Basketball
Basketball-EM: Gehört Dennis Schröder jetzt in die Hall of Fame? Ein Pro und Contra
- Veröffentlicht: 15.09.2025
- 15:09 Uhr
- Chris Lugert
Dennis Schröder führt die deutsche Basketball-Nationalmannschaft zum EM-Titel und schafft damit ein seltenes Kunststück. Ist der Braunschweiger jetzt auch ein Kandidat für die Hall of Fame des Basketballs? Ein Für und Wider im Vergleich.
Von Chris Lugert
Als Dennis Schröder am Montag seinen 32. Geburtstag vor den jubelnden Fans in Frankfurt verbrachte, dürfte sich der Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft wie in einem Traum gefühlt haben. Für das passende Geschenk hatte er am Abend zuvor in Riga selbst gesorgt.
- Marko Pesic exklusiv: Deutsche Dominanz? "In den 2020ern ganz sicher"
- Kommentar: Dieses deutsche Team ist mehr als eine "goldene Generation"
Zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Manila führte der Braunschweiger das DBB-Team zum nächsten großen Titel, dieses Mal darf sich Deutschland Europameister nennen. Und wie beim Weltturnier in Asien anno 2023 war es erneut Schröder, der zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.
- Kanzler Merz gratuliert DBB-Team: "Ihr seid eine Inspiration"
- Pressestimmen: "Schröder hat sich unsterblich gemacht"
Inzwischen gibt es bereits Stimmen, die Schröder für die Hall of Fame des Basketballs ins Gespräch bringen. Ein Anfall von Überschwang im Moment der Euphorie? Oder tatsächlich eine realistische Forderung? ran stellt die Argumente gegenüber.
Pro: Schröder in elitärem Kreis
Sergej Belov, Drazen Dalipagic, Drazen Petrovic, Toni Kukoc, Dirk Nowitzki, Pau Gasol und jetzt Dennis Schröder - diese sieben Spieler bilden den elitären Kreis jener Basketballer, die im Laufe ihrer Karriere sowohl bei einer WM als auch bei einer EM als MVP ausgezeichnet wurden. Gasol schaffte das auf der EM-Bühne sogar zweimal.
Was die anderen sechs Spieler außer Schröder vereint: Sie alle sind bereits Teil der Basketball Hall of Fame. Hierbei gilt zu betonen, dass die Basketball Hall of Fame sich nicht auf die NBA beschränkt. Es handelt sich nicht um eine Ruhmeshalle allein der nordamerikanischen Topliga, sondern des weltweiten Basketballs.
Petrovic zum Beispiel war kein NBA-Star. Fünf Jahre spielte er in den USA, zweieinhalb bei den Portland Trail Blazers, zweieinhalb weitere bei den damaligen New Jersey Nets. Ein Starter war er nur in seinen zwei letzten Jahren bei den Nets, und nur in seiner finalen Saison sorgte er individuell wirklich für Schlagzeilen.
Thomas Müller feiert DBB-Team nach EM-Titel: "Geile Schei*e!"
Doch er prägte den jugoslawischen Basketball der 1980er-Jahre maßgeblich, zwischen 1984 und 1989 führte er die Nationalmannschaft des damaligen Vielvölkerstaates zu sechs Medaillen bei Großereignissen - je zwei Medaillen bei Olympia, WM und EM. Dazu gewann er in 1985 und 1986 die EuroLeague.
Wer also argumentiert, dass Schröder in der NBA nicht erfolgreich oder auffällig genug ist oder war, um in die Hall of Fame aufgenommen werden zu können, der sei auf die Karriere von Petrovic verwiesen. Zumal sich Schröder inzwischen seit zwölf Jahren in der NBA hält - er hat also einen Wert auch für die US-Teams.
Doch am Ende kommt es nicht darauf an, wie stark ein Spieler in der NBA performt, um einen Platz in der Ahnengalerie des Basketballs zu bekommen. Leistungen vor allem auf Nationalmannschaftsebene werden ebenso gewürdigt. Warum also sollte Schröder außen vor bleiben?
Externer Inhalt
Contra: Keinerlei Kluberfolge für Schröder
Die Antwort liegt möglicherweise in seiner Klubkarriere. Denn auch wenn die NBA nicht maßgeblich ist, so sollte ein Basketballer schon im Ligaalltag - egal wo - seine Fußspuren hinterlassen, wenn er zu den Besten der Geschichte gehören will. Und genau das bedeutet Hall of Fame nun einmal. Eine Auswahl der Allerbesten.
Aber kann man sich wirklich zu den Besten zählen, wenn man alle zwölf Monate zwar bei internationalen Turnieren abliefert, in der Zwischenzeit aber in der Versenkung verschwindet? Schröder wechselt in der NBA quasi im Monatstakt seine Teams, nirgendwo in den vergangenen Jahren wurde er wirklich zum Star.
Und eine Karriere in Europa gibt es nicht. Keine EuroLeague, keine sonstigen Wettbewerbe, in denen er sich regelmäßig ins Schaufenster stellen könnte oder konnte. Was auch daran liegt, dass er bereits 2013 als 19-Jähriger den Schritt in die USA ging. Es mangelt an Referenzpunkten, was er auf europäischer Ebene leisten könnte.
Basketball-EM: Andi Obst feiert den "Bonga-Swag"
Diese zwei EuroLeague-Titel eines Drazen Petrovic fehlen ihm einfach. Zumal Schröder auch nicht auf eine Nationalmannschaftskarriere blicken kann, in der er über Dekaden groß aufgespielt hätte. Es sind jetzt vier große Turniere am Stück gewesen, seit er zur EM 2022 sein Comeback im DBB-Team feierte. Das ist nicht viel.
Also quantitativ nicht viel. Qualitativ träumen 99 Prozent aller Basketballer von so einer Serie, auch die ganz Großen. Luka Doncic etwa wurde 2017 ebenfalls Europameister und MVP, das war's dann aber auch für Slowenien. Was gleichzeitig aber ebenfalls zeigt: Basketball ist ein Mannschaftssport.
Schröder war vier Jahre lang der Anführer einer goldenen deutschen Generation, die in ihrer Breite so gut aufgestellt war wie kaum ein anderes Team, zumindest in Europa. Das machte ihm das Leben deutlich einfacher. Und doch gehört zur Aufnahme in die Hall of Fame vermutlich noch etwas mehr.