Die Bundesliga live in SAT.1 und auf ran.de
FC Bayern München: Matthijs de Ligt - ein niederländischer Fels in Topform
- Aktualisiert: 13.04.2023
- 16:46 Uhr
- ran.de/Tom Offinger
Mit dem 1:0-Sieg beim SC Freiburg befreit sich der FC Bayern vorerst aus der Ergebniskrise. Während seine Teamkollegen jüngst spielerische Konstanz vermissen ließen, überstrahlt vor allem einer das Münchner Chaos der vergangenen Wochen: Matthijs de Ligt - der dank bestechender Leistungen längst mehr geworden ist, als ein "normaler" Abwehrchef.
Aus Freiburg berichtet Tom Offinger
Das Grinsen wollte Matthijs de Ligt nicht mehr von den Lippen weichen.
"Natürlich ist es ein bisschen Glück, dass er reingeht", schmunzelte der großgewachsene Innenverteidiger des FC Bayern nach dem Spiel bei "Sky". "Aber es ist ein unglaubliches Gefühl."
Wenige Minuten zuvor hatte sich der 23-jährige Innenverteidiger ein Herz gefasst und aus knapp 20 Metern einfach auf das Tor des SC Freiburg abgezogen. De Ligts sehenswerter Distanztreffer markierte nicht nur den 1:0-Siegtreffer gegen die Breisgauer, sondern unterstrich auch die bestechende Form des Niederländers.
Denn während ein Großteil seiner Teamkollegen im Chaos der vergangenen Wochen scheinbar keine zwei gleichwertig konstanten Spiele aneinanderhängen kann, ist de Ligt der große Fels in der ungewohnt unruhigen bayerischen See.
Matthjis de Ligt: Zur richtigen Zeit in der richtigen Form
"Wenn man sich die letzten Spiele anschaut, ist das schon top, was er gerade leistet", schwärmte Bayern-Schlussmann Yann Sommer nach dem Sieg gegen Freiburg. "Er ist sehr wichtig für uns", fügte Joshua Kimmich hinzu, "wenn er vorne dann noch seine Tore macht, ist er umso wichtiger."
Schon seit Wochen ist der Sommerneuzugang in bestechender Form: De Ligt spielt nahezu fehlerfrei, wirft sich in jeden Zweikampf und geht als unbestrittener Chef der Münchner Abwehr voran.
Der Niederländer gibt Anweisungen und ist stets um Ordnung im Münchner Defensivspiel bemüht. Nicht lautstark und schreiend, aber doch deutlich. Während sich seine Nebenmänner Upamecano oder Pavard in den vergangenen Wochen den ein oder anderen Schnitzer leisteten, war es meist der 1,89m-Riese, der mit einer entscheidenden Grätsche die Situation entschärfte.
"Ich bin sehr happy, dass ich solche guten Innenverteidiger vor mir habe, die vieles wegblocken und wenig zulassen", lobte Sommer seinen Abwehrchef gegenüber ran.
Externer Inhalt
Matthijs de Ligt: Der Star-Neuzugang muss zum Nachsitzen
Dabei sah es im Sommer des vergangenen Jahres noch anders aus: Neben Sadio Mane wurde der großgewachsene Niederländer als Gesicht eines neuen FC Bayern präsentiert, doch der Neuzugang von Juventus Turin benötigte einige Zeit, um diesen Erwartungen gerecht zu werden.
Statt auf dem Feld verbrachte de Ligt einen Großteil seiner ersten Wochen in München auf der Auswechselbank, zu groß war sein Trainingsrückstand, den er aus Turin mit an die Isar brachte. Zudem musste de Ligt ein wenig abspecken.
Als "härteste Trainingseinheit der letzten vier Jahre" bezeichnete der damals 22-Jährige gegenüber Julian Nagelsmann die Anfangszeiten an der Säbener Straße.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken beeindruckte de Ligt seinen neuen Arbeitgeber mehr und mehr: Bei brütender Hitze schob der Blondschopf Extraeinheit um Extraeinheit – und spielte am dritten Bundesliga-Spieltag gegen Bochum seine erste Partie über 90 Minuten. Inklusive Premierentor im Bayern-Trikot.
PSG als Schlüsselmoment: De Ligt endgültig angekommen
Nach einer durchwachsenen Hinrunde und einer enttäuschenden WM in Katar kehrte de Ligt nach München zurück und etablierte sich seitdem endgültig als neuer Anführer der bayerischen Defensivreihe. Zweikampfstark und robust mit einer Prise Emotionalität – der Prototyp eines Leaders, den sie in München gerne sehen.
Seine Rettungstat im Champions-League-Rückspiel gegen Paris St.-Germain symbolisiert den Charakter und auch die jüngste Entwicklung des Niederländers: Nach einem Fehler von Yann Sommer musste Vitinha den Ball nur noch in das verwaiste Bayern-Tor schieben. De Ligt warf sich in letzter Sekunde in die Schussbahn und kratzte das runde Leder von der Torlinie. Kaum hatte der Niederländer seine Grätsche vollendet, ballte er beide Fäuste und brüllte seine Freude in Richtung der jubelnden Südkurve.
"Für mich war das, als hätte ich ein Tor geschossen", blickte de Ligt später in der "Sport Bild" auf seine Rettungstat zurück. "Ich gebe immer bis zum letzten Moment alles."
Noch so eine Charaktereigenschaft, die sie an der Isar schätzen: Unbedingter Wille und der Glaube an die eigene Stärke - "weiter, immer weiter" würde ein ehemaliger Bayern-Kapitän sagen.
Matthijs de Ligt: Weiter, immer weiter
"Unabhängig vom Tor ist er wichtig für uns, weil er sich in jeden Zweikampf reinhaut, weil er dahinten versucht, zu dirigieren, zu organisieren", fasste Mitspieler Kimmich die Bedeutung des 23-Jährigen nach dem Sieg gegen Freiburg zusammen. Genau diese Aktionen brauche die Mannschaft gerade, führte der deutsche Nationalspieler weiter aus. "So etwas hilft uns gerade sehr."
Der niederländische Fels steht derzeit zuverlässig in der Brandung. Zufrieden ist er dennoch nicht, wie er gegenüber der "Sportschau" durchblicken ließ: "Wir müssen immer besser werden. Wir müssen weiter trainieren und immer fokussiert bleiben, um besser zu werden. Die nächsten Spiele sind auch sehr wichtig."
FC Bayern München: Blick richtet sich langsam auf Manchester City
Während in der Bundesliga die Gegenspieler jüngst Lucas Höler oder Michael Gregoritsch hießen, wartet am Dienstag mit Erling Haaland und Manchester City (ab 21:00 Uhr im Liveticker) ein anderes Kaliber auf den FC Bayern. Ein wegweisendes Spiel in der entscheidenden Phase der Saison, vor allem für die hohen Ansprüche der Münchner – nach dem Aus im DFB-Pokal möchte man ungern einen weiteren Titel vorzeitig abschreiben.
Matthijs de Ligt wird auch dann eine zentrale Rolle einnehmen. Allein wird der 23-Jährige die Angriffe von Haaland, de Bruyne und Co. nicht aufhalten können, ein beherzter Auftritt des neuen Führungsspielers wird die eigenen Kollegen aber definitiv mitreißen.
Dennoch wird Thomas Tuchel keine elf de Ligts aufstellen können. Dass an besonderen Tagen auch ein einziger ausreicht, dürfte die Fans des deutschen Rekordmeisters jedoch mehr als positiv stimmen.