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FC Bayern München: Cancelo-Transfer lässt viele Fragen offen

  • Aktualisiert: 31.01.2023
  • 20:00 Uhr
  • ran.de / Stefan Kumberger
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© IMAGO

Der Cancelo-Transfer wirbelt beim FC Bayern München vieles durcheinander. Der Coup hat die Karten völlig neu gemischt. Ob er aber ausreicht, um die sportlichen Probleme des Rekordmeisters zu lösen, bleibt vorerst offen. Zu viele Fragezeichen bleiben.

Von der Säbener Straße in München berichtet Stefan Kumberger

Joao Cancelo ist in München. Mit stolzgeschwellter Brust durfte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Dienstagmittag den Außenverteidiger vorstellen. Der Portugiese könnte der X-Faktor für eine erfolgreiche Rückrunde werden, doch auch zum Problem. Vor allem für Julian Nagelsmann. ran beantwortet die wichtigsten Fragen zum Deal.

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Wie lief der Blitz-Transfer genau ab?

Auch wenn die Bayern Joao Cancelo schon länger auf dem Radar hatten und laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic eine Verpflichtung des Portugiesen versucht wurde, ist eines Fakt: Ein lange geplanter Deal war das nicht, eher eine glückliche Fügung. Zudem reagierten die Münchner blitzschnell.

"Nach dem Spiel gegen Frankfurt hat Brazzo gesagt, dass wir eine Chance haben. Ich habe mit ihm [Joao Cancelo – Anm. d. Red.] - ehrlich gesagt - gar nicht geredet", sagt Nagelsmann. Er habe aber im Scouting immer wieder davon gesprochen, dass Cancelo eine gute Verstärkung wäre.

Erst als sich in den letzten Tagen abgezeichnet hatte, dass der Neu-Bayer bei Manchester City weniger Spielminuten bekommen würde, öffnete sich die Tür für einen Transfer. "Es ging ziemlich schnell als wir die Möglichkeit gesehen haben und mit Joao und seinem Berater gesprochen haben. Dann haben wir uns entschieden, ihn zu verpflichten", verkündet Salihamidzic nicht ohne Stolz.

Zwischen City-Trainer Pep Guardiola und Cancelo sei es übrigens zu keinem Zerwürfnis gekommen. Er wolle einfach nur Spielminuten sammeln, beteuerte der 28-Jährige.

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Was versprechen sich die Bayern vom Top-Transfer?

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31.01.23

Ärger mit Pep? Cancelo "will nur spielen"

Joao Cancelo erklärt seinen Wechsel zum FC Bayern und nimmt seinen ehemaligen Trainer Pep Guardiola in Schutz.

  • Video
  • 01:07 Min
  • Ab 0

Auch wenn es bei einem Verteidiger im ersten Moment paradox wirken mag, setzt man beim Rekordmeister vor allem auf die Offensivkraft von Cancelo.

Während Salihamidzic die Kreativität, den Vorwärtsdrang und die Dynamik des Portugiesen lobt, ergänzt Nagelsmann das Thema Flexibilität: "Er ist eine sinnvolle Verstärkung, weil er verschiedene Positionen spielen kann. Er ist ein sehr offensivstarker Außenverteidiger, der einen Tick lieber rechts als links spielt".

Das dürfte bei Benjamin Pavard, der beim FC Bayern ja die rechte Abwehrseite für sich beansprucht, sicherlich als Warnung ankommen.

Zumal die Verantwortlichen bei ihren Lobeshymnen auf Cancelo vor allem Punkte aufzählen, die man dem Franzosen nicht unbedingt sofort in Verbindung bringt. Als große offensive Stütze ist er jedenfalls bisher eher selten aufgefallen. Gerade im Vergleich zu Alphonso Davies, der auf der anderen Abwehrseite wirbelt, wirkte Pavard immer wieder arg blass in seiner Spielweise.

Was wird jetzt also aus Benjamin Pavard?

Ein Abschied noch im Winter ist vom Tisch. Julian Nagelsmann versucht öffentlich, Pavard bei Laune zu halten. "Ich plane mit Benji so wie in den letzten Monaten auch. Er hat bei mir sehr viel gespielt – überwiegend außen, aber auch innen", sagt Nagelsmann auf Nachfrage von ran.

Gerade weil Lucas Hernandez noch lange ausfällt, dürfte Pavard weiterhin eine gewisse Bedeutung im bayerischen Kader zuteilwerden – auch auf der vom Franzosen so geliebten Innenverteidiger-Position.

