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EA Sports FC 24: Der FIFA-Nachfolger im Test
- Aktualisiert: 04.10.2023
- 15:56 Uhr
- Oliver Jensen
Die FIFA-Ära ist beendet, die Ära von EA Sports FC soll nun beginnen. ran hat getestet, ob das Fußballspiel mit dem veränderten Titel den Kauf wert ist.
von Oliver Jensen,
Der Name ist noch immer ungewohnt. Weil sich der Spieleentwickler EA Sports mit dem Fußball-Weltverband FIFA nicht auf ein neues Lizenzabkommen einigen konnte, musste der Titel geändert werden. Die Fußballsimulation heißt nicht mehr FIFA, sondern ab sofort EA Sports FC.
Das Spiel selbst allerdings hat sich gegenüber den Vorgängern nicht allzu sehr verändert. Noch immer enthält es ein dickes Paket an Lizenzen. Die deutsche Bundesliga, die 2. Liga und die 3. Liga ist ebenso vertreten wie die Frauen Bundesliga, zudem unter anderem die spanische Liga, die englische Premier League, die italienische Serie A und die UEFA Champions League. Wer auf Cristiano Ronaldo und Neymar nicht verzichten mag, kann auch die Vereine aus Saudi-Arabien steuern.
Das Wichtigste in Kürze
Die neue HyperMotionV sorgte dafür, dass die Bewegungen der Spieler noch realistischer aussehen. EA Sports hat dafür volumetrische Daten von über 180 Partien aufgenommen, wodurch sich die Bewegungen von Akteur zu Akteur vielfach unterscheiden. Dank der Frostbite-Engine sieht das Spiel zudem richtig gut aus.
"Heja BVB" – echte Stadionatmosphäre
Atmosphärisch ist EA Sports FC nur schwer zu toppen. Alleine schon die Intros machen Laune: Man sieht die Spieler in den Kabinen und beim Aufwärmen, während die gut animierten Fans ordentlich Stimmung machen. Bedauerlich ist nur, dass sich die Animationen schon nach kürzester Zeit wiederholen.
Die Musik aus den Stadien wurde vielfach übernommen. Wenn man zum Beispiel mit den Spielern von Borussia Dortmund im Signal Iduna Park einläuft, dröhnt "Heja BVB" aus den Boxen. Auch die Tor-Hymnen entsprechen vielfach der Realität. Überhaupt sind die Stadien meist sehr schön animiert. Dies trifft nicht nur auf die großen Arenen zu, sondern auch auf viele kleinere Stadien wie zum Beispiel das Hamburger Millerntor mit Fernsehturm und Achterbahn im Hintergrund.
Externer Inhalt
Ein kleiner Wermutstropfen: Die Allianz-Arena des FC Bayern München existiert im Spiel nicht, weil die Rechte dafür bei Konami liegen.
Das Gameplay des Spiels ist nahezu unverändert. Wer FIFA 23 oder eines der vorherigen Spiele beherrschte, dürfte nahtlos daran anknüpfen. Für alle Einsteiger gibt es ein einfach verständliches Tutorial. Eine Neuerung ist, dass nun während des Spiels interessante und detaillierte Statistiken eingeblendet werden.
Profikarriere: Das Ziel ist der Ballon d’Or
Im Mittelpunkt des Spiels steht die sogenannte Profikarriere. In diesem Einzelspieler-Modus erstellt man einen eigenen Fußballprofi und beginnt seine Karriere bei einem beliebigen Verein. Das Ziel besteht darin, eines Tages Weltfußballer zu werden. Allerdings ist der Weg dorthin steinig. Zu Beginn ist man lediglich ein ambitionierter Reservist, der erst in der Schlussphase der Spiele eingewechselt wird und dann sofort performen muss – Mathys Tel lässt grüßen.
Mit guten Leistungen in den Spielen, in denen vorgegebene Ziele zu erreichen sind, kann man sich für mehr Einsatzzeiten empfehlen. Der Spieler kann frei entscheiden, ob er nur den eigenen Profi oder die komplette Mannschaft steuert. Zudem besteht die Möglichkeit, lediglich die Highlights des Spiels nachzuspielen und die restliche Spielzeit zu simulieren. Dies funktioniert aber nicht so gut wie in Madden 24 (hier der Testbericht), weil Fußball für eine solche Spielvariante einfach nicht geeignet ist.
