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FC Bayern München: Ausgerechnet das DFB-Team zeigt, wie wichtig Dayot Upamecano für den FCB ist
- Veröffentlicht: 24.11.2025
- 10:26 Uhr
- Justin Kraft
Dayot Upamecano zählt zu den wichtigsten Spielern des FC Bayern München – vielleicht ist er sogar der wichtigste im System von Vincent Kompany.
Von Justin Kraft
Wenn das DFB-Team mit einem Block an Spielern des FC Bayern aufläuft, dann wird gern mal geschlussfolgert, dass diese mit ihrer Formstärke die Mannschaft von allein tragen müssten.
Entsprechend groß war die Überraschung, als die Nationalmannschaft gegen Luxemburg mit vier FCB-Profis und einem, der zumindest letzte Saison noch das Trikot der Münchner trug, keine gute Leistung zeigte.
Immerhin: Mit der Hereinnahme von Joshua Kimmich waren es dann fünf plus Leroy Sane und es gab ein 6:0. Doch die Rechnung ignoriert, dass Julian Nagelsmann rund um diese Spieler entscheidende Bausteine fehlen. Da wäre Luis Diaz als herausragender Pressing- und Tiefenspieler. Da wäre Harry Kane als Weltklasse-Neuner auf allen Ebenen. Da wären Michael Olise und Konrad Laimer, die den rechten Flügel unnachahmlich beackern.
Und vor allem wäre da Dayot Upamecano. Der Franzose, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft, wird mittlerweile in München gewertschätzt, nachdem er vor nicht allzu langer Zeit wohl in der berühmten Schubkarre vieler Fans gelandet wäre. Mittlerweile ist er aber nicht nur ein wichtiges Puzzleteil, sondern vielleicht sogar das wichtigste Puzzleteil für Vincent Kompany, der mit seiner Mannschaft am Mittwoch zum Spitzenspiel in der Champions League beim FC Arsenal antritt (21 Uhr im Liveticker auf ran.de).
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Und ausgerechnet die Spiele des DFB-Teams zeigen, warum das so ist.
DFB-Team zeigt, warum Upamecano bei Bayern so wichtig ist
Denn in den vergangenen Partien sah es so aus, als würde Nagelsmann nicht nur auf einen starken Bayern-Block bauen, sondern auch zunehmend auf deren System – zumindest in Teilen. Diagonale Laufwege der Außenverteidiger, weiträumige Abkippbewegungen von Nick Woltemade als Neuner, eine veränderte Aufbaustruktur, die der des FCB ähnelte und einige andere Elemente – Nagelsmann scheint das zu tun, was viele Nationaltrainer tun, wenn es national einen dominanten Klub mit vielen einheimischen Spielern gibt: Copy and paste.
Nur weiß der Bundestrainer, dass er das ohne Weiteres nicht komplett tun kann. Denn ein ganz wichtiges Element hat er bisher nicht übernommen: Deutschland presst verhaltener, tiefer und wartet länger ab, bis das aggressivere Anlaufen erfolgt. Nagelsmann setzt hier auf eine kompakte, weniger mannorientierte Struktur.
Auch weil er in den vergangenen Monaten erlebt hat, dass eine hohe Abwehrkette zum Problem werden kann, wenn Spieler wie Waldemar Anton oder Robin Koch in der Innenverteidigung spielen. Beides gute Fußballer, aber beide weit davon entfernt, Weltklassniveau zu haben. Selbst bei Jonathan Tah, der bei den Bayern immer besser reinfindet, ist in der Nationalmannschaft zu sehen, dass er an seine Grenzen kommt, wenn die Viererkette nicht gut abgestimmt ist.
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Dayot Upamecano ist in der Form seines Lebens
Nagelsmann fehlt für ein höheres Pressing jemand wie Upamecano. Der Franzose spielt seit mehr als einem Jahr auf dem allerhöchsten Niveau, wenn es um Entscheidungsfindung geht. Wann verfolgt er seinen Gegenspieler gnadenlos bis weit in die gegnerische Hälfte? Wann übergibt er einen Spieler mit klarem Kommando? Wann lässt er sich fallen und wann rückt er heraus? Wann geht er aktiv und aggressiv in einen Zweikampf? Wann macht es mehr Sinn, abwartend zu agieren?
