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Nach Titel- und Lizenzverlust

So geht es weiter mit Tyson Fury - und das passiert mit seinen WM-Titeln

  • Aktualisiert: 13.10.2016
  • 22:27 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
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© 2016 Getty Images
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Skandal-Boxer Tyson Fury hat seine WM-Titel niedergelegt. Der britische Verband entzog ihm die Boxlizenz. Auf den ersten Blick ein schwarzer Tag im Leben des gefallenen Champions - auf den zweiten Blick ein guter Tag.

München - WM-Titel futsch, Boxlizenz entzogen - Tyson Fury steht nach positivem Doping-Befund, Kokain-Geständnis und Suizid-Gedanken mit leeren Händen da. Und trotzdem ist es ein guter Tag für den gefallenen Weltmeister. Aus mehreren Gründen.

Erstens: Fury hat nun genügend Zeit, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, ohne permanent im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Zweitens: Das Warten für die Konkurrenz und für die Fans hat ein Ende. Joshua, Klitschko und Co. können im Kampf um die vakanten Gürtel wieder die Fäuste sprechen lassen. Drittens: Die Boxwelt beweist bei genauem Hinsehen eine ungeahnte Sensibilität im Umgang mit dem Tabu-Thema Depression. Aber eins nach dem anderen.

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Tyson Fury_Pressekonferenz_Schweigen
News

Skandalboxer Fury: Das steckt hinter der Farce

Vor einem Jahr der gefeierte Weltmeister, heute steht Tyson Fury vor den Scherben seiner Karriere. Die Schuld scheint er allein zu tragen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

  • 03.10.2016
  • 20:09 Uhr

Lizenzentzug als logische Konsequenz

Fury traf die Entscheidung des britischen Boxverbandes, ihn zu suspendieren, nicht unvorbereitet. Spätestens nachdem der 28-Jährige im Interview mit dem "Rolling Stones" Magazin exzessiven Kokain-Konsum eingeräumt hatte, blieb dem Verband nichts anderes übrig. Zwei Augen zudrücken hätte wohl ein fatales Signal an Sportler und Öffentlichkeit gesendet. 

Es war daher kein Zufall, dass Fury schon Tags zuvor seine Weltmeister-Gürtel freiwillig und mit sofortiger Wirkung niederlegte. "Ich habe das Gefühl, es ist dem Sport gegenüber nur fair, die Titel freizugeben und anderen die Möglichkeit zu geben, um sie zu boxen. Ich habe die Titel im Ring gewonnen und ich finde, sie sollten auch im Ring verloren werden. Aber ich bin im Moment nicht in der Lage, sie zu verteidigen", gab der "Gypsy King" bekannt. 

Schon die Wortwahl verdeutlicht: Fury wusste, dass er einer Aberkennung seiner Titel durch die Verbände WBA, WBO und IBO zuvorkam. Es wäre die unausweichliche Konsequenz seiner Suspendierung gewesen.

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Ironie des Schicksals

Zwar sprach Ex-Weltmeister von einer emotionalen Entscheidung. Vielmehr war es - vielleicht erstmals seit langer Zeit - eine wohl überlegte und vernünftige. Denn kurioserweise wahrte Fury durch das öffentliche Eingeständnis von Schwäche sein Gesicht. Und noch mehr.

Sein verzweifelter Hilferuf und offener Umgang mit Depression, Selbstmordgedanken und Drogenkonsum brachte dem über Monate so viel gescholtenen Skandal-Boxer plötzlich Verständnis und Zuneigung ein. Ausgerechnet das, wonach er doch Zeit seines bisherigen Boxerlebens vergeblich gestrebt hatte. Ironie des Schicksals.

Boxwelt zeigt Fingerspitzengefühl

Selbst der britische Boxverband zeigte Fingerspitzengefühl in dieser prekären Situation. The "British Boxing Board of Control" suspendierte Fury aufgrund von Dopinganschuldigungen und gesundheitlichen Problemen nur "vorübergehend für die Dauer der laufenden Untersuchungen". So heißt es in einer öffentlichen Mitteilung. Eine zweijährige Sperre, wie sie einst Publikumsliebling Ricky Hatton wegen Kokain- und Alkoholmissbrauch aufgebrummt bekam, gibt es vorerst nicht.

