist Roseman das Team sehr wichtig. Dass die Eagles unter seiner Ägide die beste Phase ihrer Historie erleben, ist kein Zufall. Seit 2010 ist er General Manager des Teams und baute über die Jahre einen Kader zusammen, der kaum den einen großen Ausnahmestar hatte, sondern von seiner Gleichwertigkeit und Stärke in allen Teilen lebte.
Der Super-Bowl-Sieg im Februar 2018 war dafür das beste Beispiel. Quarterback Carson Wentz, der auf dem Weg zu einer MVP-Saison war, riss sich kurz vor den Playoffs das Kreuzband. Jede andere Franchise wäre daran vermutlich zerbrochen. Nicht so die Eagles. Head Coach Doug Pederson führte Rosemans Kader mit Ersatz-Quarterback Nick Foles zur Vince Lombardi Trophy. Warum? Weil der Quarterback zwar wichtig, in diesem Kader aber nicht unersetzlich war.
Roseman verbindet in seiner Zeit bei den Eagles eine überaus hohe Zahl an erfolgreichen Draft-Picks mit klugen Trades. Die Qualität eines GMs zeigt sich aber nicht dadurch, wie viele First-Round-Picks eingeschlagen sind, sondern wie seine Trefferquote in den späten Runden ist. Eine Auswahl an späten Volltreffern von Roseman:
- 2011: Jason Kelce (6. Runde)
- 2012: Dennis Kelly (5. Runde)
- 2014: Beau Allen (7. Runde)
- 2016: Halapoulivaati Vaitai (5. Runde)
- 2016: Jalen Mills (7. Runde)
- 2018: Jordan Mailata (7. Runde)
- 2020: Quez Watkins (6. Runde)
- 2021: Kenneth Gainwell (5. Runde)
- 2021: Tarron Jackson (6. Runde)
Spieler wie Quarterback Jalen Hurts - den Roseman jüngst mit einem Franchise-Vertrag über fünf Jahre und 255 Millionen Dollar ausstattete - Tight End Dallas Goedert oder Running Back Miles Sanders, die in der Vorsaison Säulen des Erfolges war, fand Roseman jeweils in der zweiten Runde.
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Roseman trifft die richtigen Entscheidungen
Gleichzeitig hat Roseman das Gespür dafür, welche Bausteine der Kader abseits des Drafts braucht und ist dann auch bereit, in die Tasche zu greifen. So auch kurz vor dem Draft 2022, als er einen Erstrundenpick für A.J. Brown zu den Tennessee Titans schickte. Ein hoher Preis, der sich aber voll auszahlte. Den Eagles fehlte genau dieser absolute Top-Receiver, der nicht nur Quarterback Hurts das Leben einfacher machte, sondern auch DeVonta Smith.
Ebenso ist Roseman aber niemand, der Angst davor hat, verdiente Spieler ziehen zu lassen, wenn es keine finanzielle Einigung gibt. Vor der anstehenden Saison 2023 verloren die Eagles unter anderem Defensive Tackle Jalen Hargrave, Offensive Tackle Andre Dillard oder Sanders. Alle drei Spieler wurden im Draft (Carter, Tyler Steen), per Free Agency (Rashaad Penny) oder per Trade (D'Andre Swift) klug ersetzt.
Natürlich ist auch Roseman nicht vor Fehleinschätzungen geschützt, sein First-Round-Pick Jalen Reagor aus dem Jahr 2020 etwa erwies sich als Griff ins Klo. Einen General Manager mit hundertprozentiger Trefferquote wird es aber wohl nie geben. Entscheidend ist, viel mehr richtige als falsche Entscheidungen zu treffen.
Roseman ist Meister darin - und das wusste er schon früh.