Bundesliga live in SAT.1, auf Joyn und ran.de
BVB vor richtungsweisendem Topspiel gegen den FC Bayern: Wie stabil ist Borussia Dortmund tatsächlich?
- Aktualisiert: 17.10.2025
- 18:27 Uhr
- Justin Kraft
Für den BVB ist das Bundesliga-Duell mit dem FC Bayern am Samstag richtungsweisend. Wie gut ist diese Mannschaft wirklich?
Von Justin Kraft
Borussia Dortmund scheint wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga angekommen zu sein. Nach der Vizemeisterschaft 2023 hatte der BVB den Kontakt nach oben mit einem fünften und einem vierten Platz verloren.
Aktuell stehen die Schwarzgelben auf dem zweiten Rang, auf den sie lange fast schon eine Art Monopol hatten. Zwischen 2013 und 2023 belegte Dortmund siebenmal den zweiten Platz.
Noch wichtiger aus Sicht des BVB ist aber, dass die Mannschaft erstmals seit vielen Jahren wieder eine Art Stabilität ausstrahlt und sie derzeit verdient auf dieser Position steht. Saisonübergreifend sind es jetzt elf Siege und drei Unentschieden aus 14 ungeschlagenen Bundesliga-Spielen.
Seit Niko Kovac im Februar 2025 das Amt als BVB-Coach übernommen hat, gab es in 34 Partien 74:40 Tore, 21 Siege, sieben Unentschieden und sechs Niederlagen. Den Punkteschnitt konnte er dabei vor allem in den letzten Monaten anheben.
Und trotzdem stellen sich bei einem genaueren Blick auf die Leistungen der Borussia Fragen. Das Duell mit dem FC Bayern könnte richtungsweisend werden (ab 18:30 Uhr im Liveticker) – und wird zeigen, wie gut die Dortmunder derzeit wirklich sind.
Bundesliga und 2. Liga kostenlos auf Joyn
BVB: Bisher vor allem Gegner aus dem Abstiegskampf
Denn für die Einordnung ist auch wichtig, dass der BVB in dieser Saison bisher kaum auf Gegner aus dem oberen Bereich der Tabelle traf. Der FC St. Pauli (aktuell 10.) und RB Leipzig (aktuell 3.) waren die bestplatzierten Gegner in der Bundesliga. Gegen beide konnte Dortmund nicht gewinnen.
Ansonsten spielte man gegen Union (13.), Wolfsburg (15.), Mainz (16.) und Heidenheim (18.). In der Champions League gab es ein chaotisches 4:4 gegen Juventus Turin und das 4:1 gegen Bilbao, die vor dem Duell aus fünf Partien ein Unentschieden und vier Niederlagen geholt haben.
Der Spielplan kam dem BVB also entgegen. Und auch die gezeigten Leistungen können differenziert betrachtet werden. Vor allem offensiv gelang ihnen nicht so viel, wie es die 21 Tore in neun Partien vermuten lassen. Im Schnitt haben die Schwarzgelben nur etwas weniger als zwölf Abschlüsse pro 90 Minuten. Dabei kommen sie laut "FBref" auf 1,5 erwartbare Tore.
- Jamal Musiala nur noch fünftes Rad? Wo ist nach der Verletzung Platz für den DFB-Star?
- Olympische Spiele in München? FC Bayern rührt mächtig die Werbetrommel
Das ist eine statistische Überperformance von 154 Prozent im Verhältnis zwischen den erwarteten und den tatsächlichen Toren. Es kommt immer wieder mal vor, dass Teams ihren xG-Wert über eine Saison gesehen um ca. 130 Prozent überperformen. Das aktuelle Niveau wird sich aber kaum über einen langen Zeitraum halten lassen.
Nur zweimal kam Dortmund in dieser Saison überhaupt auf mehr als die 1,6 xG, die sie auf St. Pauli erreichten: Gegen Union (2,4) und in Heidenheim (2,7). Beim letzten Heimspiel gegen Leipzig waren es sogar nur 0,9.
