Bundesliga
FC Bayern München - Zahlreiche Verletzte: Das sagt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
- Veröffentlicht: 20.04.2024
- 16:12 Uhr
- Andreas Reiners
Zahlreiche Verletzungen haben Bayern-Trainer Thomas Tuchel das Leben schwer gemacht. Sie haben ihm aber auch Kritik eingebracht.
Die vielen Verletzten beim FC Bayern München sorgen in dieser Saison teilweise für arge Personalprobleme beim Rekordmeister. Doch nicht nur das: Sie sorgen auch für jede Menge Fragezeichen.
Denn dass es zum Beispiel alleine 24 Muskelverletzungen gab, ist ungewöhnlich. Serge Gnabry (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Kingsley Coman (Adduktorenverletzung) sind die Topstars, die sich jüngst verletzt haben.
Aufgrund der Häufigkeit wurde zuletzt auch darüber spekuliert, ob das Training von Thomas Tuchel ein Grund für die Verletztenmisere sein könnte.
"Irgendwas stimmt da nicht. Entweder trainieren die zu viel oder zu wenig. Mein Gefühl ist, dass die zu wenig trainieren. Das habe ich auch gehört", sagte "Sky"-Experte Dietmar Hamann.
Das Wichtigste in Kürze
Müller-Wohlfahrt nimmt Tuchel in Schutz
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der langjährige Teamarzt des FC Bayern, nimmt Tuchel nun aber in Schutz.
"Es ist nicht die Schuld des Trainers. Thomas Tuchel hat in Sachen Training und Belastungssteuerung einen sehr guten Ruf. Er ist der Leidtragende, immer wieder muss er die Mannschaft neu formieren. Das ist schon eine enorme Schwächung für einen Klub", sagte Müller-Wohlfahrt in der "Welt am Sonntag".
Stattdessen sieht der 81-Jährige ein grundsätzliches Problem im Profifußball, ob nun in der Bundesliga, der englischen, spanischen, italienischen oder französischen Liga.
"Die Kernspin-Technik. Ihr wird ein deutlich zu hoher Stellenwert eingeräumt. Der Glaube an sie ist viel zu groß geworden. Die moderne Sportmedizin befindet sich nicht im Stillstand, sondern in der Rückentwicklung", sagte Müller-Wohlfahrt.
Die Fähigkeit, mit den Händen zu diagnostizieren, gehe verloren, monierte Müller-Wohlfahrt: "Die Vereine und die Trainer sind die Leidtragenden dieser Entwicklung. Bei den jungen Ärzte-Kollegen vermisse ich das Rückgrat zu sagen: Ich will selbst herausfinden, was die Ursache und Art der Verletzung ist."
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"Diagnosen werden zu spät und oft nicht richtig gestellt"
Grundlage für einen guten Sportmediziner sei, "dass er Verletzungen ertasten kann. Das sollte jeder Sportarzt mitbringen, gerade auf dem Level der Bundesliga. Jeder Sportarzt sollte noch auf dem Rasen oder spätestens in der Kabine eine Diagnose stellen können." Er meint: "Die Diagnosen werden heute zu spät und oft nicht richtig gestellt."
Die Sportmedizin-Legende führte weiter aus: "Oft werden die Kernspin-Diagnosen von den Ärzten nicht manuell überprüft oder abgeglichen. Folglich stimmen die Diagnosen oft nicht. Die Sprache des Muskels wird viel zu wenig gehört. Die Technik kann die Hände nicht ersetzen. Das wird sie niemals können."