"Race-Norming" soll gestoppt werden
"Race-Norming": Entschädigungszahlungen! NFL stimmt Milliarden-Vergleich zu
- Aktualisiert: 03.06.2021
- 20:06 Uhr
- ran.de/ Simeon Schönbach
Die NFL stimmt laut "Associated Press" einem Milliarden-Vergleich zu. Im Mittelpunkt der Klage steht dabei der Vorwurf des "race-normings" in Bezug auf Entschädigungszahlungen aufgrund von langfristigen Hirnschäden.
München - Die National Football League (NFL) hat laut "Associated Press" einem Vergleichsurteil über eine Milliarde US-Dollar zugestimmt. Dabei geht es für ehemalige Spieler um mögliche Entschädigungszahlungen.
Durch sogenanntes "race-norming" wurden farbige Spieler in der Vergangenheit bei Gesundheitschecks kategorisch schlechter bewertet als weiße. Ein Anspruch auf Entschädigung sei demnach als farbiger Spieler viel schwerer zu erreichen, so lautet der Vorwurf.
"Race-Norming" im Mittelpunkt der Klage
Die Rassen-Normierung fand im Zuge dieser Untersuchungen auf langfristige Hirnschäden bei ehemaligen NFL-Spielern statt. Die Praxis ging von der Grundannahme aus, dass farbige Spieler von Natur aus mit einer niedrigeren kognitiven Fähigkeit ausgestattet sind. Bedeutet übersetzt nichts anderes, als dass sie dieser Annahme zufolge eine geringere Leistung des Gehirns haben.
Daraufhin wurde vielen ehemaligen farbigen NFL-Spielern keine Entschädigung zugesprochen. Bei Tests der Hirnaktivität konnten demnach keine erkennbaren Verschlechterungen festgestellt werden. Diese Tests gingen jedoch von einem anderen Leistungswert des Gehirns aus - farbige Spieler wurden dabei schlechter eingeschätzt als weiße.
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Rechenbeispiel bringt Klarheit
Vereinfacht zusammenfassen lässt sich "race-norming" so: Weiße und andere nicht-farbige Spieler bekommen den fiktiven Grundwert 100 zugesprochen.
Sollte sich durch Tests herausstellen, dass die Hirnaktivität nur noch bei 70 liegt und der Spieler etwaige Schäden durch Football-Aktivitäten erlitten hat, besteht ein Anspruch auf Entschädigung.
Bei farbigen Spielern geht diese Praxis jedoch von einem niedrigeren Grundwert aus (fiktiv: 80 Punkte). Wenn dieser ebenfalls auf 70 fällt, ist der Unterschied nicht so groß wie bei weißen Vergleichsspielern.
Dementsprechend besteht ein geringerer oder sogar überhaupt kein Rechtsanspruch auf eine Entschädigungszahlung.
NFL stimmt Vergleich zu
Die NFL kommt mit dem Vergleich von einer Milliarde US-Dollar wohl einer Klagewelle zuvor.
Einige farbige Spieler hatten Bürgerrechtsklagen eingereicht, eine Petition fand mit über 50.000 Unterstützern zahlreichen Anklang und auch medizinische Experten äußerten Bedenken an der Zulässigkeit solcher Untersuchungspraktiken.
Kein neues Streitthema
Bereits vor drei Jahren reichten die beiden ehemaligen Spieler der Pittsburgh Steelers, Kevin Henry und Najeh Davenport, eine entsprechende Klage auf Entschädigung ein.
Beide bekamen jedoch keine Entschädigung zugesprochen, die Klage wurde vom Gericht abgewiesen.
Das Pikante dabei: Laut ihrer Klage hätte ein Anspruch bestanden, wenn sie auf Grundlage der "race-norming"-Praxis nicht als Schwarze, sondern wie Weiße beurteilt worden wären. Gegen das Urteil haben Henry und Davenport Berufung eingelegt.
Besorgniserregende Zahlen
Laut einem Report der NFL haben mehr als 2.000 ehemalige Spieler eine Entschädigung eingeklagt, zugesprochen wurde es bisher lediglich rund 600 Spielern.
Die Entschädigungssummen belaufen sich bei Demenz im Frühstadium auf 516.000 US-Dollar, während Spieler mit einer mittelschweren Demenz 715.000 US-Dollar Entschädigung zustehen - vorausgesetzt das Gericht entscheidet zu Gunsten des Klägers.
NFL will alte Fälle prüfen
Die Liga will im Zuge der Vergleichszahlung alte Fälle neu aufrollen und prüfen lassen, ob die Praxis entsprechend angewandt wurde.
"Wir sind alle davon überzeugt, dass rassen-basierte Normen abgeschafft werden müssen. Doch es gibt keine schnelle Alternative von der Stange, daher arbeiten Experten daran, dieses Jahrzehnte altes Problem zu lösen", lässt die Liga durch Sprecher Brian McCarthy verlauten.
McCarthy betont: "Die neuen Normen werden auf alle zukünftigen Fälle angewendet werden. Auch bei vergangenen Fällen wird geprüft, ob es einen nachträglichen Anspruch auf Entschädigung gibt."
Ken Jenkins, ehemaliger Running Back in Washington, dessen Frau Amy Lewis die Petition mit über 50.000 Unterstützern maßgeblich vorangetrieben hat, hält daraufhin fest: "Worte sind leicht gesagt. Wir werden sehen, was letzten Endes dabei herauskommt."
Simeon Schönbach
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