Externer Inhalt
Niko Kovac hat den BVB vor allem defensiv stabilisiert
Aber da ist gleichzeitig eben die andere Seite: Abseits der 1,9 erwarteten Tore, die sich Juventus in der Champions League gegen den BVB erspielen konnte, lag der Höchstwert bei 1,2 (St. Pauli). Insgesamt fünfmal gelang es den Dortmundern bereits, den Wert bei unter 1,0 zu halten. Schon fünfmal spielte man zu Null, sieben der erst neun Gegentore verteilen sich auf zwei Spiele – die Stabilität kommt ganz klar aus einer defensiven Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren.
Dortmund hat gelernt zu verteidigen – und das liegt nicht nur daran, dass Kovac besonderen Wert auf die Einstellung und Laufbereitschaft seiner Spieler legt. Sein taktisches Gerüst erklärt sowohl die offensiven Limitationen als auch die defensiven Stärken.
Kovac scheut großes Risiko. Während möglichst viele Spieler hinten absichern sollen, sollen möglichst wenige Spieler vorn für Gefahr sorgen. Ein Balanceakt, der den Abwehrbereich klar priorisiert. Bisher geht er auch deshalb auf, weil Dortmund aus sehr wenigen Chancen sehr viele Tore macht – und die wenigen Wackler in der Abwehrarbeit kaum bestraft werden.
Borussia Dortmund vor erster großer Prüfung
Beides könnte sich nun ändern, wenn es erst gegen den FC Bayern und dann unter anderem gegen Kopenhagen, Köln, Frankfurt und Manchester City geht. Schon beim 4:4 gegen Juventus deutete sich an, dass der BVB vielleicht doch nicht so stabil ist, wie er derzeit wirkt.
Mit den restlichen Ergebnissen im Rücken lässt sich aus schwarzgelber Perspektive im Moment noch argumentieren, dass das ein Ausrutscher war. In München können sie das beweisen. Chancen haben sie dort allemal. Seit nun drei Pflichtspielen in Serie sind sie ungeschlagen gegen den FC Bayern.
In der Allianz Arena wurde der BVB lange Zeit vermöbelt, ehe es zuletzt zweimal gelang, dort nicht zu verlieren: Im März 2024 holte Dortmund einen 2:0-Sieg, im April 2025 ein 2:2.
DFB-Team: David Raum wird frech und kontert Reporter
Die Ausrichtung am Samstag wird relativ klar auf die Abwehrarbeit ausgerichtet sein. Zu rechnen ist wohl mit einem tiefen 5-4-1 und damit, dass die Borussia auf Umschaltsituationen lauert, in denen sie das Gegenpressing der Münchner aushebeln kann.
Wahrscheinlich werden sich die besten Gelegenheiten dafür auf den Flügeln finden, wo Konrad Laimer vermutlich wieder links verteidigen muss, während Sacha Boey rechts jemand ist, den man aus BVB-Sicht testen muss.
Wie der BVB in München etwas holen kann
Karim Adeyemi und Maximilian Beier könnten zu Schlüsselspielern in München werden. Beide sind schnell, Letzterer verfügt zudem über eine hohe Spielintelligenz und findet mit seinen Läufen immer wieder die richtigen Lücken.
Sie über die Wandspielerqualitäten von Serhou Guirassy in die Tiefe zu schicken dürfte ein Teil des Kovac-Plans sein. Klar ist aber auch, dass die Bayern der recht deutliche Favorit sind. Kein Team in Deutschland konnte ihnen bisher das Wasser reichen. Dass es auch für den FCB nicht ohne Rückschläge laufen wird, ist aber ebenfalls sehr wahrscheinlich.
Vielleicht kam die Länderspielpause dem BVB dahingehend gelegen. Der Rhythmus der Vorwochen ist erstmal gebrochen. Was aber natürlich auch für Dortmund gilt, die jetzt vor der ersten entscheidenden Saisonphase stehen.
Die kommenden Wochen werden zeigen, wo der BVB wirklich steht und ob er nicht nur in der Spitzengruppe der Bundesliga angekommen zu sein scheint, sondern ob es auch wirklich so ist.