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FC Bayern München stattet Thomas Müller mit Rentenvertrag aus - drohendes Dilemma für Julian Nagelsmann?
- Aktualisiert: 21.04.2022
- 09:14 Uhr
- ran.de/Sebastian Kratzer
Thomas Müller unterschreibt in Kürze beim FC Bayern seinen Rentenvertrag. Auch wenn der 32-Jährige wie kein anderer für den Verein steht, birgt diese Vertragsverlängerung verstecktes Konflikt-Potenzial - vor allem für Trainer Julian Nagelsmann.
München - Nach Wochen der Unklarheiten tut sich etwas in Sachen Vertragsangelegenheiten beim FC Bayern.
Neben den Wechselgerüchten um Weltfußballer Robert Lewandowski stand auch hinter der Zukunft von Bayern-Urgestein Thomas Müller ein kleines aber verunsicherndes Fragezeichen. Zumindest hier könnte der deutsche Rekordmeister in Kürze Vollzug melden - und die Bayern-Fans aufatmen lassen.
"Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass wir relativ kurzfristig was sagen können", machte Bayern-Boss Oliver Kahn gegenüber "Sport1" Hoffnung. Und auch der Spieler selbst ließ nach dem 3:0-Erfolg in Bielefeld nur wenig Raum für Spekulation: "Beide Seiten wollen. Ich glaube, dass man da am Ende des Tages auch eine Lösung finden wird", sagte der 32-Jährige in der Mixed Zone.
Dazu passt ein Bericht der "Bild"-Zeitung, der besagt, dass Müller in Kürze einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag unterschreibt, der ihn bis 2025 an die Bayern bindet. Mit einem spekulierten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro kein billiges Unterfangen, doch die Bayern-Verantwortlichen hatten keine große Wahl.
FC Bayern: Müller-Verlängerung als politische Pflichtaufgabe
Obwohl in den vergangenen Jahren vermehrt Gerüchte um einen Bayern-Abgang von Müller die Runde machten, so richtig vorstellen konnte und kann sich das niemand. Thomas Müller lebt den FC Bayern wie kein anderer - und auch die Bayern-Bosse wissen, wie wichtig der gebürtige Bayer für den Verein ist.
Nach den Abgängen von Javi Martinez, David Alaba und Jerome Boateng ist der Offensiv-Allrounder neben Neuer das letzte Überbleibsel der Triple-Mannschaft aus dem Jahr 2013, die eine ganze Generation an Bayern-Fans geprägt hat.
Ein plötzlicher Abgang wäre der Anhängerschaft nur schwer zu vermitteln gewesen - und hätte den Druck auf die zuletzt häufig in der Kritik stehenden Kaderplaner Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn noch mehr erhöht. Umso logischer ist es, dass die Bayern-Bosse den Wünschen des Spielers schneller Folge leisten als bei anderen Baustellen, auch was das hohe Gehalt angeht.
Die politischen Beweggründe dieser Entscheidung sind nachvollziehbar, doch ob die Verlängerung auch sportlich Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt.
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Thomas Müller: Hinrunde verzerrt Gesamteindruck
Thomas Müller spielt im ersten Jahr unter Julian Nagelsmann eine starke Saison. Mit sieben Toren und 19 Torvorlagen in der Liga liefert der Routinier herausragende Zahlen - möchte man meinen. Denn auf dem zweiten Blick wird deutlich, wie sehr die außergewöhnliche Hinrunde den Gesamteindruck verzerrt.
Seit dem 18. Spieltag kommt Bayerns "25" gerade einmal auf zwei Tore und vier Assists in der Liga, die Formkurve zeigte zuletzt stetig nach unten. Auch in der Champions League gegen Villarreal wirkte Müller über weite Strecken wie abwesend - trotzdem setzte Julian Nagelsmann stets auf den lautstarken Antreiber.
"Die letzten Spiele sind scorermäßig eher dünn. Am Dienstag die Torchance zum 2:0 … Du brauchst auch das Matchglück. Die Formkurve war in der Hinrunde gefühlt besser", räumte Müller selbst nach dem Bielefeld-Spiel gegenüber dem "Kicker" ein.
In der Hinrunde noch Bayern-Motor, entwickelte sich Müller im Jahr 2022 eher zur Bremse im Angriffsspiel. Weil nicht nur die gehandelten Neuzugänge den von Nagelsmann geforderten "frischen Wind" ins Team bringen könnten, steht Müllers unangefochtene Stellung in der kommenden Saison auf dem Prüfstand.
Müller spielt immer - doch wie lange noch?
Der von Louis Van Gaal geprägte Satz: "Müller spielt immer", der beim FC Bayern als ungeschriebenes Gesetz gilt, könnte im zweiten Nagelsmann-Jahr auf die Probe gestellt werden. Denn mit Jamal Musiala haben die Münchner einen offensiven Freigeist in ihren Reihen, der auf immer mehr Spielzeit drängt.
Gegen Bielefeld kam das Bayern-"Bambi" für Müller ins Spiel und traf wenig später zum spielentscheidenden 3:0. Verfolgt man die Meinung einiger Experten und Fans im Netz, hätte Musiala bereits in dieser Saison deutlich mehr Spielzeit sehen sollen - vor allem auch für den zuletzt unglücklichen Müller.
Die Frage wird sein, ob Nagelsmann in der kommenden Spielzeit häufiger vom Müller'schen Gesetz abweichen wird und mehr auf Musiala oder die von ihm geforderten Neuzugänge setzt. Nach dem Villarreal-Aus deutete er bereits an: "Trotzdem ist es irgendwann, wenn man so erfolgreich war, auch an der Zeit, ein bisschen was Neues zu machen", so der Bayern-Trainer.
FC Bayern: Vertragsverlängerung mit Thomas Müller birgt Konfliktpotenzial
Heißt übersetzt: Im zweiten Jahr will der Bayern-Trainer voll und ganz auf seine eigenen Ideen setzen, zumal auch der Druck auf ihn nicht kleiner werden dürfte. Und hier manövriert sich der FC Bayern mit der Müller-Verlängerung in ein Dilemma mit Konflikt-Potenzial.
Denn Müller will immer spielen und auch die Bosse zahlen ihm keine 20 Millionen Euro im Jahr, damit er in wichtigen Spielen auf der Bank sitzt. Die Frage wird sein, ob Nagelsmann eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung findet oder sich Woche für Woche vor Medien, Fans und Verantwortlichen ob seiner Entscheidung rechtfertigen muss.
So oder so: Die Vertragsverlängerung von Müller ist für die Münchner unausweichlich. Ob sie ihrem Trainer damit allerdings einen Gefallen tun oder einen weiteren Nebenkriegsschauplatz billigend in Kauf nehmen, bleibt abzuwarten.
Sebastian Kratzer
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