Zwischen den Spielen kann der eigene Profi diverse Trainingseinheiten (entweder manuell oder simuliert) absolvieren oder sein virtuelles Geld in verschiedene Einkäufe bzw. Freizeitaktivitäten investieren. Diese haben unterschiedliche Einflüsse auf den eigenen Spieler und die Mannschaft. Zudem hat man einen Spielerberater an seiner Seite, der verrät, welche Leistungen zu erbringen sind, um bei dem persönlichen Traumverein unterzukommen.
Managementkarriere: In die Haut von Jürgen Klopp & Co. schlüpfen
Eine gute Alternative zur Profikarriere ist die Managementkarriere. Um eines vorwegzunehmen: Niemand sollte hier ein tiefgehendes Managerspiel im Stil vom "Football Manager 2023" erwarten. Als zusätzliche Spielvariante einer Fußballsimulation ist dieser Modus aber tatsächlich sehr gut gelungen.
Der Spieler kann einen eigenen Trainer bzw. Manager gestalten oder in die Haut eines realen Vorbilds schlüpfen. Die Auswahl ist etwas merkwürdig, aber trotzdem umfangreich: Während in der Bundesliga lediglich BVB-Trainer Edin Terzic zur Auswahl steht, sind sämtliche Trainer der Premier League (inkl. Jürgen Klopp) und der deutschen 3. Liga anwählbar.
Der Spieler entscheidet als Manager unter anderem über die Spieltaktik und die Trainingsschwerpunkte der einzelnen Spieler, kann dabei aber nicht so detaillierte Vorgaben machen wie in einer Management-Simulation. Bei der Spieltaktik lässt sich zum Beispiel die grundsätzliche Ausrichtung (u.a. Tiki-Taka) festlegen. Darüber hinaus können aber auch die Feinheiten, zum Beispiel im Spielaufbau oder in der Defensive, bestimmt werden.
Mit Cristiano Ronaldo wird in einem vornehmen Lokal verhandelt
Ähnlich verhält es sich bei den Transferverhandlungen, bei denen es praktisch nur die Aspekte Ablösesumme, Vertragslaufzeit, Gehalt und Bonuszahlungen gibt. Dafür aber ist der ganze Verhandlungsprozess schön animiert. Möchte man einen Spieler verpflichten, trifft man sich zunächst mit einem Vertreter des jeweiligen Vereins im Büro.
Einigt man sich auf eine Ablösesumme, folgt danach die Verhandlung mit dem Spieler selbst und dessen Berater. Dabei sitzt einem wirklich das virtuelle Abbild des jeweiligen Profis gegenüber. Normalerweise werden die Verhandlungen im Büro geführt. Verhandelt man allerdings mit einem Superstar wie Cristiano Ronaldo, trifft man sich in einem vornehmen Lokal. Auch wenn sich die Animationen relativ schnell wiederholen, ist das eine schöne Abwechslung zu den typischen Managerspielen, in denen die Verhandlungsfenster lediglich aus einem Foto und vielen Zahlen bestehen.
Die Spiele selbst kann man sich entweder anschauen (auch aus der Taktik-Ansicht von oben oder der Trainer-Sicht von der Bank aus) oder aktiv steuern. Es besteht auch die Möglichkeit, das Spiel zuerst simulieren zu lassen und später noch einmal aktiv einzugreifen – zum Beispiel um einen Rückstand aufzuholen. Vor und nach dem Spiel stehen gelegentlich Pressekonferenzen und Interviews an, bei denen die Antworten eine Auswirkung auf die Mannschaft haben können. Bedauerlich ist allerdings, dass die Fragen und Antworten lediglich per Text (ohne Sprachausgabe) übermittelt werden und sich diese zudem schon nach kürzester Spielzeit wiederholen.
Darüber hinaus gibt es weitere Spielvarianten für Online-Spieler wie der Ultimate Team Modus, die virtuelle Bundesliga oder der soziale Online-Modus Clubs, sodass FIFA 24 (ähm sorry, ich meinte natürlich EA Sports FC 24) Fußball-Fans relativ lange unterhalten dürfte.
Fazit: EA Sports FC 24 bietet gegenüber dem Vorgängerspiel FIFA 23 zwar keine großen Innovationen, ist aber erneut ein richtig gutes Fußballspiel mit abwechslungsreichen Modis. Die Profikarriere ist zwar nicht so vielseitig wie in NBA 2K24 mit der frei begehbaren Stadt, dürfte aber dennoch für eine Langzeitmotivation sorgen. Die Managementkarriere ist ein netter Bonus. Atmosphärisch und grafisch hat sich das Spiel noch einmal leicht verbessert.