BVB: Terzic sammelt Punkte! Am Ende doch "ewiger" Edin?
Anzeige
Seit Monaten gibt es rund um Borussia Dortmund Unruhe. Es ist nicht ganz klar, ob Edin Terzic auf lange Sicht der richtige Trainer für den Verein ist. Ungeachtet dessen sammelt der 41-Jährige Argumente für sich. Nun kam in München ein großes dazu.
Von Tobias Hlusiak
Edin Terzic ist ein Kämpfer!
Der 41-Jährige hat zwar einen Vertrag bis Ende Juni 2025, trotzdem steht er fast ständig in der Kritik. Zu flatterhaft sei sein BVB, zu unansehnlich die von ihm installierte Spielweise.
Und überhaupt müsse doch mal ein anderer Trainer her, um das Maximum aus der Mannschaft von Borussia Dortmund herauszuholen.
Erst in der vergangenen Winterpause sah es erneut so aus, als würde die Zeit des gebürtigen Mendeners bei seinem Herzensverein zu Ende gehen. Doch Terzic ist immer noch da.
Er fightet - und treibt seine Spieler immer weiter an. Nun landete der BVB mit dem ersten Bundesliga-Sieg beim FC Bayern seit zehn Jahren einen unerwarteten Coup.
Ein Erfolg, der die Position des Trainers stärkt. Dementsprechend selbstbewusst trat er nach dem Spiel Fragen entgegen, die auf seine Zukunftsplanung abzielten.
"Es ist wirklich schwer mit euch, muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn wir verlieren, ist eh alles scheiße. Wenn wir gewinnen, werden uns Fragen gestellt, warum hat der oder der nicht gespielt", sagte der 41-Jährige bei "Sky".
Genau vor einem Jahr sei man als Tabellenführer zum Gastspiel in die Allianz Arena gekommen - und verlor. Seitdem habe man lediglich "fünf Bundesligaspiele verloren. Und trotzdem haben wir das Gefühl (durch die Berichte), dass wir in diesen zwölf Monaten erst fünf Spiele gewonnen haben".
Terzic hadert mit der öffentlichen Wahrnehmung seiner Arbeit. Und dennoch weiß der Coach woran er ultimativ gemessen wird.
"Wir haben jetzt wirklich einen tollen Sieg hier eingefahren", meinte er, ohne dass man ihm widersprechen wollte. "Am Ende der Saison werden wir sehen, ob wir unsere Ziele erreicht haben."
Externer Inhalt
Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Die Königsklasse bleibt das wichtigste Ziel
Es ist dieses eine Saisonziel, an dem auch die nahe Karriereplanung Terzics hängt: Die Qualifikation für die Champions League.
Mindestens Platz vier in der Bundesliga soll es sein, um in der kommenden Saison in der neugestalteten Königsklasse an den noch prallgefüllteren Fleischtöpfen zu sitzen.
Durch den Sieg in München und die gleichzeitigen Punktverluste der direkten Konkurrenz hat die Borussia exakt diesen Platz im Moment recht komfortabel inne. Vier Punkte sind es nach vorne zu Stuttgart, drei nach hinten auf Leipzig.
Die Champions League war und ist auch der Wettbewerb, in dem der BVB in dieser Saison seine besten Spiele gezeigt hat. Aus einer Gruppe mit Paris Saint-Germain, dem AC Milan und Newcastle ging Dortmund als Sieger hervor.
Auch weil Terzic immer wieder verstand, sein Team gegen Top-Gegner auf den Punkt einzustellen. Probleme hat die Borussia seit Jahren eher gegen Kontrahenten, die gemeinhin als "klein" gelten.
"Wenn wir es so machen, wie heute, dann wird es schwer, gegen uns zu gewinnen. Wir haben unser Champions-League-Gesicht gezeigt. Das ist der Modus, den wir anschalten wollten für die kommenden Spiele", rief der Trainer seiner Mannschaft und den Fans nach dem Triumph bei Bayern zu.
Terzic tut gut daran, die gesamte BVB-Familien nach nun fünf Pflichtspielsiegen in Serie hinter sich zu versammeln, denn die nun folgenden Wochen haben es in sich.
Die Spiele gegen Stuttgart, Mönchengladbach, Leverkusen und Leipzig, garniert mit Hin- und Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Atletico Madrid dürften über Wohl und Wehe der Dortmunder Saison entscheiden.
Und somit auch über die Zukunft des Trainers.
Watzke-Nachfolger entscheidet über Trainerposten
"Wir sind mega stolz auf die Mannschaft und das Trainerteam. Die drei Punkte waren nicht eingeplant", lobte Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Partie in München auffallend auch den Coach, mit dem er in der Vergangenheit nicht immer auf einer Frequenz gefunkt hatte.
Ein wichtiger Fingerzeig an Terzic. Denn Kehl könnte schon in wenigen Monaten noch mächtiger werden.
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke - der sich zuletzt immer wieder schützend vor Terzic warf - wird sich schon im kommenden Sommer aus dem operativen Geschäft zurückziehen.
Kehl ist ein aussichtsreicher Kandidat auf dessen Nachfolge - auch wenn es noch externe Optionen geben soll.
Erst wenn die CEO-Frage geklärt ist, soll endgültig entschieden werden, wie es auf der Trainerbank weitergeht.
Weiterer Pluspunkt für Terzic: Mit Sven Mislintat steht einer seiner Vertrauten vor einer Rückkehr zum aktuellen Vizemeister.
Drei Trainer gehandelt - Terzic in Pole Position
Fürs Erste sollte sich Terzic aber freigeschwommen und in die Pole Position manövriert haben.
Nicht nur durch den Sieg beim FC Bayern, sondern auch durch seinen insgesamt guten Punkteschnitt von 1,98 Punkten als BVB-Trainer, dürften Trainernamen die zuletzt kursierten nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Chelseas ehemaliger Coach Graham Potter, Arne Slot, der Feyenoord Rotterdam 2023 in den Niederlanden zum Titel geführt hat und Franck Haise, der RC Lens in Frankreich aus der zweiten Liga in die Ligue 1 und dort im vergangenen Jahr auf Platz zwei geführt hat, waren in den vergangenen Tagen spekuliert worden.
Keiner davon kann Terzic derzeit gefährlich werden.