Der heimliche Held heißt auch Wagner
NBA - Moritz Wagner und seine Schlüsselrolle bei den Orlando Magic: Star in seiner Nische
- Aktualisiert: 21.11.2024
- 12:04 Uhr
- Ole Frerks
Die Orlando Magic haben eine Schwächephase hinter sich gelassen und selbst eine 6-Spiele-Siegesserie hingelegt. Den Großteil der Schlagzeilen erhielten dabei zurecht die überragende Defense und der ebenso überragende Franz Wagner … aber auch dessen älterer Bruder leistete einen essenziellen Beitrag.
Von Ole Frerks
Für einige Tage musste man sich Sorgen machen um die Orlando Magic. Der Start in die NBA-Saison schien vielversprechend, dann musste sich Paolo Banchero – frisch nach einem 50- und einem 31-Punkte-Spiel – verletzungsbedingt abmelden und wird erst irgendwann im Dezember zurückerwartet. Fünf Spiele in Folge wurden flugs verloren, ohne ihren Topscorer wirkten die Magic offensiv komplett überfordert.
Auf diese Serie folgte jedoch wiederum eine Serie – diesmal eine positive, die erst in der vergangenen Nacht beim Auswärtsspiel bei den Clippers endete, nach sechs Siegen in Folge. Das Team muss zwar noch lernen, in der Fremde zu gewinnen: 7-0 lautet die Bilanz bisher zuhause, auswärts stehen die Magic bei 2-7 …
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… trotzdem sind sie vorerst wieder im Soll, auf Heimvorteil-Kurs in der Eastern Conference. Was an den überragenden Leistungen von Franz Wagner liegt, der kürzlich erstmals zum Spieler der Woche gekürt wurde und weiter spielt wie ein veritabler All-Star. Was an der brettharten Defense liegt, die ligaweit nur von zwei Teams überboten wird – sechs Spiele in Folge hielt Orlando seine Gegner unter 100 Punkten, so eine Serie gab es in der NBA zuletzt 2018. Auch gegen die Clippers (104) war die eigene Defense wieder einmal nicht das Problem.
Der Höhenflug hatte jedoch auch mit dem anderen Wagner zu tun – der einen seinerseits schwierigen Saisonstart abgeschüttelt hat über die Siegesserie der zweitbeste Scorer der Magic war (14 Punkte pro Spiel). Moe Wagner mag im Großen und Ganzen ein Nebendarsteller bei den Magic sein – gerade in der aktuellen Phase nimmt er jedoch eine Schlüsselrolle ein.
Orlando Magic: Die Offense als Baustelle
Der Saison-Punkteschnitt des 27-Jährigen war noch nie höher (12,3). Wagner hat schon mal effizienter gescort, auch hier geht es jedoch in die richtige Richtung. In der aktuellen Verfassung zählt Wagner zu den produktivsten Bankspielern der Liga – auf 36 Minuten genormt legt er sogar 24,9 Punkte auf, was unter Bankspielern ligaweit lediglich Dalano Banton (25,1) übertrifft.
Wagner steht zwar nur um die 18 Minuten auf den Court, in diesen Minuten ist er jedoch sehr wichtig für die Magic – was nicht zuletzt daran liegt, dass sein Team in seinen Spezialgebieten schlichtweg nicht besonders gut aufgestellt ist, gerade in Abwesenheit von Banchero. Orlando stellt auch in dieser Spielzeit eine schlechte Offense, wie immer seit der 15/16er Saison.
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110,4 Punkte pro 100 Ballbesitzen erzielen die Magic aktuell, das reicht für Platz 25. Die Magic nehmen zwar viel mehr Dreier als im Vorjahr, treffen sie aber schlechter als alle anderen Teams (eigentlich ist das ein Grund zur Hoffnung: Viele Spieler aus der Rotation können besser werfen, als sie es aktuell tun).
Creation insbesondere im Halbfeld ist noch immer eine Baustelle, auch wenn Franz Wagner große Fortschritte gemacht hat und Anthony Black als zusätzlicher Passer nun ein fixer Baustein der Rotation ist. Es braucht immer auch fähige Vollstrecker – und hier kommt der ältere Wagner ins Spiel.