Fragen, die sich lapidar aufschreiben lassen, deren Beantwortung von einem Innenverteidiger auf diesem Fußballniveau aber innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde stattfinden muss. Und je höher deine Mannschaft verteidigt, desto bedeutsamer ist deine Antwort. Jede falsche Entscheidung kann zu einem Gegentor führen.
Upamecano hat das selbst in seiner Karriere mehrfach lernen müssen. Nicht immer war die darauffolgende, sehr harte Kritik fair. Aber der 27-Jährige hat aus diesen Fehlern gelernt und weiß mit seiner verantwortungsvollen Rolle mittlerweile umzugehen. Großen Anteil daran hat Kompany, der ihm nicht nur bedingungsloses Vertrauen schenkt, sondern auch in Videoschulungen und individuellem Training Feinschliff betrieben hat.
"Er ist ein überragender Trainer. Wir reden viel miteinander. Es macht Spaß, unter ihm zu spielen", lobte Upamecano zuletzt nach dem 6:2-Sieg gegen den SC Freiburg seinen Trainer.
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FC Bayern: Upamecanos Rolle wird nach wie vor unterschätzt
Kompany, selbst einst Innenverteidiger eines hoch pressenden Teams, weiß um die Verantwortung, die seine zentralen Abwehrspieler tragen. Und er weiß um die Qualitäten, die Upamecano hat. Sein Tempo, seine Antizipation, seine Athletik und Physis – es gibt nur wenige Verteidiger auf der Welt, die dieses Profil mitbringen und so gut für ein solches System geeignet sind.
Gerade weil Upamecano dieses Profil hat und er viele Situationen im Keim erstickt, die mit anderen Innenverteidigern für Probleme sorgen würden, kann Kompany seine Mannschaft aber so gnadenlos offensiv einstellen. Weil er weiß, dass er hinten jemanden hat, der Lücken schließen und auch lange Bälle ablaufen kann.
Obwohl die Wertschätzung für Upamecano gestiegen ist, wird nach wie vor unterschätzt, wie komplex und schwer seine Rolle im Bayern-Team ist. Und wie bedeutsam er dafür ist, dass die Stars im Scheinwerferlicht so frei aufspielen können, wie sie derzeit aufspielen.
Umso wichtiger wäre es für die Bayern, den im Sommer auslaufenden Vertrag des Abwehrspielers zu verlängern. Doch die Verhandlungen stocken offenbar.
Dies habe nichts mit Geld zu tun, stellte Upamecano in der Mixed Zone nach dem Sieg gegen Freiburg klar. "Wir reden viel mit Max Eberl und Christoph Freund. Ich bin zufrieden, spiele eine gute Saison, mache meinen Job, gebe alles für diesen Verein", erklärte der Franzose: "Wir werden sehen, was passiert."
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Auch Nagelsmann wusste einst in Leipzig und München, was er an Upamecano hat. Deshalb hielt er auch in schwierigen Phasen weiter an ihm fest. Im DFB-Team hätte er gewiss gern jemanden wie ihn. Auch wenn Nico Schlotterbeck und Tah ein Duo bilden, das ebenfalls viele besondere Stärken hat, ist Upamecano jemand, der einem Trainer besondere Freiheiten bei taktischen Entscheidungen verleiht.
Und wenn mal wieder die Frage aufkommt, warum ein mit vielen Bayern-Spielern bestücktes DFB-Team defensiv so anfällig ist, dann ist der Franzose ein großer Teil der Antwort darauf. Die französische Nationalmannschaft blieb in 18 der letzten 23 Partien, in denen er spielte, ohne Gegentor. In Aserbaidschan wurde der FCB-Profi geschont – schon nach vier Minuten klingelte es hinten. Zufall? Wohl kaum.