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FC Bayern München - Salihamidzic-Nachfolger? Der FCB steht sich selbst im Weg

  • Aktualisiert: 06.06.2023
  • 13:55 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images
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Der FC Bayern München sucht nach einem sportlichen Leiter, der den ehemaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic beerbt. Statt dabei die Chance zu nutzen, sich diverser und zukunftsorientierter aufzustellen, bleibt der Rekordmeister abermals im eigenen Dunstkreis. Eine hausgemachte Einschränkung, die den Erfolg in der Zukunft gefährden könnte. Eine kommentierende Analyse.

Von Justin Kraft

In den vergangenen Jahren ist das Wort "Kreativität" beim FC Bayern München zu einer Art neuem Vereinsmotto geworden. Der ehemalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde nicht müde, in nahezu jeder Transferphase den großen Unterschied zur internationalen Konkurrenz zu erklären: Geld.

Dem Rekordmeister geht es alles andere als schlecht. Die Münchner zahlen mit die besten Gehälter in Europa. Doch immer mit dem Ziel, am Ende vernünftig zu wirtschaften. Solche Ziele braucht es bei Manchester City oder Paris Saint-Germain nicht, wo der Geldspeicher keine Grenzen zu kennen scheint. Also fiel an der Säbener Straße oftmals der Satz: "Wir müssen kreativ sein."

Kreativ, um erfolgreich zu sein und Spieler von Weltklasseformat davon zu überzeugen, zu bleiben oder zu kommen. Doch wie wäre es mal mit etwas Kreativität bei der Besetzung der kürzlich frei gewordenen Stelle in der sportlichen Leitung?

Eigentlich wäre der abermalige Umbruch in der Führungsetage die große Chance, andere Wege zuzulassen, sich diverser und eben kreativer aufzustellen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Bayern weiter auf Stallgeruch setzen werden. Die Phrase "was schon immer so war, bleibt auch so", aber als antiquiertes Strategiekonzept. 

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FC Bayern München könnte von mehr Diversität profitieren

Zugegeben: Sich diverser aufzustellen und den Blick über den Weißwurstäquator hinaus zu weiten, wenn es um die Besetzung wichtiger Positionen geht, erfordert nicht nur Mut, sondern bringt Risiken mit sich. Es wäre eine Richtungsänderung, die in vielen Bereichen weitreichende Konsequenzen haben könnte.

Der FC Bayern war im vergangenen Jahrzehnt erst außergewöhnlich erfolgreich und dann immer noch ausreichend erfolgreich, um zu Recht darauf zu verweisen, dass der konservative Weg funktioniert.

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Ein Interview wie die Satzung: Der FC Uli Hoeneß ist zurück

Uli Hoeneß hat sich zu den Ereignissen beim FC Bayern München geäußert und dabei vor allem eines gezeigt: Der Rekordmeister dreht sich weiterhin um seinen Patriarchen. In einem Interview unterstreicht Hoeneß clever seine eigene Bedeutung für den FCB. Doch was bedeutet das für die Zukunft?

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Zumal Fußball ein Geschäft ist, das von Männern dominiert wird und ebenjene bevorzugt – beginnend bei der Ausbildung bis hin zur Besetzung der wichtigen Positionen. Das schränkt die Auswahl ein. Aber man muss Diversität auch nicht als Selbstzweck oder Gutmütigkeit verstehen.

Es geht in erster Linie nicht darum, dass der FC Bayern eine Vorreiterrolle einnimmt oder er innerhalb eines Sommers alles verändert. Es geht darum, dass der Klub selbst davon profitieren könnte, wenn er es in den nächsten Jahren richtig angeht und sich strategisch immer diverser aufstellt.

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FC Bayern: Sportvorstand? Am besten bayerisch!

Ein erster kleiner Schritt in Richtung mehr Diversität wäre es ja schon, wenn die Kandidatenliste für das Erbe von Salihamidzic nicht so bayerisch wäre. "Als wir ausländische Trainer hatten, habe ich festgestellt: Wir hatten keine Probleme damit, dass sie nicht perfekt Deutsch gesprochen haben", erklärte Karl-Heinz Rummenigge bei der Sportmesse "SpoBis": "Aber unsere Öffentlichkeit schon." Zwar gebe es gute Kandidaten im Ausland, "aber wir sind gut beraten, wenn wir uns auf Deutschland konzentrieren".

Aber warum eigentlich? Nur, weil es Probleme in der Kommunikation geben könnte? Englisch hat sich in unserer Gesellschaft mittlerweile etabliert, im Journalismus sowieso. Wenn wichtige Themen auf Deutsch nicht entsprechend kommuniziert werden können, dann eben so. Zumal die Medienarbeit und die Außendarstellung zwar wichtig sind, doch nicht wichtiger als die Arbeit hinter den Kulissen.