Fakt ist aber auch: Die wiederholt öffentlich zur Schau gestellte Unzufriedenheit von Pavard und die Berichte darüber, der Weltmeister von 2018 habe bereits den berüchtigten Berater-Piranha Pini Zahavi engagiert, kommen bei den Bayern-Bossen nicht gut an. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic waren nach ran-Informationen im Sommer 2022 sogar bereit, Pavard ziehen zu lassen – auch um frisches Geld für die Verpflichtung von Matthijs de Ligt zur Verfügung zu haben. Nagelsmann macht sich damals für einen Verbleib stark.

Der Trainer betont jetzt zwar, dass es genug Einsatzzeiten für Pavard geben werde, doch falls die Bayern gegen PSG aus der Champions League ausscheiden, werden die Spiele knapp… Ein Abschied im Sommer ist mit der Cancelo-Verpflichtung wahrscheinlicher geworden.

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Wird jetzt alles besser beim FC Bayern?

Nicht unbedingt. Ein Joao Cancelo kann nicht alle Probleme, die der FC Bayern auf dem Rasen hat, mit einem Schlag lösen. Zumal es sein könnte, dass er im Pokal gegen Mainz noch gar nicht zum Einsatz kommt – Nagelsmann gab sich hier am Dienstagmittag zugeknöpft.

Der Coach sagt von sich selbst, er habe "inhaltlich Dinge erkannt, die wir jetzt besser machen können, um erfolgreicher zu spielen". Wie auch schon vor dem Spiel gegen Frankfurt wittert der 35-Jährige bei seinen Spielern einen Mangel an Gier. Es gehe darum, "eben nicht die großen Spiele in weiter Ferne zu sehen", sondern auch die Spiele davor zu nutzen.

Die Bayern können es also nur dann so richtig gut, wenn es wirklich um etwas geht? "Es gibt einfach Spiele, die Fans, die Presse und auch wir Spieler als größeren Höhepunkt wahrnehmen", sagte Thomas Müller bereits im September auf ran-Nachfrage und gab zu, dass im Bundesliga-Alltag manchmal die "Extra-PS" fehlen. Nach dieser Logik, müsste der FCB jetzt mit Volldampf in die Pokal-Partie bei Mainz 05 starten. "Es wäre sinnvoll, wenn wir morgen gewinnen", sagte Nagelsmann wenig aufgeregt. So einfach kann es also sein.

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Wie groß ist der Druck auf Julian Nagelsmann?

Noch ist es ruhig an der Säbener Straße, doch das Pokalspiel in Mainz ist ein erster dicker Prüfstein für den Bayern-Trainer und seine Arbeit. "Wenn er das Spiel verliert, wird es zu einer großen Drucksituation kommen", sagte Michael Reschke in der ran Bundesliga Webshow. Der ehemalige technische Direktor des Rekordmeisters weiß ganz genau, wie schnell Trainer beim FC Bayern auf der Abschussliste stehen. Auch die hohe Ablösesumme, die die Münchner einst für Nagelsmann nach Leipzig überwiesen haben, ist dann keine Rechtfertigung mehr.

Selbst wenn die Bayern am Mittwochabend aus dem Pokal ausscheiden sollten, ist der wahre D-Day für Nagelsmann der 8. März. An diesem Tag steigt das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris St. Germain. Sollte ab dann nur noch die Meisterschaft möglich sein, fehlen Nagelsmann die Argumente.

Aktuell tritt der 35-Jährige noch betont gelassen auf und verweist auf die mentale Belastung seiner Nationalspieler durch die Weltmeisterschaft in Katar.

"Es ist nicht ganz leicht für jeden Spieler im Kopf, nach so einer WM gleich wieder hochzufahren – auch wenn sie Urlaub hatten". Dass auch andere Topteams mit vielen Nationalspielern derzeit Probleme haben, darf Nagelsmann zwar als Erklärung nutzen, aber nur vorläufig.

Dass ihm von seinen Vorgesetzten nach Sadio Mane, Matthijs de Ligt, Yann Sommer nun auch  Joao Cancelo auf dem Silbertablett präsentiert wurde, macht Nagelsmanns Arbeit nicht unbedingt leichter. Es gibt keine im Kader begründeten Ausreden mehr. Er muss jetzt liefern.