Auch einstige Erzrivalen schlagen leise, versöhnliche Töne an. Konfrontiert mit Furys Niedergang sagte beispielsweise Ex-Weltmeister David Haye zu ran.de: "Wir sind keine Freunde. Aber ich ziehe mein Glück nicht aus dem Unglück eines anderen Menschen. So etwas wünscht man niemandem." Matchroom-Boss Eddie Hearn, Anthony Joshuas Promoter, zeigte sich im Interview mit "IFL TV" nachdenklich und riet Fury, sich jetzt erst einmal auf seine Gesundheit zu konzentrieren. 

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Fury-Freund befürchtete das Schlimmste

Unterstützung erhielt der dreifache Familienvater zudem von Billy Joe Saunders. Der Mittelgewichts-Weltmeister, wie Fury von irischen Landfahrern abstammend, hatte zuletzt den britischen Boxverband aufgefordert, die Ausnahmesituation seines Freundes zu berücksichtigen. "Ihm dauerhaft die Lizenz zu entziehen, wäre ein großer Fehler. Das wäre, als würde man einem Baby die Nahrung entziehen. Ich hätte wirklich Angst davor, was er dann machen würde", sagte Saunders gegenüber "Sky Sports".

In den vergangenen Wochen habe Saunders tagtäglich befürchtet, Fury könne sich das Leben nehmen. "Ich hatte jeden Tag Angst vor dieser Nachricht. Es kann sich wirklich keiner vorstellen, wie miserabel es ihm wirklich geht." Mit dem vorübergehenden Verlust der Lizenz dürfte Fury jedoch gut leben können. Zwar werden ihn WBA, WBO und IBO unter diesen Umständen nicht wie erhofft zum "Champion in Recess" ernennen. Das hätte Fury bei einer Rückkehr einen sofortigen Titelkampf ermöglicht. Trotzdem müsste er bei seiner Rückkehr sicherlich nicht lange auf eine erneute WM-Chance warten. Vorstellbar, dass es intern bereits eine entsprechende Abmachung gibt.

Die schlimmsten Tage sind vorbei

Zunächst steht aber sowieso das körperliche und seelische Wohlbefinden des sensiblen Rüpels im Vordergrund. Fury befindet sich in Behandlung, die dunkelsten Tage scheinen vorbei. Auch weil seine Familie bedingungslos an seiner Seite steht.

Seit Trainer und Onkel Peter Fury vom Kokain-Missbrauch weiß, ist ihm auch klar, warum sein Neffe in den letzten Monaten immer als "leblose Hülle" zum Training kam. "Er hat trainiert, aber es war, als wäre er nur körperlich anwesend", sagte er zu ran.de. Onkel Peter ist davon überzeugt, die Depression ließen Fury zu Drogen greifen. "Er hatte vorher nie Berührung mit dem Zeug, das weiß ich sicher."

Dschungelcamp als Image-Rettung

Kraft schöpft der entthronte Weltmeister derzeit aus Sympathiebekundungen in den sozialen Medien. Die kamen für Fury überraschend, war ihm doch in den vergangenen Wochen eine Welle des Hasses entgegen geschlagen. Darunter Wünsche, er solle doch "endlich im Ring sterben".

Wie wichtig dem 2,06 Meter Koloss die Zuneigung der Öffentlichkeit ist, zeigte auch seine Überlegung, ins englische Dschungelcamp zu ziehen. Dort war es vor Jahren schon einmal Bad Boy Haye erfolgreich gelungen, sein ramponiertes Image aufzupolieren. Allerdings müssten die Ärzte Fury Grünes Licht erteilen. Das ist angesichts seines gesundheitlichen Zustandes wohl eher unwahrscheinlich.

Kampf um die vakanten Titel

Die vakanten Titel könnten derweil schon bald an einen neuen Besitzer übergehen. Hinter verschlossenen Türen arbeitet das Management von IBF-Champion Anthony Joshua fieberhaft an einem Mega-Fight mit Wladimir Klitschko im Dezember. Spätestens in der kommenden Woche soll der Kampf verkündet werden, so der aktuelle Stand. 

Gut möglich, dass es dann auch um die WM-Titel nach Version der WBA, WBO und IBO gehen wird.

Mehr zum Kampfsport rund um die Uhr findest du auf ranFIGHTING.de.

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