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Bundesliga

FC Bayern München: Das darf nicht für die Meisterschaft reichen - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 19.05.2023
  • 14:38 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© IMAGO/Laci Perenyi

Der FC Bayern rückt der Meisterschaft trotz schwacher Leistungen Stück für Stück näher. Für ran-Autor Oliver Jensen fühlt sich dieser eventuelle Titel einfach nur falsch an.  

aus Bremen berichtet Oliver Jensen

Es ist Fakt: Gewinnt der FC Bayern die letzten drei Bundesligaspiele, ist er Deutscher Meister. Schon wieder! Zum elften Mal in Folge! Die vergangenen zehn Meisterschaften fühlten sich richtig an. Der FC Bayern hat fast immer die Bundesliga dominiert, spielte praktisch auf einem anderen Stern als die Konkurrenz.

Diesmal ist alles anders: Was der FC Bayern derzeit leistet, kann eigentlich nicht für den Titel reichen. Oder besser gesagt: Das darf nicht für den Titel reichen!

So kann der FC Bayern München schon am Wochenende (33. Spieltag) Meister werden.

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Der FC Bayern taumelt der Meisterschaft entgegen

Die Zeiten, in denen der Rekordmeister fußballerisch begeisterte, liegen mehr als ein halbes Jahr zurück. Derzeit taumeln sie eher der Meisterschaft entgegen. Der 2:1-Sieg gegen den SV Werder Bremen kam nur zustande, weil der Gegner individuell nicht stark genug war, um die vielen Fehler des FC Bayern auszunutzen.

Zugegeben: Die ersten 15 bis 20 Minuten sahen ordentlich aus. Der FC Bayern dominierte das Spiel, ließ den Ball gut laufen, baute Tempowechsel ein und ließ Bremen überhaupt nicht zur Ruhe kommen. Verlorene Bälle wurden sofort zurückerobert.

Doch es gelang ihnen nicht, daraus Chancen zu kreieren. In der ersten Halbzeit sorgte lediglich ein Kopfball von Benjamin Pavard, der auch noch aus einem Freistoß resultierte, für echte Torgefahr. Plötzlich verloren sie ihr Konzept. 

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Jubel

Noten zum Zittersieg in Bremen: Zwei Fünfer für Bayern

Der FC Bayern zittert sich gegen den SV Werder Bremen zum 2:1 und macht somit einen Schritt in Richtung Meisterschaft. Doch nicht alle Spieler haben geglänzt. ran benotet die Leistung der Bayern-Spieler.

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  • 06.05.2023
  • 20:59 Uhr

Es war sinnbildlich für viele Spiele in den vergangenen Wochen: Lange Bälle landeten irgendwo im Nirgendwo, Querpässe verlässlich beim Gegenspieler. Eine konterstarke Mannschaft von internationaler Klasse hätte den FC Bayern in dieser Spielphase auseinandergenommen. 

Am Ende gewannen sie, weil Serge Gnabry einmal richtig stand (1:0) und der eingewechselte Leroy Sane eine (zugegeben) starke Vorarbeit von Noussair Mazraoui verwertete.

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Tuchel redet die Leistung schön

Thomas Tuchel redet die Leistung trotzdem schön. Lediglich die Durchschlagskraft habe ein bisschen gefehlt. 

Die aber fehlt dem FC Bayern momentan Woche für Woche. Richtig überzeugend gespielt haben sie unter Trainer Tuchel nur einmal - und zwar beim 4:2 gegen Borussia Dortmund. Das war ihr großes Glück und könnte schlussendlich der Schlüssel zur Meisterschaft gewesen sein.

Doch was hat der FC Bayern zuletzt geleistet? Gegen Tabellenschlusslicht Hertha BSC bissen sie sich 69 Minuten die Zähne aus und gewannen glücklich mit 2:0. Gegen Mainz 05 brachen sie nach dem ersten Gegentreffer völlig ein und verloren 1:3. So etwas kennt man eigentlich nur von Abstiegskandidaten! Manchmal genügt auch schon eine Chance des Gegners, um den lethargischen FC Bayern zu schocken und völlig aus dem Konzept zu bringen. 

Und das reicht womöglich dennoch für die Deutsche Meisterschaft?

Meisterlich ist am FC Bayern nur wenig

Wenig an diesem Verein war zuletzt meisterlich. Am wenigsten der Vorstand, der einen völlig misslungenen Trainerwechsel vornahm und die Mannschaft dadurch zutiefst verunsicherte. 

Und der Kader? Sportvorstand Hasan Salihamidzic hebt immer wieder die vielen Weltklasse-Spieler in der Offensive hervor. Doch zu einer Top-Offensive hätte eben auch ein Top-Mittelstürmer gehört. Woche für Woche ist zu sehen, wie sehr dem FC Bayern dieser fehlt.

Sämtliche Spieler befinden sich im Formtief: Yann Sommer ist kein verlässlicher Rückhalt, Joao Cancelo wird den Anforderungen nicht gerecht, Joshua Kimmich und Leon Goretzka haben ihre Stabilität verloren, Sadio Mane lässt sein Potenzial nur vereinzelt aufblitzen.

Und selbst Serge Gnabry, der in den vergangenen beiden Spielen getroffen hat, agiert in vielen Phasen sehr fehlerhaft. Ob das für die Meisterschaft reichen wird?

Der FC Bayern muss noch gegen den kämpferisch starken FC Schalke 04 und Pokal-Finalist RB Leipzig antreten, ehe es zum Saisonabschluss zum 1. FC Köln geht.

Bei aller Kritik: Oft reicht eine mittelmäßige Leistung des FC Bayern aus, um am Ende doch noch irgendwie zu gewinnen. Die individuelle Qualität vieler Spieler, die in guter Form mit einer Einzelaktion Spiele entscheiden können, bleibt unbestritten.

Vielleicht genügt genau das für die erneute Meisterschaft. Womöglich erleben wir bereits heute eine Vorentscheidung, weil Dortmund gegen den aufstrebenden VfL Wolfsburg Punkte liegen lässt. 

Doch es wäre keine Meisterschaft, die sich richtig anfühlt.

Es wäre eine Meisterschaft, die nur zustande kam, weil 17 andere Vereine eben noch schwächer waren als dieser momentan taumelnde FC Bayern.