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Borussia Dortmund verliert beim SC Freiburg 1:2

Edin Terzic: Anti-Flick oder Opfer der Dortmunder Umstände?

  • Aktualisiert: 06.02.2021
  • 20:43 Uhr
  • ran.de / Christian Stüwe
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© imago

Der Trainerwechsel in Dortmund ist verpufft, der BVB droht die Qualifikation für die Champions League zu verpassen. Edin Terzic weist eine sehr durchwachsene Bilanz auf, allerdings zeigen sich auch ähnliche Probleme in der Mannschaft wie schon unter Lucien Favre.

München - Ein Trainerwechsel soll neuen Schwung bringen, idealerweise Blockaden lösen und sportlich eine Wende einleiten.

Ein perfektes Beispiel hierfür lieferte in der vergangenen Saison der FC Bayern ab. Am 10. Spieltag verloren die Münchner mit 1:5 in Frankfurt, Niko Kovac wurde im Anschluss entlassen.

Hansi Flick übernahm, drehte an ein paar Schrauben und führte die bis dahin strauchelnden Bayern souverän zum Triple aus Meisterschaft, Pokalgewinn und Triumph in der Champions League.

Vielleicht hatten die Verantwortlichen von Borussia Dortmund die Flick-Transformation des FC Bayern im Hinterkopf, als sie am 11. Spieltag dieser Saison Lucien Favre entließen. Ebenfalls nach einem desaströsen 1:5, allerdings gegen den VfB Stuttgart.

Das war es allerdings auch schon mit den Parallelen. Denn für den BVB geht es unter Favre-Nachfolger Edin Terzic keineswegs nach oben. Am 11. Spieltag stand die Borussia noch auf Platz fünf, nach der 1:2-Niederlage in Freiburg am Samstag drohen die Schwarz-Gelben sogar aus den internationalen Rängen zu fallen.

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News

BVB kassiert weiteren Rückschlag in Freiburg

Sogar beim Lieblingsgegner ging nichts: Borussia Dortmund hat erneut einen herben Dämpfer im Kampf um die Champions League kassiert.

  • 06.02.2021
  • 19:28 Uhr
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Das internationale Geschäft ist in Gefahr

"Natürlich ist das Ziel Champions League in Gefahr. Dafür müssen wir kämpfen. Das ist das Mindeste, was wir erreichen müssen, das wissen wir", erklärte Mats Hummels bei "Sky".

"Wir sind nicht nur enttäuscht, wir sind sauer", sagte Terzic nach dem Spiel: "Wir haben wieder Fehler gemacht, die so nicht passieren dürfen. Das war zu wenig. Es geht nicht um den einen Knopf, den man drückt. Wir müssen hart arbeiten und positiv bleiben."

Terzics Bilanz ist mit 13 von 27 möglichen Punkten im Schnitt in der Bundesliga mehr als durchwachsen. Vier Siegen stehen vier Niederlagen gegenüber, dazu kommt ein Unentschieden. Die Tendenz zeigt allerdings nach unten, drei der letzten vier Spiele gingen verloren.

Dazu kommt ein wenig beeindruckender 3:2-Sieg nach Verlängerung im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitligist Paderborn unter der Woche.

"Der Umschwung muss schnell kommen, ich kann mir nicht vorstellen, dass Dortmund nicht international spielt", sagte Emre Can nach der Niederlage in Freiburg und belegte damit, dass dieses Schreckensszenario sehr wohl in den Köpfen der Spieler steckt.

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Zahlreiche Baustellen in der Mannschaft

Ist Edin Terzic also der Anti-Flick oder ein Opfer der Umstände in Dortmund? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Die Mannschaft hat schon seit Saisonbeginn Probleme, auch unter Favre setzte es in den ersten elf Spielen vier Niederlagen.

Immer wieder unterlaufen vermeidbare Fehler, ein Spieler wie Marco Reus, der als Kapitän eigentlich vorangehen müsste schwächelt. "Wie soll es uns gehen? Scheiße natürlich", sagte Reus in der "Sportschau".

Auch Erling Haaland hat für seine Verhältnisse fast schon Ladehemmung. Zwei Tore gelangen ihm bei der 2:4-Niederlage gegen Gladbach, es waren die einzigen beiden Treffer in den letzten fünf Spielen.

Irgendwie wirkt die ganze Mannschaft verunsichert, schwankend in den Leistungen, das Feuer fehlt. Im Prinzip sind dies genau die Dinge, die letztlich zu Favres Entlassung führten.

Ein echtes Problem scheint der BVB nun noch im Tor zu entwickeln. Roman Bürki ist verletzt, Marwin Hitz wirkte in Freiburg unsicher, der zweite Gegentreffer schien haltbar. "Wir kassieren wieder zwei Tore aus der Distanz, wie vor ein paar Wochen gegen Mainz, aus ähnlichen Positionen", redete sich Terzic nach der Niederlage in Rage.

Vielleicht hatten die Freiburger sogar Hitz aus Schwachpunkt ausgemacht und setzten deshalb mehrfach auf Fernschüsse. Dem Schweizer die Schuld an der Niederlage zu geben, wäre aber zu einfach.

"Vor dem ersten Gegentor waren wir nicht gut in den Positionen, wir können Druck auf den Ball machen, wir können Zwei-gegen-Eins-Situationen kreieren und können den Gegnern nicht so viel Zeit lassen, Entscheidungen zu fällen", schimpfte Terzic: "Genau das Gleiche ist uns sieben Sekunden vor Schluss gegen Paderborn passiert, als wir die Flanke zulassen. Das sind Dinge, die dürfen uns nicht passieren. Das müssen wir ganz schnell abstellen."

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Der Trainerwechsel ist verpufft

Tatsächlich ist Eile geboten, denn ein Verpassen der Qualifikation für die Champions League oder sogar ein Jahr ganz ohne europäischen Wettbewerb könnte bittere Folgen für die Dortmunder haben.

80.000 Zuschauer kommen normalerweise zu den Heimspielen in den Signal-Iduna-Park, laut BVB-Boss Hans-Joachim Watzke kostet jedes Geister-Heimspiel vier Millionen Euro. Sollte die Borussia nächste Saison nicht von den Geldtöpfen der Königsklasse profitieren, könnten Verkäufe von Stars drohen.

Dieses Szenario zu verhindern, ist letztlich die Aufgabe von Erdin Terzic. Dessen Vertrag läuft bis zum Saisonende, von BVB-Manager Michael Zorc erhielt er erst kürzlich eine Job-Garantie bis zum Sommer. Eine Weiterbeschäftigung darüber hinaus erscheint aber immer unwahrscheinlicher, Gladbachs Marco Rose wird als heißer Nachfolgekandidat gehandelt.

Und so ist Terzic ein Trainer auf Zeit, der Effekt des Wechsels ist verpufft. Während die Bayern letzte Saison mit der Beförderung von Hansi Flick den Grundstein für das Triple legten, dürfte sich manch einer in Dortmund fragen, ob es mit Lucien Favre tatsächlich viel schlechter gelaufen wäre.

Christian Stüwe

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