Salihamidzic ist dafür das beste Beispiel. Als es gut für ihn lief und die Resonanz für seine Arbeit auch medial Anerkennung fand, sprach niemand darüber, dass er in Interviews hier und da Probleme hatte, sich entsprechend auszudrücken. Erst als er sich durch inhaltliche Punkte angreifbar machte, wurde auch die Kommunikation wieder stärker in den Fokus genommen.

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FC Bayern München macht sich das Leben selbst schwer

Ein Weltklub wie der FC Bayern sollte sich nicht von der Landessprache abhängig machen. Verschiedene Studien, unter anderem auch von "McKinsey", zeigten in der Vergangenheit, dass Diversität Unternehmen in der Regel erfolgreicher macht. Äußere Einflüsse können belebend wirken und etablierte Muster infrage stellen.

Die konkreten Auswirkungen der Limitierung, die man sich selbst auferlegt, werden an den Gerüchten deutlich, die derzeit in Umlauf sind: Unter Leuten wie Stefan Reuter oder dem unerfahrenen Arjen Robben wirken Namen wie Max Eberl oder Markus Krösche sofort wie Heilsbringer.

Beide haben in ihrer Karriere erfolgreich nachgewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen und Qualitäten haben, die auch zum FC Bayern passen könnten. Doch wenn das bereits das obere Ende der Kandidatenliste sein soll, muss man bilanzieren: Die Filter bei der Suche nach einem sportlichen Leiter stimmen nicht.

Wo sind beispielsweise Marina Granovskaia, die international und beim FC Chelsea viel Ansehen genoss? Oder Michael Edwards, der dem FC Liverpool entscheidende Impulse auf dem Weg zurück an die Spitze gab? Nur zwei von vielen Namen, die es beim FC Bayern vermutlich nicht über eine bloße Nennung hinausschaffen würden.

Manchester City und Co.: Der FC Bayern ist längst wieder Außenseiter

Am Ende wird es eine Risikoabwägung sein. Es ist wohl kaum nötig, in München alles auf den Kopf zu stellen. Mit Blick in die Zukunft kann man aber sukzessive versuchen, sich mehr Perspektiven in den Klub zu holen, sich intensiver aus anderen Richtungen zu hinterfragen als nur aus jener von Uli Hoeneß. Denn wenn man ehrlich ist, ist der Klub ihm nach wie vor untergeben. Aufsichtsrat, Satzung, wichtige Entscheidungen mit Tragweite – alles trägt seine Handschrift.

International erlebt der FC Bayern aber zunehmend das, was für seine nationale Konkurrenz bereits Alltag ist: Man wird sukzessive abgehängt. Seit dem Champions-League-Titel 2013 war meist gegen den ersten ganz großen Gegner Schluss in der Königsklasse.

Es gab Ausnahmen wie jüngst gegen Paris Saint-Germain. Es wird auch in Zukunft Ausnahmen geben, denn der Abstand ist noch überschaubar. In Europa sind die Bayern dennoch zurückgekehrt in eine Außenseiterrolle, nachdem sie sich zwischenzeitlich im elitären Kreis ganz oben etablieren konnten. Auch der Titelgewinn 2020 ändert daran nur wenig – zumal die lange Coronapause und das Turnierformat in Lissabon dem FCB damals zu Gute kamen.

Bestätigen konnten die Münchner diesen Erfolg bisher nicht. Während ein Klub wie Manchester City in jedem Transfersommer dreistellige Millionenbeträge für neue Spieler ausgibt, ist das an der Säbener Straße noch die Ausnahme. Will und kann man diesen Weg dauerhaft nicht mitgehen, braucht es tatsächlich Kreativität. Dass diese aus dem eigenen Dunstkreis heraus nicht ausreichend geliefert werden konnte, ist ein Warnsignal.

FC Bayern: Wie sieht das "Mia san mia" der Zukunft aus?

Die passende Antwort darauf könnte sein, dass man das "Mia san mia" neu denkt und zulässt, dass es sich durch äußere Einflüsse weiterentwickelt. Das Risiko der Veränderung steht als Argument blockierend davor. Dabei könnten die vermeintlich sicheren, weil deutschen Kandidaten mit teils bayerischer Vergangenheit das viel größere Risiko darstellen.

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Stallgeruch und der Umgang mit dem FC Bayern und seiner bisherigen Kultur sind nicht ohne Grund ein Kriterium. Doch was, wenn beides möglich ist? Das, was den Rekordmeister auszeichnet und immer ausgezeichnet hat, sowie mehr Diversität, äußere Einflüsse und Veränderungen, wo Veränderungen notwendig sind.

Plötzlich wäre das Wort "Kreativität" mehr als eine Worthülse. Aber bei einem Klub, der Jan-Christian Dreesen (zehn Jahre im Klub) als "Tribut an die Neuzeit" - so Rummenigge im "kicker" - bezeichnet, weil er kein Ex-Spieler ist, wirkt das wie eine Utopie. Das ist keinerlei Kritik an der Kompetenz Dreesens, aber es ist gut möglich, dass der FC Bayern dennoch die Chance unterschätzt, die sich ihm gerade auf anderen Positionen bietet.


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