Die Bundesliga live in SAT.1
FC Bayern München vor schwierigem Personalpuzzle: Zwölf Sorgenkinder und eine schwierige Entscheidung
- Aktualisiert: 12.12.2022
- 08:35 Uhr
- ran.de
Vor der Weltmeisterschaft war beim FC Bayern noch alles in bester Ordnung, drei Wochen später ist Krisenstimmung angesagt. Ein Dutzend Sorgenkinder und die verzwickte Torwart-Frage bereiten den Bossen Kopfzerbrechen.
Von Carolin Blüchel
München - Eigentlich läuft beim FC Bayern in dieser Saison bislang alles rund. Herbstmeister, blütenweiße Weste in der Champions League. Selbst der Pokal-Stolperer der vergangenen Jahre blieb aus. Eitel Sonnenschein an der Säbener Straße. Bis zur Weltmeisterschaft in Katar.
Diese stürzte den Rekordmeister binnen weniger Wochen in eine handfesten Krise. Standen doch im dritten Gruppenspiel gegen Costa Rica mit Thomas Müller, Serge Gnabry, Jamal Musiala, Leroy Sane, Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Manuel Neuer gleich sieben Bayern-Stars in der Startelf, bei denen das Frust-Barometer maximale Werte anzeigen dürfte.
Und dann bestätigte sich auch noch Andreas Brehmes legendäres "Schei*e-am-Fuß"-Zitat: Keeper Neuer brach sich im anschließenden Ski-Urlaub den Unterschenkel - Saison gelaufen.
"Die Ziele sind jetzt alle in Gefahr", schlug Bayern-Botschafter Stefan Effenberg im "Doppelpass" bei "Sport 1" Alarm. Auch wenn mit Sven Ulreich durchaus ein sehr guter Torhüter bereitsteht.
Nübel oder Neuer? Bayern in der Torwart-Zwickmühle
Für Michael Reschke, den früheren Technischen Direktor der Bayern ist klar, dass der Verein in der Winterpause bis spätestens vor dem Jahresstart 2023 am Freitag, den 20. Januar ab 19:00 Uhr live in SAT.1 und im Livestream den Torhüter-Markt sondieren wird.
"Sich nur auf Sven Ulreich zu verlassen, ist zu riskant. Sven könnte sich ja auch verletzen und dahinter hat der FC Bayern nur noch junge, sehr unerfahrene Torhüter im Kader. Das Risiko, die anvisierten Ziele zu verpassen, ist zu groß", so Reschke, der mittlerweile in der Spielerberatung tätig ist, bei ran.
Erste Wahl bei den Bayern ist der zum AS Monaco verliehene Alexander Nübel. Der 26-Jährige war im Sommer 2020 als designierter Neuer-Nachfolger von Schalke nach München gewechselt. Weil ihm der ehrgeizige Neuer jedoch keine Spielpraxis einräumte, flüchtete Nübel nur ein Jahr später ins Fürstentum.
"Wenn Nübel zurückkommen sollte, wird sich für ihn die Frage stellen: Was passiert, wenn Manuel Neuer zur neuen Saison wieder fit ist? Da braucht es ein klares Commitment", forderte Reschke.
Doch wie sicher ist es überhaupt, dass der 36-jährige Neuer nach solch einer Verletzung überhaupt weitermacht? Und wie stark kann er noch sein? Schon bei der WM beschlich einen manchmal das Gefühl, der Weltmeister von 2014 verfüge nicht mehr zu 100 Prozent über die Schnelligkeit beim Herauslaufen wie in seinen besten Jahren.
Sollen die Bayern lieber gleich auf eine neue Nummer eins setzen oder sich auf Neuers Comeback verlassen? "Das ist personell die schwierigste Entscheidung, die Bayern treffen muss", prophezeite Effenberg im "Doppelpass".
Externer Inhalt
Nagelsmann als Seelentröster gefragt
Eine Entscheidung, die vor allem Vereins-Boss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic Kopfzerbrechen bereiten dürfte, während bei Trainer Julian Nagelsmann psychologische Fähigkeiten gefragt sind, um seine niedergeschlagenen Spieler wieder auf Vordermann zu bringen.
Kimmich hatte unmittelbar nach dem Ausscheiden bei der WM, "Angst in ein Loch zu fallen", Müller sprach sogar von einem "Ohnmachtsgefühl".
Mane fehlt länger, Saison-Aus für Hernandez
Am Boden zerstört sind aber nicht nur die DFB-Stars. Neuzugang Sadio Mane verletzte sich kurz vor der Weltmeisterschaft und unterzog sich einer Operation am Wadenbeinköpfchen. Der Senegalese wird damit wohl sogar das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris St. Germain verpassen. Vielleicht noch mehr.
Lucas Hernandez erlitt mit der französischen Mannschaft in Katar einen Kreuzbandriss und fällt voraussichtlich bis Saisonende aus.
Pavard auf die Bank verbannt
Landsmann Benjamin Pavard ist zwar nicht körperlich aber psychisch angeschlagen. Weil er in der "Equipe Tricolore" als Rechtsverteidiger auflaufen musste und nicht im bevorzugten Abwehrzentrum, soll Pavard beleidigt gewesen sein. Nachdem auch die Leistung im ersten Gruppenspiel zu wünschen übrigließ, degradierte Trainer Didier Deschamps den Defensiv-Allrounder zum Bankdrücker.
Selbst wenn Frankreich den Titel verteidigen sollte, dürfte Pavard nicht mit dem allergrößten Selbstvertrauen zurückkehren. Ebenso wie Kingsley Coman, der in der bei der WM über die Joker-Rolle nicht hinauskommt.
Ähnlich verhält es sich mit Matthijs de Ligt. Setzte Hollands Trainer Louis van Gaal zum Auftakt noch auf den Bayern-Neuzugang, schmorte er bis zum Aus im Viertelfinale auf der Bank. Wohl auch, weil er im Vorfeld des Turniers an einer Knieverletzung laboriert hatte.
"Es ist nicht so frustrierend. Ich hatte befürchtet, bei dieser WM gar nicht zu spielen", beteuerte De Ligt mit Zurückhaltung, die beim FC Bayern so gar nicht gefragt ist.
Nur zwei glückliche Bayern-Stars
Lässt man Alphonso Davies (Kanada) und Eric Maxim Choupo-Moting (Kamerun) außen vor, deren Nationalmannschaften zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten abgeschnitten haben, bleiben mit den Halbfinalisten Dayot Upamecano (Frankreich) und Noussair Mazraoui (Marokko) nur zwei Bayern-Stars, die mit breiter Brust und positiver Einstellung an die Säbener Straße zurückkehren werden.
Durchaus eine große Herausforderung für die Münchner. Für den Rest der Bundesliga aber vielleicht die Chance, den Meisterkampf in dieser Saison spannender zu gestalten.