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Prince Tega Wanogho: Der Prinz, der wie LeBron sein wollte
- Aktualisiert: 24.04.2020
- 14:26 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Als Prince Tega Wanogho 2014 in die USA kam, träumte er von einer Karriere in der NBA. Sechs Jahre später steht er beim Draft vor dem Sprung in die NFL.
München - Ungläubiges Schweigen. Betretene Mienen. Unverständnis. Ein Scherz, fragten sich die Umstehenden. Geht ja nicht anders. Doch, denn Prince Tega Wanogho meinte das vollkommen ernst.
Er muss lachen, wenn er sich daran erinnert.
"Nick wer?"
Er steckte gerade in seiner ersten Football-Saison auf der Edgewood Academy in Elmore, Alabama, als er von einem Journalisten gefragt wurde, ob Nick Saban ihm ein Stipendium angeboten habe.
"Nick wer?", fragte er zurück.
Er dürfte exakt der einzige Football-Spieler auf einer High School in Alabama sein, der Saban, den Erfolgstrainer der Alabama Crimson Tide, nicht kennt.
"Alle so: 'Warum zum Teufel weiß er nicht, wer Nick Saban ist?'", erinnert sich Wanogho bei der AP. "Das ist verrückt, denn jeder dachte, dass es lustig sei. Meine Teamkollegen und Trainer. Der Kerl, der das Interview gemacht hat, auch. Als ich fragte, waren alle überrascht. Der Journalist war geschockt."
Dabei hatte Wanogho eine sehr gute Entschuldigung.
Denn seine Wissenslücke ist damit zu erklären, dass er erst kurz zuvor, 2014, aus Nigeria in die USA gekommen war, um dank eines Stipendiums in Elmore Basketball zu spielen. Football war eigentlich vor allem dafür gedacht, um sich fit zu halten, sich als Neuling einzufinden, mit den Gegebenheiten in seiner neuen Heimat zurechtzufinden. Sechs Jahre später steht er beim Draft auf dem Sprung in die NFL.
Seine Größe von zwei Metern, seine Schnelligkeit und seine Athletik halfen ihm dabei, auf dem Feld schnell Fuß zu fassen. Für den waschechten Prinzen ein Stück zu schnell, denn in dem Sport, den er bis vor Kurzem nur aus Spielfilmen kannte, startete er durch. Crashkurs auf der Überholspur sozusagen.
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Einfach aufgelegt
Als sich die großen Colleges meldeten, war er zunächst ein wenig überfordert, begriff das ganze Ausmaß gar nicht. Als Kentucky als erstes College anrief, legte er auf, ging nach oben, um seine Hausaufgaben zu machen.
Privat unterstützte ihn seine "Zweit-Familie" Taylor, die ihn aufnahm. "Mama C", wie Wanogho Christy Taylor nennt, ordnete mit ihm die Angebote auf einer Tafel.
28 waren es insgesamt von Division I Programmen. Als Defensive End war er inzwischen über zwei Meter groß und hatte gute 30 Kilogramm zugelegt, als Auburn den Zuschlag bekam. Dort wurde er auf O-Liner umgeschult, Left Tackle.
"Ich war ein Basketballer und der Traum war, eines Tages in der NBA zu spielen", sagte er. "Ich habe immer versucht, mich mit LeBron James zu vergleichen. Ich weiß, dass ich es nicht bin, aber ich habe immer versucht, das zu tun. Mein Traum und mein Fokus haben sich vor allem nach meiner Verletzung verändert."
Der Kontakt zu seiner Familie in Afrika lief über FaceTime und Facebook, so wurden die rund 6000 Kilometer Entfernung überbrückt.
Eine ganz gute Übung für die Besonderheiten im Vorfeld des Draft inmitten der Coronakrise, in der Treffen mit den Teams nicht möglich waren. In den zurückliegenden Jahren wurde nämlich privat alles auf dem diesem Weg geklärt.
Der High-School-Abschluss gefeiert, seine Abkehr vom Basketball 2015 nach einem Beinbruch diskutiert, oder der Tod der Mutter 2017 betrauert. Auch hier lief alles virtuell ab, für Wanogho also bekanntes Terrain.
Zweit- oder Drittrundenpick
Football war es freilich nicht vor sechs Jahren, und das schafft Aufmerksamkeit. Er wird als Zweit- oder Drittrundenpick gehandelt, und die Teams sind interessiert an solch einer Personalie, die selten ist.
Hinzu kommt seine sportliche Entwicklung, die auch holprig verlief, aber eben auch mit einer stetigen, positiven Entwicklung. In seinem Senior-Jahr war er unumstrittener Starter. Der Rückschlag kam danach, als er beim Senior Bowl wegen einer Knieverletzung nicht mitspielen konnte. Bedeutete: Keine Aktivitäten beim Combine, kein pro Day, stattdessen Reha. Und lediglich Gespräche mit interessierten Teams.
"Bei jedem Team und Trainer, mit denen ich gesprochen habe, ist klar, was sie wirklich wollen - sicherstellen, dass dieser Junge, den sie wollen, die Prioritäten richtig setzt und seinen Kopf am richtigen Ort hat", sagte er: "Ich habe das Gefühl, wenn die Zeit kommt, werden sie es nicht bereuen, egal welches Team mich tatsächlich auswählt."
Fun Fact: Er gehört zu den 50 Spielern, die zum virtuellen Draft eingeladen wurden. Seine Reaktion kann also live verfolgt werden, ein Interview ist auch möglich.
Ganz sicher: Egal, nach welchem Trainer er gefragt wird - diesmal wird er ihn kennen.
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