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Moritz Wagner: Ein diverser Scorer
Es gibt nicht viele Backup-Bigs in der Liga, die auf so viele Arten scoren können wie der Berliner. Wagner hat ein Faceup-Game, mit dem er an zu langsamen Bigs vorbeikommt – gern nach Einsatz seines Pump-Fakes, das eigentlich wenig mit seiner echten Wurfbewegung zu tun hat, aber trotzdem erschreckend oft funktioniert.
Wagner kann werfen, auch wenn er nicht direkt als Stretch-Big gezählt werden sollte – dafür schließt er viel zu gern in Korbnähe ab. Zum Teil betreiben die Magic mit ihm Mismatch-Hunting, gegen kleinere Gegenspieler helfen ihm seine Kraft und starke Fußarbeit. Er hat Touch mit beiden Händen und weiß, wie er Freiwürfe ziehen kann (9,4/100 Ballbesitze).
Wagner ist zudem ein williger Screener und Cutter; er spielt mit einem unbändigen Motor und ist stets auf der Suche nach Möglichkeiten, um sich anzubieten und leichte Abschlüsse zu nehmen. Der Großteil davon kommt am Ring, wo er aktuell gute 73% seiner Abschlüsse trifft.
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Moritz Wagner wird gut beschützt
Wagner gibt dem Team so den derzeit einzigen verlässlichen Bankscorer – und bekommt gleichzeitig etwas zurück, was er zum Erfolg braucht: In der gesamten Kernrotation ist er womöglich der einzige Spieler, der defensiv als Schwachstelle gilt, in diesem Konstrukt kann er jedoch "beschützt" werden und trotzdem Teil einer starken Verteidigung sein.
Das gilt insbesondere dann, wenn er gemeinsam mit Jonathan Isaac auf dem Court steht, dem besten defensiven (mindestens) Bankspieler der Liga – was Wagner kürzlich unterhaltsam bestätigte, nachdem er gefragt wurde, wie er einen so guten Job gegen Joel Embiid machen konnte, der gegen Orlando bloß 20 Punkte bei 5/15 aus dem Feld aufgelegt hatte.
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"Ich würde das Lob gerne annehmen, aber wenn ich ehrlich bin, hat ihn Jonathan Isaac jedes Mal übernommen, wenn wir zusammen auf dem Court standen", erklärte Wagner da. "Eigentlich lasse ich ihn einfach alleine, weil er so gut ist als Verteidiger, in seiner eigenen Liga. Ich versuche zu unterstützen, wo ich kann."
Einen gewissen Anteil leistet Wagner natürlich trotzdem. Den Motor hat er auch defensiv – seit Jahren gehört er zu den Spielern mit den meisten angenommenen Charges, mit 4,8 Deflections pro 36 Minuten produziert er dazu in dieser Saison bisher den sechsthöchsten Wert der Liga. Er schmeißt sich nach jedem Loose-Ball, arbeitet also durchaus auch an diesem Ende mit.
Moritz Wagner: Die Nische gefunden
Trotzdem profitiert er zweifellos vom defensiven Ökosystem der Magic – so wie diese von seinen Punkten profitieren. Und von seiner Energie, die gerade in Heimspielen immer wieder dazu beiträgt, die Fans mitzureißen. Man könnte sagen: Er hat in Orlando seine Nische gefunden, und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sein jüngerer Bruder ein Star dieser Mannschaft ist.
Es ist daher auch davon auszugehen, dass seine Rolle ähnlich bleibt, auch wenn sich das Lazarett lichtet und neben Banchero auch Starting Center Wendell Carter Jr. zurückkehrt. Eigentlich haben die Magic mit Isaac, Carter, Goga Bitadze und Wagner ein Überangebot auf Center – aber das, was Wagner kann, kann in der Form nur er.
Er hat es zu einem Zeitpunkt unter Beweis gestellt, an dem das Team seine Punkte unbedingt brauchte. Nun muss es nur auch mal auswärts regelmäßiger klappen, aber wie eingangs erwähnt: Die Magic sind absolut im Soll. Und daran haben beide Wagners ihren Anteil.