49ers at Bears am Sonntag live
San Francisco 49ers in der Krise: Wird Kyle Shanahan überschätzt?
- Aktualisiert: 31.10.2021
- 08:33 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Kyle Shanahan genießt einen Ruf als genialer Offensiv-Guru. Das Problem sind seine Ergebnisse bei den San Francisco 49ers: Er steht in seinem fünften Jahr insgesamt bei 31-39. Jetzt müssen die Niners (Sonntag ab 18:00 Uhr im Livestream auf ran.de) zu den ebenfalls angeschlagenen Chicago Bears.
München – In Krisen wird oft und gerne alles hinterfragt. Die Taktik, der Kader, Entscheidungen, die Trainer. Der Prüfstand ist weitreichend.
Bei den San Francisco 49ers betrifft er teilweise auch schon Kyle Shanahan.
Dabei geht es oft auch um Kleinigkeiten, um Beobachtungen. Wie geht zum Beispiel der Coach mit den Rückschlägen um, mit Kritik, mit harten Fragen. Welches Auftreten hat er, welche Lösungen, wie viel Energie?
Kurz: Wie angeschlagen ist er? Denn dies kann Aufschluss geben über tiefergehende Probleme, um Krisen in der Krise, darum, ob der Trainer möglicherweise dabei ist, die Kabine zu verlieren. Das ist meist der letzte Sargnagel in der essenziellen Beziehung zwischen Coach und Team.
San Francisco 49ers: Gastspiel bei den Chicago Bears
Rund um die 49ers stellen einige Beobachter vor dem richtungsweisenden Spiel bei den ebenfalls angeschlagenen Chicago Bears (Sonntag ab 18:00 Uhr im Livestream auf ran.de) Veränderungen fest.
So schrieb David Lombardi von "The Athletic" in dieser Woche, dass er Shanahan nicht wiedererkenne.
"Wir sind nicht in der Kabine. Aber ich kann sagen, dass Shanahans Energie in der Pressekonferenz auf einem historischen Tiefstand ist - er scheint eine andere Person zu sein als der schnell redende, informative Trainer, den wir früher gesehen haben", meinte Lombardi auf Twitter. "Ich muss mich anstrengen, um ihn zu verstehen. Und wenn wir über ein mannschaftsweites Problem auf dem Spielfeld sprechen, ist das bemerkenswert."
Für "ESPN"-Analyst Dan Orlovsky ist der Stuhl Shanahans nicht mehr nur warm, sondern wird langsam heiß, auch wenn sein Vertrag noch bis 2025 läuft.
Doch die Bilanz überzeugt nicht. Shanahan steht in seinem fünften Jahr San Francisco bei einer 2-4-Bilanz, insgesamt bei 31-39. Den Super-Bowl-Run 2019 einmal ausgenommen, sieht es mit 18-36 sogar noch schlimmer aus. In einer Rangliste mit Trainern, die mindestens 50 Spiele auf dem Buckel haben, liegt er in Sachen Winning Percentage auf Platz 128.
Wie passt es zusammen, dass ein Coach, der als Offensiv-Genie und smarter Play-Designer gilt und gerne mit Lob überhäuft wird, im Grunde nicht die erhofften Ergebnisse liefert? Ist der 41-Jährige möglicherweise doch nur einer der zu früh gefeierten und überschätzten Offensive Coordinator, denen zum Head Coach doch noch etwas fehlt?
San Francisco: Problem ist ausgerechnet die Offensive
Ein Problem in dieser Saison ist – ja, ausgerechnet - die Offensive, der es an Konstanz und Big Plays mangelt. Sie liegt beim Scoring auf Platz 25 und auf Platz 27 in Total Yards. Das hat auch mit Quarterback Jimmy Garoppolo zu tun, dem Kritiker seit Jahren nachsagen, er sei nur ein Game Manager.
Die Kritiker füttert er 2021 mit weiteren Argumenten, hinzu kommen Fehler, die in der Kombination mit wenig Mut tödlich für das Offensivspiel sind.
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Dass Shanahan in dieser Saison zwischen dem oft verletzten Garoppolo und dem logischerweise noch nicht ganz einsatzbereiten Rookie Trey Lance hin und her wechseln muss, beeinträchtigt den Rhythmus auf dem Platz. Als Lance einspringen musste, wirkte es allerdings nicht so, als hätte der Trainer einen passenden Plan für seinen unerfahrenen Rookie. Verletzungsprobleme begleiten den Coach sowieso schon länger.
Kyle Shanahan muss Lösungen finden
Doch natürlich ist es in erster Linie seine Aufgabe, andere Lösungen zu finden. Es macht große Trainer aus, wenn sie aus der Not eine Tugend machen, flexibel reagieren können und nicht stur an einem Weg festhalten. Zum Geschäft gehört es, dass die Geduld im Umfeld geringer wird, das Verständnis für Probleme auch. Shanahan gilt rund um die NFL noch nicht als heißer Kandidat für eine Entlassung, doch die Stimmung kann sich bekanntlich schnell drehen. Und die Situation eine Art negativer Selbstläufer werden, je nach weiterem Verlauf. Das Bears-Spiel ist da durchaus richtungsweisend.
Verbal versucht es Shanahan im Moment mit Phrasen. "Wir stehen hier bei 2-4 und es sind noch viele Spiele. Und ich weiß, dass es eine Menge Dinge gibt, über die wir reden könnten, und ich muss das in den Pressekonferenzen tun, aber wenn die Pressekonferenzen vorbei sind, habe ich nur einen Fokus, und das ist, einen Weg zu finden, wie wir so gut wie möglich gegen Chicago spielen können, so dass wir am Ende dieser Woche bei 3-4 stehen", sagte er.
Die richtigen Antworten sollte er auf dem Platz finden. Schnellstmöglich.
Denn Fakt ist: In einem Ergebnissport, in dem es um Milliarden geht, zählen am Ende die nackten Resultate. Deshalb wird in Krisen alles hinterfragt. Bei Shanahan haben sie bereits damit angefangen.
Andreas Reiners
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