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2. Bundesliga: Der 1. FC Köln muss die Reißleine ziehen und Gerhard Struber entlassen - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 04.05.2025
- 13:15 Uhr
- Tobias Wiltschek
Spätestens nach der unterirdischen Leistung beim Remis gegen Regensburg ist klar, dass Köln so nicht aufstiegsreif ist. Um das Ziel dennoch zu erreichen, muss der Zweitligist schnell handeln.
Die "Struber-Raus"-Rufe, die am Samstagabend durchs Stadion in Müngersdorf hallten, mögen zunächst einmal verstörend geklungen haben.
Schließlich hat Gerhard Struber den 1. FC Köln nach dem Abstieg aus der Bundesliga und trotz der bis zum Winter geltenden Transfersperre schnell stabilisiert und dauerhaft in der Spitzengruppe der Zweiten Liga etabliert.
Bis zum aktuellen Spieltag führte sein Team sogar die Tabelle an, hatte vier Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz.
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Doch das 1:1 im Heimspiel gegen Absteiger Jahn Regensburg hat schonungslos aufgezeigt, dass die Kölner alles andere als aufstiegsreif sind - und sich schnellstmöglich von Struber trennen müssen.
1. FC Köln: Struber ist hauptverantwortlich für die derzeitige Krise
Denn vieles, was sich die Kölner Zuschauer im fast ausverkauften Rhein-Energie-Stadion antun mussten, hat der Österreicher zu verantworten.
Wenn, wie gegen Regensburg eklatant auffällig, keine einstudierten Laufwege unter den Stürmern zu erkennen sind, wirft das die Frage auf, ob und in welcher Form solche essenziellen Inhalte überhaupt Teil des Trainings sind.
Wenn, wie bei Stürmer Imad Rondic in der zweiten Halbzeit sogar dickste Torchancen ausgelassen werden und selbst leichteste Bälle verspringen, wirft das die Frage auf, ob Struber der Mannschaft tatsächlich das Selbstvertrauen einimpfen kann, das in der derzeitigen Drucksituation nötig ist.
Das Wichtigste in Kürze
Dazu kommt, dass der Trainer vor ein paar Wochen ohne ersichtlichen Grund von seiner monatelang erfolgreich praktizierten Dreierkette in der Abwehr abgerückt ist und nun wieder mit einer Viererkette agiert.
Dabei war diese taktische Umstellung während der Hinserie ein, wenn nicht DER Hauptgrund dafür, dass sein Team an Sicherheit gewann und Selbstvertrauen aufbauen konnte.
Fortan spielten die Kölner zwar keinen attraktiven Fußball mehr, dafür aber umso erfolgreicher. In der Liga verloren sie nach der Umstellung von den ersten elf Spielen nur eins. Sieben Partien gewannen sie mit 1:0.
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1. FC Köln: Warum rückte Struber vom erfolgreichen System ab?
Die Erkenntnis zu diesem Schritt, der Struber sicherlich nicht leicht gefallen ist, ist ihm hoch anzurechnen. Umso unverständlicher ist es daher, dass er diese Erfolgstaktik plötzlich wieder in die Tonne trat – jetzt wo sein Team Sicherheit nötiger hat denn je.
Man befinde sich trotz der zuletzt mageren Ausbeute von nur fünf Punkten aus fünf Spielen "nach wie vor in einer komfortablen Situation", sagte Struber. Oberflächlich betrachtet, stimmt das sogar. Denn noch hat der FC zwei Spieltage vor Schluss drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Doch es ist genau diese vorgegaukelte Sicherheit, die die Situation in Köln so gefährlich macht. Dass die Rheinländer immer noch so weit oben stehen, haben sie zu allerletzt sich selbst zu verdanken und vielmehr der fast schon grotesken Schwäche der Konkurrenz.
1. FC Köln schwächelt - Konkurrenz holt auf
Darauf aber lässt sich nicht ewig vertrauen. Paderborn hat zuletzt sieben Punkte aus drei Spielen geholt, Hannover und Kaiserslautern tauschten in den vergangenen Wochen ihre Trainer aus und sind seitdem wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt.
Auch die Kölner haben mit späten Trainerwechseln schon gute Erfahrungen gemacht. Ende April 2019 ersetzte Andre Pawlak den entlassenen Markus Anfang und sicherte dem Team gleich in seinem ersten Spiel beim 4:0-Sieg über Fürth den direkten Wiederaufstieg.
Während Pawlak damals den Aufstieg bei klarem Vorsprung nur noch über die Ziellinie retten musste, war die Mission von Friedhelm Funkel zwei Jahre später ungleich schwieriger. Im April 2021 übernahm er den Traditionsklub auf Platz 17 der Bundesliga und schaffte mit ihm über den Umweg Relegation den Klassenerhalt.
Auch wenn Sport-Geschäftsführer Christian Keller derzeit einen Trainerwechsel ausschließt, sollte er noch einmal darüber nachdenken. Funkels Nummer hat er sicherlich.